Elben Drachen Schatten
in den Trorks.
Daran änderte auch nichts, dass die kleinen Gruppen von Zentauren, die sich bisher in den Wäldern Karanors oder in manchen unwegsamen Bergregionen der Südwestlande verborgen hatten, feststellen mussten, dass die Rhagar das Verbot hinsichtlich des Verzehrs von Zentaurenfleisch nicht mehr beachteten. Sie versuchten doch noch das Waldreich zu erreichen, soweit ihnen dies möglich war, und erzählten wahre Gräuelgeschichten über die Mord- und Folterlust der Rhagar.
Thamandor bekam vom König den Auftrag, eine Manufaktur für Einhandarmbrüste zu errichten sowie zur Produktion der magischen Gifte, mit denen der Waffenmeister die Bolzen versah. Aus Sicherheitsgründen musste diese Manufaktur jedoch außerhalb der Mauern Elbenhavens errichtet werden, und leider war mit einer großen Zahl dieser Waffen nicht allzu blad zu rechnen. Ihre Herstellung war aufwändig, und zunächst mussten elbische Handwerksmeister entsprechend ausgebildet werden, bis sie alle Feinheiten von Thamandors beiden Einzelstücken nachbauen konnten. Und auch das Zubereiten der magischen Gifttinktur war langwierig.
Das größte Problem aber stellte die Herstellung der Bolzen da, die einen Hohlraum für das magische Gift enthielten sowie einen ausgeklügelten Mechanismus, damit es beim Aufprall freigesetzt wurde. Es ließ sich auch nicht einfach auf Pfeilspitzen auftragen, wie einige in diesen Dingen etwas unbedarfte Mitglieder des Kronrats vorschlugen, woraufhin Thamandor ihnen auseinander setzte, wie groß das Risiko dabei sei, dass der Schütze selbst mit der magischen Tinktur in Berührung kam. »Mir gestattet man wegen eines winzigen Restrisikos nicht, meine Manufaktur innerhalb der Stadtgrenzen von Elbenhaven zu errichten, aber gleichzeitig sind dieselben Mitglieder des Kronrats bereit, unsere tapferen Bogenschützen einer tatsächlich vorhandenen Gefahr auszusetzen«, ereiferte sich der Waffenmeister.
Schließlich gelang es ihm, den Kronrat von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen.
»Wie viele Waffen wird die Manufaktur in welcher Zeit fertigstellen können?«, fragte ihn der König.
Thamandor rechnete mit drei bis vier Waffen im Jahr. »Vorausgesetzt, die Manufaktur selbst ist bereits fertig und die beteiligten Handwerksmeister entsprechend ausgebildet.«
Keandir seufzte. »Große Heere lassen sich damit nicht auf die Schnelle ausrüsten, aber gewiss wird die Einführung dieser Waffen langfristig unseren Mangel an Kriegern etwas ausgleichen können.«
Im Laufe der Zeit drangen immer beunruhigendere Nachrichten aus den Ländern der Rhagar zu den Elben. Scheinbar unaufhaltsam breitete sich das Reich des Eisenfürsten aus. Nur fünf Jahre, nachdem Ithrondyr und die Überlebenden der »Jirantor« gerettet worden waren, standen seine Heere bereits vor den Toren von Aratania und zwangen den amtierenden Herzog, sich dem Eisenfürsten zu unterwerfen. Elbische Kundschafter kehrten nicht zurück, doch es ging das Gerücht um, dass auf einem Fest in Aratania zu Ehren des Eisenfürsten hundert Zentauren bei lebendigem Leib gebraten worden waren.
Ithrondyr wusste Näheres über den gegenwärtig amtierenden Eisenfürsten: Er stammte aus einem Land namens Cosanien, östlich der Sandlande gelegen. Während es seinen Vorgängern noch gereicht hatte, die Nachfolge des Bronzefürsten anzutreten und die südöstlichen Küsten des Zwischenlandes zu erobern, hatte sich der gegenwärtige Eisenfürst ein viel höheres Ziel gesetzt: den Sturz der Götter selbst.
Sein Name war Comrrm; im Gegensatz zu den Herzögen von Aratan und anderen inzwischen zu Vasallen herabgesunkenen Rhagar-Herrschern legte er keinen Wert darauf, den barbarischen Klang seines Namens dem akustischen Harmonieempfinden elbischer Ohren anzupassen.
Durch Legaten ließ Eisenfürst Comrrm Hohn- und Spottbotschaften an die Adresse der Elben überbringen. Er selbst hatte die Kunst des Schreibens nie erlernt, aber in dem lange unter elbischem Einfluss stehenden Land Aratan gab es inzwischen genug Rhagar, die darin geübt waren und die man als Schreiber einstellen konnte.
Auf der elbischen Seite der Aratanischen Mauer erwartete man den Angriff. Dass er komme würde, daran zweifelte inzwischen niemand mehr. Es war nur eine Frage der Zeit – und ob dieser Schutzwall in der Lage war, der Wucht der Rhagar-Katapulte zu widerstehen. Es wurden zusätzliche Zentauren für den Wachdienst angeworben, und Prinz Sandrilas sorgte als Befehlshaber des Elbenheers dafür, dass der Großteil
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