Eiskalt in Nippes
gestorben ist?“, stellte sich Edmund Blecher ahnungslos.
„Das wird noch genau untersucht“, wich Dember der Beantwortung aus. Es durften jetzt keine Ermittlungsergebnisse nach außen dringen, denn es gab immer Dinge, die nur ein Täter wissen konnte.
Blecher wusste genau, dass Dember ihn an der Nase herumführen wollte.
„Was hat das denn mit mir zu tun? Letztes Mal wollten Sie etwas über meinen Bruder wissen, und heute fragen Sie mich nach einer Mitarbeiterin, die schon seit Jahren in Rente ist. Können Sie mir das vielleicht mal erklären?“
„Auch das versuchen wir noch zu klären“, warf Krogmann ein. „Es wäre noch zu früh, hier einen Zusammenhang zu sehen. Ist wahrscheinlich reiner Zufall. Die Welt ist klein. Aber mal zurück zu Ihrem Bruder. Ich habe gestern noch in der Firma in Singapur angerufen. Dort hat ihn noch nie einer gesehen. Wie muss ich das verstehen?“
Blecher wurde mit einem Mal klar, dass er mit dem Bild eines älteren Mannes aus dem Internet fast einen Fehler gemacht hätte. Im letzten Moment erinnerte er sich daran, dass er selbst die Legende einer schweren Krankheit geschürt hatte. „Das wundert mich nicht. Uwe ist sehr krank und meidet jede Öffentlichkeit. Selbst mir gegenüber ist er sehr zurückhaltend. Er kommt fast gar nicht mehr nach Europa, undich sehe ihn nur, wenn ich selbst mal nach China fliege. Das ist auch der Grund, warum ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe“, sagte er und musterte die nachdenklichen Blicke der Ermittler.
„Okay, eine letzte Sache noch, ich meine, ich hätte Sie das bereits gefragt: Was fahren Sie noch mal für ein Auto?“, fragte Dember.
„Einen BMW X6 Cabrio, das habe ich Ihnen doch schon beim letzten Mal gesagt“.
Gerade als Dember die nächste Frage formulieren wollte, betrat Blechers Sekretärin den Raum. In ihrer Hand hielt sie ein Blatt Papier und legte es ihm mit den Worten „Hier, Herr Blecher, das eilt wohl“, auf den Tisch.
Blecher las das Fax und legte es dann seinen Besuchern vor. „Damit wäre ja wohl alles klar.“
Absender des Faxes war Director Mankowicz, BLECHER Electronics Ltd. Singapur.
Die beiden Ermittler schauten sich an, auch ohne Worte waren sie sich einig, die Befragung jetzt zu beenden. „Vielen Dank, Herr Blecher, wir werden Sie vermutlich trotzdem noch einmal vorladen müssen, damit wir unser heutiges Gespräch noch schriftlich zu Protokoll bringen können. Ist ja schon einiges zusammengekommen, auch wenn es scheinbar belanglos war“, sagte Dember und ging zur Tür.
„Beim nächsten Mal machen Sie bitte vorher einen Termin mit meiner Sekretärin aus.“
Dember fiel das abgebrochene Eckchen der Plastikkarte ein, das sie an der aufgebrochenen Wohnungstür von Erna Schmitz sichergestellt hatten. Die KTU hatte seine erste Vermutung, dass es sich um eine euroShell-Tankkarte handelte, bestätigt.
„Entschuldigung, ich habe noch eine Frage. Wo tanken eigentlich ihre Firmenfahrzeuge?“
Blecher verstand nicht, was diese Frage nun sollte.
„Ach, nur so. Wir tanken unsere Dienstfahrzeuge über die gleiche Karte“, wich Dember der Frage aus, um den wahren Grund nicht zu nennen.
Als sie im Dienstwagen saßen, schlug Dember mit der Faust an den Fahrzeughimmel: „Wie ein Depp, wie ein blutiger Anfänger kam ich mir vor. Der Typ ist dermaßen aalglatt. Aber jetzt bin ich noch überzeugter, dass wir hier richtig sind.“
Dabei schaute er Krogmann an, die über seine Impulsivität erstaunt war.
„Jetzt reg dich nicht so auf, wenn er doch etwas mit dem Toten zu tun haben sollte, kriegen wir ihn. Jeder Täter macht irgendwann einmal einen Fehler. Aber ich weiß bei dieser Spur, um ehrlich zu sein, erst mal nicht weiter, oder meinst du etwa, dass Tote Faxe und E-Mails versenden können?“
„Du hast ja recht, Toni. Aber das musste jetzt mal raus, und wer zuletzt lacht…“
Hermann Krieger spürte einen stechenden Schmerz in seinem Rücken. Nur langsam wurde ihm klar, dass er auf einem Klappspaten lag. Edmund Blecher war passionierter Jäger, und der Spaten gehörte, wie auch eine Aufbruchschere und eine Abdeckplane, zur Standardausrüstung, die immer im Fahrzeug blieb. Krieger betastete den Spaten. Das Blatt dieses Bundeswehrmodells hatte auf einer Seite eine Sägezahnung. Nach ihm unendlich lang erscheinenden Minuten hatte er durch Reiben der Fessel an der Zahnung des Spatens das Panzerband durchtrennt. Als er mit aller Muskelkraft das Band von den Handgelenken riss, verlor er abermals das
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