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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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erklärte er seinem Chef und deutete auf eine herrlich sanierte, riesige Gründerzeitvilla, auf der in großen Lettern › Mälzer-Bau-Consulting ‹ zu lesen war.
    »Netter Firmensitz. So was braucht man in dem Business wahrscheinlich.«
    Hain sah noch einmal zu dem Haus hinüber und zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht, aber ich vermute, in solch einem Schlösschen zu arbeiten, massiert das Ego kolossal.«
    Sie stiegen aus, gingen auf das schmiedeeiserne Tor zu und betrachteten das knappe Dutzend glänzender, goldfarbener Schilder am Sandsteinportal links vom Eingang. Neben der Mälzer-Bau-Consulting GmbH residierten in dem Gebäude unter anderem die Mälzer-Stadtentwicklungs GmbH, die Mälzer-Objektschutz GmbH, die Mälzer-Parkhausbeteiligungs GmbH sowie eine Twin-Otter Ltd.
    »Beeindruckend«, stellte Lenz ohne eine Gefühlsregung fest und legte den Finger auf den Klingelknopf neben dem Kamerabullauge.
    »Ja, bitte«, kam die prompte Antwort.
    »Wir sind von der Kriminalpolizei Kassel und würden gerne Herrn Mälzer sprechen.«
    »Das tut mir leid«, antwortete die Frauenstimme aus der Sprechanlage, »aber Herr Mälzer ist nicht im Haus.«
    Lenz dachte einen kurzen Moment nach.
    »Wann erwarten Sie ihn zurück?«
    Kurze Pause. Aus dem Lautsprecher drang leises Gemurmel.
    Dann ertönte ein leises Summen und das Tor sprang auf.
    »Wenn Sie bitte hereinkommen wollen.«
    Die beiden Polizisten blickten sich irritiert an, folgten aber trotzdem dem gekiesten Weg und standen kurze Zeit später einer etwa 45-jährigen, aschblonden Frau gegenüber, die sie in der geöffneten Haustür erwartete. Sie trug ein hellgraues Kostüm, das vermutlich mehr gekostet hatte, als ein deutscher Hauptkommissar im Monat verdiente, ebenso teure italienische Schuhe mit hohen Absätzen und eine dazu passende, anthrazitfarbene Halskette.
    »Sie wünschen?«, fragte sie mit schweizerischem Akzent.
    Lenz und Hain zogen ihre Dienstausweise aus der Tasche und hielten sie der Frau vor die Nase.
    »Mit wem haben wir denn das Vergnügen?«, gab Lenz die Frage zurück.
    »Ich bin Molina Mälzer. Darf ich Sie fragen, was die Polizei zu uns führt?«
    »Wir würden gerne Ihren Mann sprechen, Frau Mälzer. Wie die Dame an der Sprechanlage uns mitgeteilt hat, ist er nicht im Haus. Vielleicht sagen Sie uns einfach, wann er zurück ist oder wo er sich momentan aufhält, dann werden wir ihn dort aufsuchen.«
    Sie verzog das Gesicht. Die Geste kam von oben herab und hatte etwas Schulmeisterliches.
    »Das wird schwerlich möglich sein, er hält sich zurzeit nicht in Europa auf.«
    Lenz steckte seinen Ausweis zurück in die Jacke und versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen.
    »Und wo genau ist ›nicht in Europa‹?«
    »Mein Mann ist auf einer Geschäftsreise in Asien. Er ist vor …«, sie sah auf ihre Armbanduhr, »vier Stunden in Singapur gelandet und ruht sich jetzt hoffentlich in seinem Hotelzimmer aus, damit er morgen früh Ortszeit frisch und entspannt seine Termine wahrnehmen kann.«
    »Seit wann ist er unterwegs?«
    Sie bedachte Lenz mit einem tödlichen Blick.
    »Ich bin nicht sicher, ob mir Ihr Ton gefällt, Herr …?«
    »Lenz. Hauptkommissar Paul Lenz. Es betrübt mich außerordentlich, wenn Ihnen mein Ton nicht gefällt, allerdings gebe ich zu bedenken, dass ich meiner Arbeit nachgehe. Deshalb bitte ich Sie, mir zu antworten.«
    Die Frau zwinkerte ein paar Mal mit den Augen, was sicher nichts mit der Sonneneinstrahlung zu tun hatte. »Er ist am Sonntagnachmittag von Frankfurt aus geflogen«, antwortete sie sachlich. »Und nun sagen Sie mir bitte, was Sie von meinem Mann wollen.«
    Lenz schüttelte den Kopf. »Das möchte ich ausschließlich mit ihm besprechen. Wann erwarten Sie ihn zurück?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust, was ein klein wenig unpassend wirkte. »Am Sonntag. Ich hole ihn am Sonntagnachmittag in Frankfurt am Airport ab.«
    »Dann sehen wir uns spätestens am Montag, Frau Mälzer. Bis dahin eine gute Zeit«, erklärte er ihr und wandte sich zum Gehen. »Aber falls Ihr Mann es sich anders überlegt und eine frühere Maschine nimmt, soll er sich im Präsidium melden. Haupt…«
    »Hauptkommissar Lenz, ich habe Ihren Namen verstanden«, unterbrach sie ihn. »Aber er kommt nicht früher zurück, das weiß ich mit Sicherheit.«
    »Nun denn, also bis Montag.« Damit nickte er ihr zu und setzte sich in Bewegung.

4

     
    »Für einen Moment hatte ich richtig Angst um dich«, gestand Hain, nachdem das schwere

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