Eine Liebe auf Korfu
vollen Brüste. „So …“
Abrupt verstummte er und schaute ihr in die Augen. Erst jetzt erkannte sie, in welchem Zustand sie sich befand, und errötete.
„Alessa, du hast niemals zwei Kinder geboren.“
„Nein, natürlich nicht.“ Sie blinzelte verwundert. Dann merkte sie, was er meinte. „Oh! Dachtest du, ich wäre Doras und Demetris Mutter? Um Himmels willen, Benedict! Was glaubst du, wie alt ich bin? Die beiden sind sieben und acht. Und ich bin vierundzwanzig.“
„So habe ich dich eingeschätzt.“
„Also nahmst du an, ich hätte mit fünfzehn geheiratet?“ Alessa ging zu einem Felsen, auf dem ihre Kleider lagen, schlüpfte in ein Hemd und einen Unterrock. Unangenehm klebte die Wäsche an ihrer feuchten Haut, bedeckte aber wenigstens ihre Blöße. Sie drehte sich um und sah Benedict am Wasserrand stehen, die Hände in die Hüften gestemmt, starrte er sie an. Wie schön er war – und so verführerisch. Sie zwang sich, die immer noch gerötete Schürfwunde an seiner Hüfte zu mustern.
„Das Alter von Kindern kann ich nicht so gut beurteilen“, gestand er. „Ich habe keine Neffen oder Nichten. Warst du jemals verheiratet?“
„Nein.“ Sie ging zum Wasser, setzte sich und grub die Zehen in den Sand. „Und bevor du danach fragst – ja, ich bin noch Jungfrau. Nein, ich bin es nicht gewöhnt, nackt mit Männern im Meer zu schwimmen. Selbstverständlich nahm ich an, niemand wäre hier.“
Durch gesenkte Wimpern schaute sie zu Benedict hinüber. Aber er hatte sich abgewandt. Die Hände immer noch in die bewundernswerten schlanken Hüften gestemmt, blickte er auf das Meer hinaus. „Was für ein Durcheinander!“, erwiderte er. „Ich kann mich nur entschuldigen.“
„Nicht nötig. Jedenfalls musste das endlich mal geklärt werden.“
„Und was sollen wir jetzt tun?“
„Vielleicht wäre es am besten, du würdest dich anziehen“, schlug sie vor – unfähig, den Blick von seinem wohlgeformten Körper loszureißen.
„Oh Gott, das hatte ich ganze vergessen …“ Zu ihrem Entzücken errötete er – zumindest färbte sich sein Nacken rosig. „Gleich bin ich wieder da.“ Er rannte ins Wasser, schwamm zur Landspitze, und Alessa nutzte die Atempause, um ihre aufgewühlten Gefühle zu bekämpfen.
Als ein Fischerboot um die Landzunge bog, mit einem respektabel, wenn auch leger gekleideten Gentleman an den Rudern, saß sie im Schatten eines Baumes, ebenfalls vollständig angezogen, und flocht ihr Haar.
Benedict zog das Boot an Land, watete durch das seichte Wasser und eilte zu ihr. Von einem verletzten Fuß war nichts mehr zu bemerken.
„Geht es deinem Knöchel besser?“ Alessa schlang ein Band um das Ende ihres Zopfs und warf ihn über die Schulter. Vielleicht – wenn sie so taten, als wäre nichts geschehen …
„Ja, danke, Alessa. Was vorhin passiert ist – das wird nicht mehr vorkommen.“
Wäre es doch anders! „ Natürlich nicht.“ Sie schaute zu den Ästen auf, die sich über ihren Köpfen wölbten. Trotz ih rer verwirrenden Emotionen musste sie lächeln. „Das wäre auch gar nicht möglich.“
„Warum nicht?“ Benedict kauerte sich auf seine Fersen.
„Weil das der Keuschheitsbaum ist, der alle Jungfrauen beschützt.“ Spielerisch zog sie einen Zweig herab. „Sein richtiger Namen lautet ‚Pfeffer der Mönche‘“, fügte sie hinzu, zerrieb eine welke Blüte vom Vorjahr zwischen ihren Fingern und zeigte ihm winzige Körner. „Wenn ein Mann diese Körner isst, die wie Pfeffer schmecken, verfliegen all seine fleischlichen Gelüste. Deshalb eignen sie sich so gut für Mönche. Willst du sie kosten?“
„Gewiss nicht.“ Benedict wich zurück, als würde ihm allein schon die Nähe des Baumes Angst einjagen. „Da halte ich es lieber mit dem heiligen Augustinus.“ Erstaunt run zelte Alessa die Stirn, und er erklärte: „Herr, schenke mir Keuschheit, aber noch nicht jetzt.“
Der feindselige Blick, den er dem Baum zuwarf, befreite Alessa von den letzten Resten ihrer inneren Anspannung, und sie brach in fröhliches Gelächter aus. „Keine Bange“, brachte sie hervor, die Stimme von Lachtränen halb erstickt, „der Genuss dieser Körner würde dir nicht die Manneskraft rauben – und dir nur helfen, enthaltsam zu leben.“
„Weißt du eigentlich, wie empfindlich du meinem männlichen Selbstbewusstsein schadest? Du rettest mir das Leben, erteilst mir Lektionen … Und jetzt machst du dich auch noch über mich lustig!“
„Das verdienst du. Hast du etwas zu essen
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