Einklang der Herzen
Sommer wird alles herrlich blühen. Ihre Erde ist sehr fruchtbar, Mr. Grant.« Sie streckte ihm eine Handvoll hin.
»Davon verstehen Sie mehr als ich.« Er ergriff ihre Fingerspitzen und musterte die Erde eingehend. »Sie sind hier die Landwirtin.«
»Das war ich«, berichtigte sie ihn und versuchte, ihre Hand wieder wegzuziehen, was ihr nicht gelang.
»Ich fürchte, ich verstehe nichts vom Gärtnern – von Blumen oder Gemüse. Ich glaube, dafür braucht man ein gewisses Talent.«
»Es kostet nur Zeit und etwas Mühe, wie in allen anderen Bereichen des Lebens auch. Hier.« Damit er ihre Hand endlich losließ, hielt sie ihm Samen hin. »Lassen Sie einfach einige fallen«, forderte sie ihn auf. »Nicht zu viele auf einmal. Sie brauchen Platz zum Wachsen. Und jetzt bedecken Sie alles mit Erde und überlassen es der Natur, ihr Übriges zu tun.« Zerstreut strich sie sich mit einer Hand über die Wange. »Egal, was Sie tun, die Natur hat auf jeden Fall das letzte Wort. Das wissen Landwirte, egal ob hier oder in Irland.«
»Nachdem ich also gesät habe«, folgerte er grinsend, »lehne ich mich einfach zurück und schaue den Blumen beim Wachsen zu?«
»Nun«, sie sah ihn ernst an. »Ein wenig bleibt dann schon noch zu tun. Wie gießen und Unkraut jäten. Die Samen werden schneller aufgehen, als Sie denken. Und da hinten will ich Wicken aussäen.« Sie deutete über den Rasen. »Wenn nachts Wind aufkommt, wird der Duft durch die Fenster wehen. Wicken sind etwas ganz Besonderes. Sie fangen sehr klein an, aber sie klettern immer höher und höher und hören erst auf, wenn es nichts mehr gibt, woran sie sich festhalten können. Wir sollten einen Rosenbusch pflanzen«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Es gibt nichts Wunderbareres, als wenn sich der Duft von Rosen und Wicken vermischt. Rote Rosen, die gerade aufblühen.«
»Haben Sie Heimweh, Dee?« Er hatte die Frage in einem sanften Ton gestellt, doch sie riss den Kopf überrascht herum. »Ich …« Sie zuckte mit den Schultern und blickte wieder zu Boden. Es war ihr unangenehm, dass er sie so leicht durchschauen konnte.
»Das ist vollkommen normal.« Er hob ihr Kinn, bis sie ihm wieder in die Augen sah. »Es ist nicht leicht, alles, was man je gekannt hat, hinter sich zu lassen.«
»Nein.« Sie wich ein wenig zurück und begann, Ringelblumensamen auszustreuen. »Aber es war mein eigener Wunsch. Ich wollte es. Ich wollte es«, wiederholte sie. »Ich war nicht eine einzige Sekunde lang unglücklich, seit ich aus dem Flugzeug gestiegen bin. Ich kann nicht mehr zurück, aber ich weiß auch gar nicht, ob ich es wollte. Ich habe nun ein anderes Leben.« Sie warf das Haar zurück. »Mir gefällt es hier. Ich mag die Leute, die Arbeit, die Pferde, das Land.« Mit einer ausladenden Geste fuhr sie fort: »Sie haben ein wunderschönes Zuhause, Mr. Grant. Jeder Mensch wäre hier glücklich.«
Er wischte ihr etwas Erde von der Wange und erwiderte ihr Lächeln. »Ich bin froh, dass Sie das sagen. Aber es ist nun auch Ihr Zuhause.«
»Sie sind ein sehr großzügiger Mann, Mr. Grant.« Sie ließ ihn nicht aus den Augen, doch ihr Lächeln wurde mit einem Mal traurig. »Nicht viele Menschen würden so etwas sagen und auch noch so meinen, und dafür bin ich Ihnen dankbar. Aber sei es, wie es mag, die Farm war mein Zuhause.« Seufzend drückte sie einen Finger in die Erde. »Mein Zuhause …«
Am nächsten Morgen, als Adelia gerade ein Vollblutpferd, das sie trainiert hatte, dem Stalljungen übergab, trat Trish Collins mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu. »Hallo, Adelia. Haben Sie sich schon eingewöhnt?«
»Guten Morgen, gnädige Frau. Ja, danke.« Sie betrachtete die schöne Frau bewundernd. »Und wo sind Ihre Jungs heute Morgen?«
»In der Schule. Aber morgen werden sie wieder hier sein. Sie sind ganz verrückt nach dem neuen Fohlen.«
»Das ist auch ein wunderbarer Anblick.«
»Ja, ich war gerade bei ihm. Travis hat mir erzählt, wie fantastisch Sie mit der Stute umgegangen sind.«
Adelia blieb einen Moment der Mund offen stehen. Sie war überrascht und zugleich mehr als erfreut, dass Travis sie gelobt hatte. »Ich habe gerne geholfen, gnädige Frau. Aber Solomy hat die ganze Arbeit gemacht.«
»Nennen Sie mich Trish, sonst fühle ich mich so alt.«
»Aber nein, gnädige Frau, Sie sind doch überhaupt nicht alt«, platzte Adelia entsetzt heraus.
»Das finde ich auch nicht. Travis und ich werden im Oktober einunddreißig.« Trish lachte über Adelias
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