Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
Vom Netzwerk:
schon länger, als ihr selbst bewusst ist.«
    Eamons Stimme erhebt sich über die anderen. »Lark verfügt über die Fähigkeit zu töten . Sie hat es in der Schule getan, wisst ihr nicht mehr? Und sie wird es wieder tun, wenn sie Gelegenheit dazu bekommt. Sie wird Beck zerstören. Und wenn sie mit ihm fertig ist, wird sie tun, was Malin allein nicht kann – den Rest von uns töten.«
    Ich bekomme keine Luft; sie ist mir aus der Lunge entwichen. Das Wort »töten« bleibt in meinem Verstand haften, und ein Schrei baut sich in meiner Kehle auf.
    Noch ein Tumult. Ich zwinge mich, darauf zu achten.
    »Nein, Beck, du hörst auf mich. Auf uns alle. Wir wissen, wovon wir sprechen. Sie wird dir allen Frohsinn entziehen und dich zerstört zurücklassen. Du wirst nur noch die leere Hülle einer Person sein.«
    »Ich glaube euch nicht. Ich kenne Lark besser als jeder andere. Das würde sie nicht tun.« Becks Stimme verrät Anspannung.
    Ich will durchs Zelt laufen und ihm sagen, dass er recht hat. Ich will ihm die Arme um den Hals schlingen und seinen Duft einatmen. Ich will, dass er glaubt, dass ich nichts von alledem bin, sondern nur Lark, dieselbe, die ich immer war.
    Er muss für mich kämpfen. Bitte, Beck. Bitte kämpfe für mich.
    »Sie sagen die Wahrheit, Beck. Das wird sie dir antun – und sie tut es dir jetzt schon an.« Mrs. Channings Stimme zittert. »Jedes Mal, wenn du sie beruhigst, entzieht dir das etwas und schwächt dich.«
    Es folgt ein leises Gespräch. Ich strenge mich an, es zu hören, aber es besteht nur aus unverständlichem Flüstern.
    »Beck«, sagt Bethina leise, »wir haben uns geirrt. Du überlagerst Larks Dunkelheit nicht. Ihr gleicht einander aus. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Warum? Wieso ist das anders? Sie ist immer noch Lark.« Becks Stimme bricht.
    »In euch steckt für einen gewissen Zeitraum ein Teil der Kräfte des jeweils anderen.« Bethina klingt erschöpft. »Ihr greift auf einander zurück, aber Lark entzieht dir mehr als du ihr. Dein Licht sorgt dafür, dass sie ruhig bleiben kann.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass Lark gefährlich sein wird, sobald die zeitbegrenzte Bindung gelöst ist, denn dann wird sie nichts mehr in sich tragen, was ihre Kräfte ausgleichen kann.«
    »Dann lasst mein Stück doch für immer in ihr.«
    »Das könnte dich töten. Und du musst für uns stark sein. Vollständig. Die Versammlung will, dass du dir dein Stück als Erster zurückholst. Wenn du es kannst, wirst du stärker sein, und Lark …« Bethina versagt die Stimme, und sie kann den Satz nicht beenden.
    »Was? Was wird aus Lark werden?« Besorgnis verdrängt den dünnen Hauch von Beherrschung aus Becks Stimme.
    Mrs. Channing beendet den Satz an Bethinas Stelle: »Sie wird höchstwahrscheinlich sterben.«
    » Unter keinen Umständen! «
    Etwas erschüttert das Zelt und bringt es ins Wanken.
    Ich unterdrücke einen neuerlichen Aufschrei. Sie wollen, dass ich sterbe. Bethina, Eloise, sie alle. Sie planen meinen Tod. Erbrochenes steigt in meiner Kehle auf, und ich schlucke es wieder hinunter, während sich intensive Energie in mir aufbaut, wie eine Million Spinnen, die mir über Arme, Gesicht und Rücken krabbeln. Die Luft um mich herum bebt.
    »Wir sind keine Mörder. Das werde ich nicht tun.« Beck klingt unerschütterlich.
    »Nun mach kein Theater. Wir verlangen nicht von dir, Lark zu ermorden«, entgegnet Mrs. Channing. »Wir bitten dich nur, dich selbst stark zu machen. Stark genug, um uns zu helfen, das zu besiegen, was auf uns zukommt. Um uns vor den Dunkelhexen zu schützen. Wir brauchen dich.«
    »Das kann ich nicht, und das werde ich auch nicht tun. Ich kann ihr nichts antun.«
    »Beck«, fleht seine Mutter, »wenn Lark die stärkere von euch beiden ist, weiß keiner, ob die Lichthexen überleben können. Denk an Bea. Denk an deine Freunde hier. Ist es das, was du willst?« Ein kurzes Schluchzen entringt sich Mrs. Channing.
    Mr. Channing fährt anstelle seiner Frau fort: »Es erfordert schon die Kraft von tausend Hexen, sie in Schach zu halten, und sie ist noch nicht einmal erwachsen. Sie hat keine Ahnung, wie sie ihre Kräfte unter Kontrolle halten kann.«
    »Ihr verlangt von mir, die Person von mir zu stoßen, von der mir immer gesagt wurde, dass sie mir nahestehen sollte!« Jetzt ist er fuchsteufelswild. »Was für ein perverses Spielchen habt ihr da mit uns gespielt? Ich liebe sie! Was daran versteht ihr nicht? Ich liebe sie aufgrund dessen, was ihr – ihr alle – getan

Weitere Kostenlose Bücher