Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
wurde. Auch Gefahr lauerte hier an jeder Ecke.
Natürlich hatte es Versuche gegeben, das Verbrechen in den Griff zu bekommen, doch die meisten Statthalter hatten frühzeitig erkannt, dass es wesentlich gesünder und vor allem lukrativer für sie war, wenn sie sich ruhig verhielten. Diese Kette von Korruption setzte sich bis hinunter zu den meisten Angehörigen der Stadtwache fort, die sich erst gar nicht in bestimmte Stadtviertel hineintrauten.
Durch die Ereignisse um Elan-Dhor und die Thir-Ailith war die Aufmerksamkeit des Königs auf diese entlegene Provinz gerichtet worden. Er hatte einen neuen Statthalter eingesetzt, doch nach kaum zwei Monaten war dieser während eines tragischen, niemals vollständig aufgeklärten Jagdunfalls ums Leben gekommen. Sein Nachfolger war klüger gewesen, er hatte an keinerlei Jagdausritten oder anderen Vergnügungen außerhalb seines Palastes mehr teilgenommen und immerhin fast ein halbes Jahr überlebt.
Noch wesentlich erfolgreicher verhielt sich der neueste Nachfolger, der dieses Amt immer noch ausübte. An den König sandte er frei erfundene Berichte über seinen unnachgiebigen Kampf gegen das Verbrechen in Gormtal, und von denen, die er angeblich bekämpfte, kassierte er Schmiergeldsummen, sodass mittlerweile alles wieder seinen gewohnten Gang nahm.
Diese Stadt war Lhiuvans Ziel.
Der Schattenmahr hatte sich von der Niederlage nicht lange entmutigen lassen. Wenn es ihm nur aufgrund des Rings, den die Sarn und Ghoule um ganz Tal’Orin gezogen hatten, nicht möglich war, dorthin zu gelangen, dann brauchte er Mitstreiter, die ihm dabei halfen.
Die besten, die es gab.
Elbenkrieger.
In Lhiuvans Bewusstsein hatte er Hinweise darauf gefunden, dass seit einiger Zeit Elben in Gormtal lebten. Von allen bekannten Orten war diese Stadt derjenige, an dem das Chaos am mächtigsten war, wo es keine Regeln gab, sondern allein das Recht des Stärkeren galt.
Lange Zeit hatte sich das Volk der Elben völlig von allen weltlichen Dingen zurückgezogen und sich fast nur noch auf das Sterben vorbereitet. Den eigentlichen Sinn seines Daseins – dem Wirken der Chaosgötter entgegenzutreten, wo immer sie ihm begegneten – hatte es aus den Augen verloren.
In letzter Zeit jedoch änderte sich das. Viele Elben wurden sich wieder ihrer Berufung bewusst. Vor allem die befreiten Sklaven der Thir-Ailith suchten nach einer Bestimmung, einem Sinn in ihrem Leben, und sie fanden ihn im Kampf gegen das Chaos. Manche von ihnen waren nach Gormtal gegangen, ein Engagement, dem Lhiuvan größte Hochachtung gezollt hatte. Nun jedoch drohte es sich ins Gegenteil zu verkehren.
Sie werden längst von meiner Flucht und dem Versuch, das Tor unter dem Schattengebirge zu öffnen, erfahren haben und sich niemals mit mir verbünden, ganz egal, was du mich zu ihnen sagen lässt, behauptete er.
DAS LASS NUR MEINE SORGE SEIN. GENAU WIE DU WERDEN SIE GAR NICHT ANDERS KÖNNEN, ALS MEINE BEFEHLE AUSZUFÜHREN.
Lhiuvan zweifelte nicht daran, dass das mehr als nur hohles Geschwätz war. Der Schattenmahr hatte es nicht nötig, ihm etwas vorzumachen.
Bereits lange bevor sie die Stadt erreicht hatten, hatten sie einen einsam wandernden Mönch überholt. Auf Befehl des Schattenmahrs hatte Lhiuvan ihn niedergeschlagen und ihm seine Kutte gestohlen. Eine ideale Verkleidung, um nicht sofort erkannt zu werden. In dieser Gegend wurden nach wie vor nur selten Elben gesehen, und er würde Aufsehen erregen, vor allem in Gormtal selbst. Wenn die dort lebenden Elben es sich zum Ziel gesetzt hatten, das Böse zu bekämpfen, würden sie sich womöglich Feinde geschaffen haben, und Lhiuvans Parasit hatte kein Interesse daran, sich in irgendetwas hineinziehen zu lassen.
Ein Mönch hingegen würde nicht weiter auffallen. In Gormtal gab es zahlreiche obskure Kulte und Priesterorden – selbst solche, die anderenorts verboten waren, konnten dort ungestört walten.
Tatsächlich ließ man Lhiuvan ungehindert eintreten, als er die Stadt am späten Nachmittag erreichte. Die beiden Wachen, die gelangweilt am Stadttor lehnten und sich unterhielten, warfen ihm nur einen flüchtigen Blick zu und stellten keinerlei Fragen.
Eine Zeitlang ließ er sich einfach mit dem Strom der Menschen auf den Straßen treiben. Auch eine Reihe Tzuul begegneten ihm, aber keine Elben.
Wie wollen wir sie hier finden?
DAS IST DEINE AUFGABE. DU KENNST DICH MIT DEN GEBRÄUCHEN IN DIESER WELT BESSER AUS ALS ICH. DU WIRST MICH ZU IHNEN BRINGEN. ALLES WEITERE WERDE ICH
Weitere Kostenlose Bücher