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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Schamgefühl, das sie damals empfunden hatte. „Ich habe meine Mutter noch nie so böse erlebt. Sie hat mich vor allen Frauen angeschrien und mich und Emily ins Bett geschickt. Für die nächsten zwei Jahre war es mir verboten, an den Quilttreffen teilzunehmen. Erst als Emily alt genug war, durften wir wieder hin.“
    „Das ist nicht fair!“
    „Das habe ich damals auch gedacht.“ Hannah tätschelte Tessas Knie. „Aber heute verstehe ich es besser. Emily war vielleicht schuld an dem Streit, weil sie ihn angezettelt hatte, aber auch ich hatte meinen Teil dazu beigetragen. Durch mein Verhalten wurde die Situation noch schlimmer. Wenn ich sie einfach die Fäden hätte abschneiden lassen, wäre alles gut gegangen.“
    Tessas Gesicht verzog sich. Hannah sah ihr an, dass sie angestrengt nachdachte.
    „Ist es so ähnlich wie bei dir und Molly?“, fragte Hannah.
    „Irgendwie schon. Nur dass es Mollys Schuld war, dass ich den Knopf verloren habe. Sie hat mich angerempelt, als ich ruhig dasaß. Der Knopf ist mir aus der Hand gefallen und in einem Spalt im Boden verschwunden. Jetzt bezahlt uns Mr Smythe bestimmt nicht. Er bezahlt nie, wenn irgendwas mit seinen Kleidern nicht stimmt. Und er gibt sich jedes Mal Mühe, etwas zu suchen, das nicht stimmt. Mama wird sicher mit mir schimpfen.“
    Tessa zog ihre Knie an, schlang die Arme darum und verbarg ihr Gesicht in ihrem Kleid. Hannah legte eine Hand auf den Rücken des Mädchens.
    „Ist der Knopf während dem Waschen abgefallen?“
    Tessa nickte. „Mhm. Meine Aufgabe ist es, die Knöpfe wieder anzunähen. Aber jetzt habe ich keinen Knopf mehr und Mr Smythe wird es merken.“ Ihre Stimme brach, sodass Hannah fürchtete, dass das Mädchen gleich in Tränen ausbrechen könnte.
    „Ich habe eine Idee.“ Hannah wartete, bis Tessa ihren Kopf hob. „Glaubst du, du kannst in die Wäscherei schlüpfen und Mr Smythes Hemd holen?“
    „Ja …“
    „Ich habe eine ganze Schachtel voller Knöpfe. Vielleicht finden wir ja einen, der passt.“
    Tessa starrte Hannah an, als sei sie eine gute Fee. „Meinst du wirklich, Miss Richards?“
    „Einen Versuch ist es doch wert, oder?“
    „Ja, das stimmt!“
    Bevor Hannah noch etwas sagen konnte, sprang Tessa davon, um das Hemd zu holen. Im Handumdrehen war sie zurück. Das Baumwollhemd war schon gewaschen und getrocknet, aber noch nicht gebügelt. Hannah schnappte sich Ezras Paket und zog Tessa mit sich in den Laden, wo sie gleich ihre Knopfschachtel hervorholte. Tessas Augen wurden groß vor Verwunderung.
    „Das müssen Tausende sein“, sagte sie mit funkelnden blauen Augen.
    Jetzt konnte Hannah sich ein Lachen nicht verkneifen. „Wahrscheinlich eher zweihundert. Aber ehrlich gesagt habe ich noch nie nachgezählt.“
    Hannah schüttete den Inhalt der Schachtel auf den Tisch. Schwarze, weiße, metallene, perlmutterne, gravierte, flache, zweilöchrige, vierlöchrige, Knöpfe ohne Löcher – die Auswahl war riesengroß.
    „Es war ein weißer“, sagte Tessa. „Siehst du?“ Sie legte das Hemd ebenfalls auf den Tisch und zeigte auf die Knöpfe, die sich noch an ihrem Platz befanden.
    Hannah warf einen Blick darauf. „Sieht aus wie Perlmutt. Schau dir die Knöpfe genau an und wenn du glaubst, du hast einen gefunden, der passen könnte, sieh noch nach, ob er die richtige Form und Größe hat.“
    „Gut.“
    Die zwei machten sich an die Arbeit. Einige Knöpfe waren sehr ähnlich, aber einen kleinen Unterschied gab es immer. Sie waren entweder zu groß, zu klein, zu durchsichtig oder zu flach. Wenn sie keinen fanden, der passte, hatten sie noch die Möglichkeit, alle Knöpfe auszutauschen. Den meisten Männern würde das nicht auffallen, also bezweifelte Hannah, dass Mr Smythe es bemerken würde. Aber das wäre nicht ehrlich. Am liebsten würde sie Tessa mit einem passenden Knopf am Hemd nach Hause schicken. Dann könnte ihre Mutter dem Kunden erklären, was passiert war und wie sie die Situation gelöst hatten. Dann wäre er hoffentlich zufrieden und würde nicht nur das Hemd bezahlen, sondern auch ein kleines Trinkgeld für die zusätzliche Arbeit geben.
    „Ich hab ihn!“, rief Tessa aus.
    „Wirklich?“
    Erleichterung durchströmte Hannah. Das machte alles viel leichter. Sie beugte sich nach vorne, um den Fund zu untersuchen. Er passte tatsächlich.
    „Gute Arbeit, Tessa. Ich hole dir eine Nadel und einen Faden.“
    Hannah öffnete die Schublade mit den Garnspulen und wählte einen weißen Faden. Sie schnitt ein Stück ab und

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