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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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eingefärbten Deutsch zu Wort. Dann wechselte er das Thema, indem er fragte: »Hast du den neuen Arzt gesehen, Hans?«
    »Welchen neuen Arzt?«
    »Doktor Bianchi hat Costa Dorada verlassen, daher hat man uns einen neuen Hausarzt zugewiesen. Und weißt du, wer sein Nachfolger ist?« Pepe machte eine Kunstpause und fuhr mit empörter Stimme fort: »Ein Schwarzer! Ich traute meinen Augen kaum, als er mit dem Notfallteam auftauchte, um Klaus zu versorgen. Ein Afrikaner, zum Teufel!« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wohin das noch führen soll …«
    »Aber es arbeiten doch noch andere Farbige in der Kolonie«, entgegnete Hans.
    »Kellner, Zimmermädchen, Gärtner, Aushilfen, aber … Ärzte? Ich bitte dich, das ist doch ein Affront. Gleich morgen werde ich eine offizielle Protestnote an den Vorstand des Zentrums einreichen. Wenn sie glauben, ich lasse zu, dass mich ein Affe ohne Haare untersucht, täuschen sie sich gewaltig.«
    »So darfst du nicht reden, Pepe«, protestierte Rainer stirnrunzelnd. »Sowohl die Geschichte meines als auch deines Landes zeigen, dass solche Ansichten nicht nur falsch, sondern gefährlich sind.«
    »Sprichst du von Hitler und Franco?« Carmona hob eine Augenbraue, als langweile ihn dieser Einwand. »Nun, wenn du meine Meinung über starke Führer wie diese beiden wissen willst: Sie fehlen Europa, und zwar ganz gewaltig. Und wenn wir schon beim Thema Geschichte sind, so kann ich dir sagen, dass Franco zwar viel über die hispanische Rasse sprach, ihm die Reinheit des Blutes aber mit Sicherheit völlig schnuppe war. Scheiße, wenn er die Mauren mochte! … Und was Hitler betrifft, sein einziger Fehler war, dass er nicht zu Ende führte, was er begonnen hatte.«
    Hans runzelte missbilligend die Stirn. Pepe Carmona war ein Relikt des 20. Jahrhunderts, der letzte Rechtsextreme der alten Schule. Niemand wusste, was er als Spanier in einer Kolonie deutscher Pensionäre tat, aber die anderen Bewohner schätzten ihn, denn im Allgemeinen war er ein liebenswürdiger, herzlicher Mensch. Außer, wenn er über Politik sprach, so wie jetzt.
    »Die Sache ist ganz einfach«, ereiferte sich Carmona immer mehr. »Stellt euch vor, ihr seid zu Hause – in eurem Haus, das ihr viele Jahre lang liebevoll eingerichtet und gepflegt habt. Und auf einmal kommt ein Maurenpärchen mit zwölf Kindern und lässt sich in eurem Wohnzimmer nieder. Dann besetzt eine Indio-Familie euer Gästezimmer. Etwas später taucht ein halber Stamm Schwarze auf und …«
    »Das ist doch Demagogie«, unterbrach Rainer ihn.
    »Es ist die Realität. Wir Europäer haben die abendländische Zivilisation geschaffen, indem wir über Jahrhunderte hinweg unsere Arbeit, unseren Erfindergeist, ja unser Blut investierten. Wir haben die mächtigste Kultur des Planeten geschmiedet, und auch die gerechteste, mit den größten Entfaltungsmöglichkeiten für ihre Bürger. Und wozu das alles? Um sie ein paar Wilden zu schenken, die es nicht hinbekommen haben, sich zu entwickeln?«
    »Oder die es nicht konnten«, bemerkte Magda Stadler. »Oder die wir nicht gelassen haben.«
    »Unsinn. Europa muss denen gehören, die es aufgebaut haben, nicht einem Haufen zugereister Barbaren.« Carmona machte eine Geste in Richtung Meer. »Warum haben wir wohl sonst eine Trillion Euro dafür ausgegeben, eine Barriere zu errichten, die uns vor der Barbarei schützt?«
    Hans richtete seinen Blick wieder auf das ruhige Wasser des Mittelmeers. In der Ferne, kaum wahrnehmbar, zeichnete sich die Silhouette einer Plattform der Charleroy-Linie ab – der technologischen Grenzmauer, die Europa von Norwegen bis Bulgarien umgab. Es gab Tausende solcher Plattformen, und jede von ihnen war mit Sensoren, elektronischen Erkennungssystemen, Selbstschussanlagen und Laserschranken ausgestattet. Und das war nur ein Teil: Da waren auch noch das geostationäre Satellitennetz, die Erkundungs-Flugzeuge, die Patrouillenboote, die Küstenbunker … Hans wusste nicht, ob die Charleroy-Linie – benannt nach der belgischen Stadt, in der ihre Errichtung beschlossen worden war – wirklich eine Trillion Euro gekostet hatte, aber seiner Meinung nach hätte das Geld, wie viel es auch gewesen sein mochte, wesentlich besser investiert werden können.
    »Es ist unsere Pflicht, die Kultur zu schützen, die uns die vorherigen Generationen hinterlassen haben«, schloss Carmona, »und das erreicht man nicht, indem man Europas Türen für jeden illegalen Einwanderer öffnet, der gerne

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