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Eine Liebe auf Korfu

Eine Liebe auf Korfu

Titel: Eine Liebe auf Korfu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LOUISE ALLEN
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grünäugigen, geschäftstüchtigen Witwe hingezogen fühlte, die einen keineswegs ermutigte.
    „Diese Insel ist berühmt für ihre schönen Frauen.“ Gewissenhaft schüttelte Alfred den Frack aus. „Und die meisten sind sehr – gastfreundlich.“
    „Oh ja, ich habe die Gastfreundschaft der Inselbewohner schon genossen.“ Benedict humpelte zum Bett und ließ sich von seinem Kammerdiener die Schuhe ausziehen.
    „Außerdem halten sich einige ehrbare junge Damen hier auf – falls Sie nicht nur auf erholsame Bekanntschaften Wert legen, Mylord.“
    „Glauben Sie mir, Alfred, hier auf Korfu suche ich weder eine Geliebte noch eine Ehefrau. Eigentlich dachte ich nur im Allgemeinen an die Frauen.“
    „Natürlich, Mylord, verzeihen Sie mir. Brauchen Sie meine Hilfe, wenn Sie Ihre restlichen Kleidungsstücke ablegen?“
    „Nein danke. Geben Sie mir einfach nur meinen Morgenmantel.“
    Sobald Benedict allein war, befasste er sich mit seinem Problem. Alessa. Erst einmal musste er das Rätsel ihrer Herkunft lösen und sie mit der Frau bekannt machen, die ohne jeden Zweifel ihre Tante war. Danach müsste er sich nicht mehr um sie kümmern, denn er hätte seine Pflicht erfüllt. Sonderbar – warum bereitete ihm dieser Gedanke ein so hartnäckiges Unbehagen?

6. KAPITEL

    An diesem Vormittag erwartete Alessa keine Patienten. Sie musste auch keine Wäsche erledigen, nur wenige Pflichten erfüllen, und sie freute sich auf die Mußestunden. Im hellen Morgensonnenschein ging sie zum Markt, einen Korb mit Salbentiegeln am Arm. Doch die Geschäfte eilten nicht. Sie würde dahinschlendern, mit den Einheimischen schwatzen oder auf einer Bank im Schatten der jungen Linden sitzen, die französische Soldaten rings um die Spianada gepflanzt hatten. Hier konnte man die Leute beobachten oder im italienischen Café unter den Liston-Arkaden Kaffee trinken.
    Die Augen mit einer Hand beschattet, betrachtete sie die blendend weißen, von den Franzosen errichteten Häuser. Kurz nach der Vollendung dieser Gebäude hatten sie die Insel wieder verlassen müssen. Im Schatten der Arkaden lagen Juweliergeschäfte, eine Seidenhandlung und Andenken- und Spielzeugläden, an deren Schaufenstern kleine Mädchen ihre Nasen platt drückten. Das tat auch Dora nur zu gern. Doch sie wusste, dass diese wunderbaren Sachen nicht für sie bestimmt waren – nicht für die Kinder, die in den Hintergassen wohnten.
    Alessa kannte Signor Luigi, den Besitzer des Cafés. Manchmal kam er zu ihr, um seine schmerzhaften Kniegelenke behandeln zu lassen. Einige Tische waren schon besetzt, hauptsächlich von Männern, die Zeitung lasen oder plauderten. Den Blick gesenkt, ging sie an ihnen vorbei. Sie wollte nicht angestarrt werden.
    „Signora Alessa! Mi scusi …“ Verblüfft drehte sie sich um und sah einen Kellner die Terrassenstufen herabstürmen. „Scusi, Signora, ma il signore …“
    „Questo signore?“ Doch sie wusste es, denn sie hatte Bene dict bereits entdeckt. Höflich lüftete er seinen Hut und erhob sich von seinem Stuhl.
    Sollte sie sich einfach abwenden und ihren Weg fortsetzen – oder ihm vorher zunicken? Er würde wohl kaum hinter ihr herhinken. Aber der Kellner würde ihr nachlaufen, in der Hoffnung auf ein gutes Trinkgeld, und sie wollte keine peinliche Szene heraufbeschwören.
    Von neugierigen Blicken verfolgt, ging sie zu Benedicts Tisch. „Guten Morgen, Sir. Kann ich irgendetwas für Sie tun?“
    „Guten Morgen, Kyria Alessa, ich würde mich freuen, wenn Sie eine Tasse Kaffee mit mir trinken.“ Abwartend lä chelte er sie an und legte seinen Hut auf einen Stuhl. „Ich darf mich erst wieder setzen, wenn Sie Platz genommen haben.“ In seiner Stimme schwang ein boshafter Unterton mit. „Sicher würde es meinem Knöchel schaden, so lange stehen zu bleiben.“
    Alessa sank auf eine Stuhlkante und stellte den Korb un ter den Tisch. „Un succo di arancia, per favore“, bestellte sie bei dem beflissenen Kellner, um ihn zu verscheuchen. Die Hände im Schoß gefaltet, spähte sie diskret unter der brei ten Krempe ihres Sonnenhuts hervor und beobachtete Benedict, der sich ihr gegenüber setzte.
    Er sah gut und erholt aus. Obwohl er sich immer noch vorsichtig bewegte, schien er nur mehr geringfügige Schmerzen zu verspüren.
    „Habe ich die Musterung bestanden, Alessa? Oder möchten Sie mir eine Medizin verordnen?“
    Verlegen errötete sie. „Essen Sie mehr Orangen, und trinken Sie weniger Kaffee und Brandy“, erwiderte sie bissig, um ihre

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