Elementarteilchen kuessen besser
sehen. Manchmal nehme ich sogar in den zwei Wochen Urlaub, wenn es geschäftlich passt. Bloß damit ich nichts verpasse.“ Linda bekam wie immer bei diesem Thema Herzklopfen und ihr wurde ganz warm vor Aufregung. Unbewusst knetete sie Philipps Finger zwischen ihren eigenen. „Die deutsche Mannschaft hat bei der WM 2010 und 2011 Unglaubliches geleistet. 2011 haben sie nach insgesamt siebenunddreißig verlorenen WM-Spielen gegen Russland zum allerersten Mal in der Eishockeygeschichte gewonnen. Und das sogar noch zu Null! Die Russen haben keinen einzigen Puck versenken können.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Russland hatte bis dahin an 54 Weltmeisterschaften teilgenommen – keine Ahnung, wie viele Spiele sie in dem Zusammenhang bestritten hatten –, aber nur bei neun kein Tor geschafft. Und eins davon ging auf das deutsche Konto“, fügte sie stolz hinzu. „Dadurch waren die Deutschen wohl so motiviert, dass sie die anderen beiden Vorrundenspiele auch noch gewannen und sich damit zum ersten Mal seit 1930 als Gruppenerster fürs Viertelfinale qualifizierten. Nach einundachtzig Jahren!“
Auch wenn Linda auf Außenstehende vermutlich den Eindruck machte, begeistert, aber dennoch langsam und bedächtig über dieses Thema zu sprechen, hatte sie selbst das Gefühl, alles würde unkontrolliert aus ihr heraussprudeln, wie es das bei Betty immer tat. Doch sie war noch weit davon entfernt, ihrer Freundin ernsthafte Konkurrenz im Schnellquasseln zu machen.
Als sie nun herzklopfend Luft holte, merkte sie, wie Philipp sie nur stumm mit großen Augen anstarrte. Verunsichert geriet sie ins Stocken. Hatte sie etwas falsch gemacht? Dann fiel bei ihr der Groschen. Klar, ein Mann musste es ja mehr als befremdlich finden, wenn eine Frau über so was Unfeminines wie Eishockey haltlos ins Schwärmen geriet. Wieder einmal hatte sie gleich am Anfang etwas falsch gemacht!
Philipp jedoch legte seine Arme um ihre Taille und murmelte völlig fasziniert: „Komm mal her. Ich muss dich jetzt einfach mal in die Arme nehmen. Du bist wirklich eine außergewöhnliche Frau. Nicht nur schön und intelligent, sondern auch noch Eishockey-Fan. Eine Frau wie dich habe ich noch nie getroffen.“ Er zog sie zärtlich an seine Brust. Neugierig fragte er: „Was haben deine männlichen Freunde dazu gesagt, dass du Eishockey liebst? Fanden die das cool oder waren sie eher befremdet über deine Begeisterung?“
Linda, die Philipp nicht gerade jetzt erzählen wollte, dass sie noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war, meinte nur: „Ich habe nicht viel Erfahrung, was Beziehungen angeht. Aber ich weiß eins. Dass du nämlich von allen, die mich bisher geküsst haben, am besten küsst.“ Mit diesen Worten verschloss sie seinen Mund, bevor er weitere Fragen stellen konnte, und neckte ihn mit ihrer Zungenspitze.
Achter Tag – morgens
Ich atme ein, ich atme aus,
setze einen Fuß vor den andern,
bis ich alles das, was geschehen ist, kapier. 1/4
Kaum wurde ihre Kabine von der aufgehenden Sonne erhellt, war Linda schlagartig wach. Kurz sah sie auf die Uhr und beschloss aufzustehen. Beschwingt wusch sie sich in Gedanken an die letzte, kurze Nacht die Müdigkeit aus dem Gesicht, zog sich zum Joggen um und band die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Die letzten Stunden waren für Linda unglaublich gewesen und wirkten bei Tageslicht erst recht völlig unwirklich. Fast schon surreal.
Philipp hatte sie geküsst. Und wie er das hatte!! Nun wusste sie, was ihr ihr Leben lang gefehlt hatte.
Eng auf der Liege aneinander gekuschelt hatten sie sich lange unterhalten unterbrochen von heißen, süßen Küssen, die Linda eine Gänsehaut nach der anderen beschert hatten. Sie hatte festgestellt, dass Philipp nicht nur ein rücksichtsvoller, sondern auch ein sensibler Mann war. Er hatte sie zu nichts gedrängt, was sie nicht tun wollte. Wie versprochen ließ er ihr Zeit, ihn kennenzulernen.
Heute Morgen hatten sie sich trotz wenig Schlafs zum Joggen verabredet. Als sie bei Philipp klopfen wollte, trat dieser schon durch die Tür und strahlte sie mit müden Augen an. Er schloss seine langen Arme um ihren Oberkörper, als ob er sie nie wieder gehen lassen wollte, und gab ihr einen langen, intensiven Guten-Morgen-Kuss.
„Hallo, meine kleine Schmusekatze“, murmelte er. „Ich weiß nicht, ob ich es nach der kurzen Nacht schaffe, wie versprochen mit dir zu joggen. Vielleicht bin ich danach auch wacher als jetzt. Aber ich weiß, dass ich dich unbedingt
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