Elenium-Triologie
solltet inzwischen wissen, daß ich ein sehr gutes Gedächtnis habe.«
Sie starrte ihn an. »Ihr bestürzt mich, Vanion! In Eurer Jugend wart Ihr nicht so ungalant.«
»Das Leben ist voll von kleinen Enttäuschungen, nicht wahr?« sagte er freundlich.
»Ich kann Euch daran hindern!« rief sie, immer noch die Hände ringend. »Ihr Vergeßt offenbar, daß meine Macht größer ist als Eure!« Es klang schrill und triumphierend.
»Natürlich ist sie das. Deshalb muß ich auch Hilfe hinzuziehen. Könnt Ihr gegen zehn Ritter etwas ausrichten, die im Chor sprechen? Oder gegen fünfzig? Oder ein halbes Tausend?«
»Das ist nicht fair!« rief sie. »Ich hätte nicht erwartet, daß Ihr so weit gehen würdet, Vanion – und ich habe Euch vertraut!«
»Und das solltet Ihr auch, meine Liebe«, erwiderte er bestimmt und befehlsgewohnt, »denn ich werde nicht zulassen, daß Ihr dieses Opfer auf Euch nehmt. Ich werde Euch zwingen, mir zu gehorchen, und Ihr werdet einsehen, daß ich recht habe. Ihr überlaßt mir die Bürde, weil Ihr wißt, daß Eure Aufgabe jetzt wichtiger ist als alles andere. Und Ihr werdet jedes Opfer bringen, um tun zu können, was getan werden muß!«
»Lieber…«, begann sie gequält, »mein Lieber…«
Er unterbrach sie. »Genug davon. Kein Wort mehr darüber!«
Eine lange, unbehagliche Stille setzte ein, während Sephrenia und Vanion einander anblickten.
»Konnte der Arzt in Dabur Euch irgendwelche Hinweise auf die Dinge geben, die möglicherweise zur Heilung der Königin benutzt werden könnten?« fragte Bevier Sperber ein wenig verlegen.
»Er erwähnte einen Speer in Daresien, mehrere Ringe in Zemoch, ein Armband irgendwo in Pelosien und einen Edelstein an der Königskrone von Thalesien.«
»Der Bhelliom«, brummte Ulath.
»Dann ist es ja gar kein so großes Problem«, sagte Kalten erleichtert. »Wir reiten nach Thalesien, borgen uns König Warguns Krone aus und bringen sie hierher.«
Ulath schüttelte den Kopf. »Wargun hat sie nicht.«
»Was soll das heißen, Wargun hat sie nicht? Er ist der König von Thalesien, oder etwa nicht?«
»Diese Krone ging vor fünfhundert Jahren verloren!«
»Könnten wir sie finden?«
»Alles ist möglich«, antwortete der hünenhafte Thalesier. »Aber viele Menschen haben in diesen fünfhundert Jahren ohne jeden Erfolg nach ihr gesucht und tun es auch jetzt noch. Meint Ihr, daß wir die nötige Zeit dafür haben?«
»Was ist dieser Bhelliom?« fragte ihn Tynian.
»Der Sage nach ein sehr großer, in Rosenform geschliffener Saphir. In ihm steckt angeblich die Macht der Trollgötter.«
»Und stimmt das?«
»Keine Ahnung. Ich habe ihn nie gesehen. Wie ich schon sagte, er ging verloren.«
»Es muß doch auch noch andere zauberkräftige Dinge geben!« warf Sephrenia ein. »Immerhin leben wir in einer Welt voll Magie. Ich könnte mir vorstellen, daß die Götter in all diesen Äonen, seit Anbeginn der Zeit, zahlreiche Dinge erschaffen haben, in denen jene Art von Kräften schlummert, die wir brauchen.«
»Warum stellen wir nicht selber so etwas her?« fragte Kalten. »Holt die richtigen Leute zusammen, die mit vereinten Kräften einen Zauber über etwas sprechen – über irgendeinen Edelstein oder einen Ring oder ein sonstiges Kleinod.«
»Jetzt verstehe ich, wieso Ihr es in den Geheimnissen nie weitergebracht habt, Kalten.« Sephrenia seufzte. »Ihr begreift ja nicht einmal die Grundregeln. Alle Magie kommt von den Göttern, nicht von uns. Sie gestatten uns, sie auszuleihen – wenn wir sie auf die richtige Weise darum bitten –, aber sie geben uns nicht die Macht, jene Art von Ding, nach dem wir suchen, selbst herzustellen. Die Kräfte in derlei Gegenständen sind Teil der Macht der Götter. Und die Götter trennen sich nicht so ohne weiteres davon.«
»Oh!« sagte der Blonde. »Das wußte ich nicht.«
»Müßtet Ihr aber wissen. Ich lehrte es Euch, als Ihr fünfzehn wart.«
»Tja, dann muß ich es wohl vergessen haben.«
»Wir können nur eines tun – uns auf die Suche machen«, sagte Vanion. »Ich werde die anderen Hochmeister benachrichtigen. Dann werden sich sämtliche Ordensritter aller vier Orden damit befassen.«
»Und ich werde den Styrikern in den Bergen Bescheid zukommen lassen«, fügte Sephrenia hinzu. »Es gibt viele solche Dinge, die nur in Styrikum bekannt sind.«
»Hat sich in Madol noch irgend etwas Interessantes ereignet?« fragte Sperber Kalten.
»Eigentlich nicht«, antwortete Kalten. »Wir haben Krager ein paarmal gesehen,
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