Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
erholen und dies in friedlichen Zeiten wieder zurückgewinnen würden. Aber darauf gab auch Molakan keine Antwort.
»Verglichen mit den Truppen des Königs sind wir nur wenige«, fuhr er fort. »Zwar haben uns die Magie und die Mauern Tal’Orins bislang vor einer Niederlage bewahrt, aber es war manches Mal sehr knapp, und wir können uns nicht auf Dauer auf unser Glück verlassen. Doch das brauchen wir auch nicht! Ich wusste von Anfang an, dass Bollwerke aus Stein gegen eine elbische Armee wenig helfen würden. Die eigentliche Macht Tal’Orins besteht aus etwas anderem, doch wurde uns der Krieg allzu früh aufgezwungen, ehe wir es vollenden konnten. Oft wurde fälschlich geglaubt, die Ruinen, die hier standen, wären die Überbleibsel eines uralten Heiligtums gewesen. Das jedoch ist ein Irrtum. Meine Nachforschungen haben ergeben, dass es dereinst ebenfalls eine Festung war, die eine Besonderheit aufwies, die nur wenige Orte auf der Welt bieten können. Eine Besonderheit, die uns künftig einen fast allmächtigen Schutz bieten wird, den wir schon von Anfang an gehabt hätten, wenn uns ein bisschen mehr Zeit geblieben wäre. Nun aber ist es endlich so weit.«
Ein verblüfftes Murmeln ging durch die Reihen der Zuhörer. Auch Thalinuel war erstaunt. Über diese ultimative Waffe hatte Molakan bislang nicht die leiseste Andeutung fallen gelassen. Sie war gespannt, um was es sich dabei handeln mochte.
»In unserem Volk gibt es zwei Tabus. Das erste betrifft die Anwendung zerstörerischer Magie. Dazu habe ich bereits etwas gesagt. Unsere Könige fürchten sie nur deshalb, weil sie gegen sie eingesetzt werden könnte und Abweichlern wie uns Macht verleiht. Als noch schlimmeres Verbrechen gilt es, ein Weltentor zu öffnen, und in gewisser Hinsicht ist dieses Verbot sogar berechtigt. Es wäre äußerst gefährlich, denn wir verstehen zu wenig davon, als dass wir steuern könnten, wohin sich ein Tor öffnet und welche Macht auf der anderen Seite lauert. So wäre es beispielsweise möglich, den von unserem Volk vor langer Zeit vertriebenen Schattenmahren einen Weg zurück in unsere Welt zu ermöglichen, was wohl unser aller Untergang bedeuten würde.«
Gebannt lauschte Thalinuel den Ausführungen des Magiers und spürte, wie ein klammer Schrecken nach ihrem Herzen griff. Sollte er seinen eigenen Worten zum Trotz etwa tatsächlich so wahnsinnig sein, ein solches Tor öffnen zu wollen? Es schien fast so, wie seine nächsten Worte bestätigten.
»Aber wie bei einer normalen Tür gibt es auch bei einem Weltentor viele Abstufungen zwischen geschlossen und völlig geöffnet«, führte Molakan weiter aus. »Hier, direkt vor meinen Füßen, befindet sich ein solches Tor. Es war gut verborgen und sogar versiegelt, aber zusammen mit unseren anderen mächtigen Magiern ist es uns gelungen, es einen winzigen Spalt zu öffnen. So wenig, dass niemand von der anderen Seite hindurchgelangen kann, aber gerade genug, dass wir die Kräfte des Tores anzapfen können.«
Wieder erhob sich lautes Gemurmel, und diesmal dauerte es Minuten, bis das Durcheinander sich so weit gelegt hatte, dass Molakan sich wieder verständlich machen konnte.
»Ich kann gut verstehen, dass euch das ängstigt, nach dem, was man euch euer ganzes Leben lang beigebracht hat. Aber ich kann euch versichern, es ist völlig ohne Risiko. Im Gegenteil, es wird jede Gefahr für uns bannen. Unvorstellbare Kräfte sind vonnöten, um eine Verbindung von einer Welt zur anderen zu schaffen. Wir zapfen einen winzigen Bruchteil dieser Energien ab und leiten sie in die Verteidigung Tal’Orins, das wird unsere Mauern wahrlich unbezwingbar machen. Dagegen ist die Macht von Lotharons Magiern ein Nichts. Von nun an wird Tal’Orin wirklich der unbezwingbare Hort der Sicherheit sein, den ich euch versprochen habe!«
Er gab seinen Begleitern ein Zeichen. Sie bückten sich und zogen das Tuch zur Seite. Darunter befand sich das Tor, eine kreisrunde Fläche von völliger Schwärze, wie ein endloser Schacht, der im Boden klaffte. Es kam Thalinuel vor, als wäre es ein gierig auf Beute lauerndes Maul.
Molakan streckte die Hände in Richtung des Tores aus. Ein einzelner, nicht besonders starker Blitz zuckte aus seinen Fingern und schlug darin ein. Offenbar nur der letzte Anstoß, der nötig war, um es zu aktivieren. Für einen Moment begann die Schwärze zu brodeln, als würden Wolken von einem Sturm durcheinandergewirbelt, dann erhoben sich einem Schwarm Glühwürmchen gleich eine Vielzahl
Weitere Kostenlose Bücher