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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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und mit ihnen Ehlanas Leben. War er der Lösung zur Befreiung aus ihrer Kristallgruft denn wirklich näher? Im kalten Schein des mitternächtlichen Mondes kam ihm ein schrecklicher Gedanke. Wäre es nicht durchaus möglich, daß all diese komplizierten Komplotte und Pläne von Annias und Martel nur eines hatten bezwecken sollen: ihn aufzuhalten, die Zeit, die Ehlana noch hatte, mit sinnloser Herumreiserei zu vergeuden? Seit er nach Cimmura zurückgekehrt war, tappte er von einem Fehlschlag in den anderen. Vielleicht war gar nicht beabsichtigt gewesen, daß die Komplotte seiner Feinde Erfolg haben sollten. Vielleicht war ihr einziger Zweck gewesen, ihn aufzuhalten. Er hatte das Gefühl, daß man mit ihm spielte. Wer oder was immer auch dahintersteckte, genoß vielleicht seinen Zorn und seine Enttäuschung mit grausamer Belustigung. Er legte sich wieder nieder, um darüber nachzudenken.
    Eine plötzliche Eiseskälte weckte ihn, eine Kälte, die bis in seine Knochen drang. Noch ehe er die Augen öffnete, wußte er, daß er nicht allein war.
    Ein Gerüsteter stand am Fußende seiner Pritsche, und der emaillierte schwarze Stahl schimmerte im Mondlicht. Der inzwischen vertraute Beinhausgeruch füllte die Kammer. »Wacht auf, Ritter Sperber!« befahl die Erscheinung mit erschreckend hohler Stimme. »Ich möchte mit Euch sprechen.«
    Sperber setzte sich auf. »Ich bin wach, Bruder«, erklärte er. Der Geist schlug das Visier zurück, und Sperber sah ein vertrautes Gesicht. »Es tut mir leid, Ritter Tanis«, sagte er.
    »Alle Menschen sterben«, entgegnete der Geist, »und mein Tod diente einem guten Zweck. Allein dieser Gedanke ist mir Trost im Haus der Toten. Hört mir aufmerksam zu, Sperber, denn nur wenig Zeit ist mir hier gegeben. Ich bringe Euch Anweisungen. Das ist der Zweck meines Besuches.«
    »Ich höre, Tanis«, versprach ihm Sperber.
    »Begebt Euch noch in dieser Nacht in die Krypta unter dem Dom von Cimmura. Dort wird ein anderer ruheloser Geist zu Euch sprechen. Er wird Euch den Weg weisen, dem Ihr folgen müßt.«
    »Wessen Geist?«
    »Ihr werdet ihn kennen, Sperber.«
    »Ich werde tun, was Ihr befehlt, mein Bruder.«
    Der Geist am Fuß der Pritsche zog sein Schwert. »Und nun verlasse ich Euch, Sperber, denn ich muß mein Schwert abgeben, ehe ich in das immerwährende Schweigen zurückkehre.«
    Sperber seufzte. »Ich weiß.«
    »Lebt denn wohl, Bruder«, verabschiedete sich der Geist. »Gedenkt meiner in Euren Gebeten.« Der Gerüstete drehte sich um und schritt lautlos aus der Kammer.
    Die Türme des Domes von Cimmura verdeckten die Sterne, und der bleiche Mond stand tief im Westen und füllte die Straßen mit silbrigem Licht und schwarzen Schatten. Sperber huschte durch eine enge Gasse und hielt an ihrem dunklen Ende an. Er befand sich nunmehr unmittelbar gegenüber dem Haupteingang des Domes. Unter seinem Reiseumhang trug er Kettenrüstung, und sein einfaches Schwert hing an seiner Seite.
    Er empfand einen erstaunlichen Gleichmut, während er über die Straße auf die Kirchensoldaten blickte, die an der breiten Flügeltür Wache hielten. Der bleiche Mond hatte ihrer roten Uniform die Farbe geraubt, und sie lehnten lässig an den Steinen der Domwand.
    Sperber überdachte die Lage.
    Die einzige Möglichkeit, um diese Zeit in den Dom zu gelangen, war der bewachte Haupteingang. Alle anderen Türen waren zweifellos verriegelt. Nach alter Sitte, wenn schon nicht durch Kirchengesetz, durften die Haupteingänge von Gotteshäusern jedoch nie verschlossen werden.
    Die Wachen waren zweifellos schläfrig und alles andere denn wachsam. Die Straße war nicht breit. Ein rascher Angriff und das Problem wäre beseitigt. Sperber richtete sich auf und griff nach seinem Schwert. Dann hielt er inne. Der Gedanke, den Posten zu töten, bereitete ihm Unbehagen. Er war nicht zimperlich, aber es erschien ihm plötzlich unziemlich, mit Blut an den Händen zu dieser Begegnung zu gehen. Ganz abgesehen davon würden zwei Leichen auf der Domtreppe lauter als Worte hinausschreien, daß jemand vor nichts zurückgescheut war, um ins Innere der Kirche zu gelangen.
    Er brauchte ja eigentlich nur einen Augenblick, um die Straße zu überqueren und durch die Tür zu huschen. Er überlegte, was die Soldaten am ehesten von ihrem Posten weglocken könnte. Er ging ein halbes Dutzend Möglichkeiten durch, ehe er sich schließlich für eine entschied. Unwillkürlich lächelte er bei der Vorstellung. Dann ging er den Zauberspruch in Gedanken durch, um

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