Eine ungezogene Witwe: Erotischer Roman (German Edition)
konnte es nicht ertragen, dabei zu sein, wie Ric in Handschellen abgeführt wurde, deshalb zog sie sich in die Stille ihrer eigenen Zimmer zurück. Aber dort konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, aus dem Fenster zu blicken und den beiden nachzuschauen, wie sie die Ausfahrt hinunter ritten. Rics Pferd war mit dem des Constables verbunden, um eine Flucht zu verhindern.
Sie hatte keine Ahnung, dass Delie diese Szene auch verfolgt hatte, bis die Frau aufgeregt in Melanies Zimmer stürzte, das Gesicht vor Wut verzerrt, und mit schriller Stimme rief: »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
Zwölftes Kapitel
So heftig war Delies Ausbruch, dass Melanie unwillkürlich zurückwich. Die andere Frau schien durchaus fähig zu sein, sie körperlich anzugreifen.
»Tut mir leid, Delie. Ric ist wegen Diebstahls verhaftet worden.«
»Bist du wahnsinnig?«
»Nein, aber ich bin verletzt und verstört. Er wird nicht nur durch das Auffinden der gestohlenen Gegenstände in seinem Zimmer belastet, sondern auch durch seinen Schwur heute Morgen, dass er mir alles wegnehmen will, was er wegnehmen kann.«
»Das kommt dir wie gerufen, was?« Delies Sarkasmus war nicht weniger ätzend als der ihres Bruders.
»Was meinst du damit?«
»Ric würde niemals stehlen. Er hat keinen einzigen unehrlichen Knochen im Körper.«
»Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Unehrlichkeit und bewusster Täuschung.«
»Das, glaube ich, steckt in Wirklichkeit dahinter. Dich hat seine wahre Identität so sehr entsetzt, dass du beschlossen hast, ihn wegen Diebstahls verhaften zu lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so rachsüchtig sein kannst.«
»Das bin ich auch nicht«, rief Melanie, empört über Delies Beschuldigung. »Ich will euch zwar beide aus dem Haus haben, aber es würde mir im Traum nicht einfallen, Ric wegen falscher Behauptungen zu belangen.«
»Wer würde denn sonst so etwas tun?«, fragte Delie, aber dann brach sie plötzlich ab und wurde still. Ihre Augen verzogen sich zu kleinen Schlitzen. »Ich frage mich …«
Melanie wartete auf die Fortsetzung von Delies Gedanken.
»Pieter war wild entschlossen, dich zu heiraten.«
»Jetzt machst du dich lächerlich. Pieter hat mir nie einen Anlass gegeben, ihm nicht rückhaltlos zu vertrauen.«
Delie warf ihr einen abschätzigen Blick zu. »Himmel, was bist du doch für eine naive Närrin. Pieter hat sich mit mir und meinem Dienstmädchen amüsiert. Er hatte sogar geplant, uns beide gleichzeitig zu nehmen.«
»Das sagst du nur, weil ich glauben soll, dass Ric unschuldig ist«, warf Melanie ihr vor.
»Ric ist unschuldig. Wenn du Pieter glaubst, dann kann ich dir meinen Platz neben Mary anbieten. Heute Nachmittag sollte der Dreier stattfinden. Ich habe nicht die Absicht, länger in diesem Haus zu bleiben. Ich packe nur noch meine Sachen. Die Grimshaws werden mich gerne aufnehmen.«
»Das glaube ich gern.«
»Sie sind wenigstens ehrlich über ihre Freude am Sex, was man von dir nicht sagen kann«, sagte Delie schnippisch. »Ric wird dir diesen Tag nie verzeihen. Und ich auch nicht. Such dir Deckung, Melanie, denn wenn Ric wieder frei ist, werden wir beide unsere Rache haben wollen.«
Die Zweifel an Pieters Integrität, die Delie in Melanies Gedanken ausgesät hatte, begannen langsam aber stetig zu wachsen. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie sich für Pieters sexuelle Aktivitäten nicht wirklich interessierte. Es war ihr egal, dass er Sex mit Delie hatte, und wenn er sich an das Dienstmädchen herangemacht hatte, störte sie das auch nicht. Dann fragte sie sich, wie wichtig ihr Vermögen für Pieter war. Immerhin war er es, der Rics wahre Identität herausgelassen hatte.
Sie ging noch einmal die Abfolge der Ereignisse durch, und ihr fiel auf, dass die Bloßstellung Rics erst erfolgte, nachdem sie Pieter erzählt hatte, dass sie Ric heiraten würde.
Die natürliche Steigerung vom hinterlistigen Aufmischen des Rivalen zur absichtlichen Unterstellung eines Diebstahls war zu entsetzlich, um überhaupt gedacht zu werden. Und doch würde ein solches Vorgehen viele Fragen beantworten, dachte Melanie und beschloss spontan, auf eigene Faust ein paar Ermittlungen anzustellen.
Selbst unter der Androhung, entlassen zu werden, gab Mary, das Dienstmädchen, nur zu, Sex mit Pieter getrieben zu haben. »Das können Sie mir nicht vorwerfen«, behauptete sie trotzig. »Ich habe es auch mit Mr. Liddell gemacht.«
Der Zorn, der durch Melanies Adern rauschte, war so impulsiv, dass sie die
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