Elfenkrieger (Mithgar 02)
sollte er sanft und liebevoll und fürsorglich sein, dann ist es keine Kapitulation, sondern vielmehr ein herrliches Bündnis, das Eure Kräfte stärken wird.«
»Ich glaube, Burel hat Recht, Delon«, sagte Egil. »Ferai könnte in der Vergangenheit verletzt worden sein. Aber jeder Dummkopf kann sehen, dass sie Euch sehr schätzt… oder wenigstens kann dieser Dummkopf es sehen. Ihr müsst einfach nur sanft und freundlich sein, dann werdet Ihr sie schon aus ihrem Schneckenhaus hervorlocken.
Und was Euch betrifft, Burel. Aiko ist in der Tat eine Kriegerin ohnegleichen. So müsst Ihr sie auch behandeln. Aber wie Delon sagt, ist sie auch eine Frau. Wenn Ihr sie liebt und sie Euch, wird eine Zeit kommen, wenn Ihr zwei Lebensgefährten und Seelengefährten werdet, wie Arin und ich es geworden sind, und die Leere, die Ihr bei anderen Frauen empfunden habt, wird dann ausgefüllt sein.«
»Hm.« Aiko schaute nachdenklich nach vorn zu den Männern, die auf ihren Kamelen westwärts ritten. Dann seufzte sie, und als widerstrebe es ihr, irgendeine Art von Schwäche einzuräumen, sagte sie: »Ich habe in diesen Dingen absolut keine Erfahrung, Dara.«
»Zu Beginn hat das keiner von uns, Aiko«, erwiderte Arin. »Ich werde Euch helfen, so gut ich kann.«
»Und meine Erfahrung ist ausschließlich schlecht«, sagte Ferai. »Und ich fürchte mich.«
»Ach, mein Kind, Ihr müsst Eure Furcht überwinden. Das wird nicht leicht, denn angesichts Eurer Erfahrung braucht Ihr den größten Mut und das größte Vertrauen von allen, aber wenn Ihr keine Tapferkeit besitzen würdet, hättet Ihr nicht ganz allein überleben können. Was das Vertrauen angeht, das kann nur mit der Zeit und mit Sanftheit und Zärtlichkeit kommen, aber wenn Ihr kein Risiko eingeht, kommt es überhaupt nicht.«
So ritten sie nach Westen, drei Männer voraus, in ein Gespräch vertieft, drei Frauen ein Stück weit dahinter, ebenfalls in freundschaftlicher Beratung, und dazwischen ein alter Mann, der schnaubte: »Liebende und solche, die es gerne wären, pah!«
Am siebzehnten Dezembertag, kurz nach Sonnenuntergang, kamen sie in Aban an. Wieder gingen sie zum Goldenen Halbmond. Während Egil und Arin ein Zimmer für sich mieteten, ging Aiko zu Burel, sah ihm in die Augen und sagte durch ihren Seidenschleier: »Wollt Ihr ein Zimmer mit mir teilen?«
Während Burel eine Antwort stammelte, sah Delon Ferai an, und sie erwiderte den Blick sehr lange, aber am Ende sagte sie: »Ich schlafe allein.«
Egil vereinbarte mit dem Gastwirt, dass dieser die Kamele wieder dem Stall verkaufen würde, von dem sie gekommen waren, und dann, während Arin ein heißes Bad für alle bestellte, ging er mit Alos zum Hafen, um nachzusehen, in welchem Zustand sich die Breeze befand.
»Wir konnten kein Yilan Roy auf den Karten finden, die Alos und ich gekauft haben«, sagte Egil, als alle frisch gebadet beim Abendessen saßen, der ersten warmen Mahlzeit, die sie seit der Abreise aus dem Tempel des Labyrinths vor sechs Tagen zu sich nahmen. Er wandte sich an Burel. »Es war doch Yilan Koy, oder?«
Burel nahm einen Bissen von seinem Lammspieß. Er kaute langsam und gründlich, bevor er schluckte und dann sagte: »Das hat meine Mutter gesagt. Mein Vater ist von Yilan Koy irgendwo an der Küste von Kistan losgesegelt.«
»Dazu würde sich ein Ale gut machen«, sagte Alos, als er ein Stück Lamm aufhob, das ihm vom Spieß auf den Teller gefallen war. Wie die anderen war auch der alte Mann sauber gebadet. Aiko hatte ihn nicht einmal dazu auffordern müssen, denn er musste »das Rot loswerden«, wie er selbst gesagt hatte.
Während Arin sich die Schüssel mit dem dampfenden Reis nahm, sagte sie: »Vielleicht steht es unter einem anderen Namen auf der Karte.«
»Das wäre möglich«, erwiderte Egil. »Yilan Koy ist kein Name, wie ich ihn in der Gemeinsprache schon einmal gehört hätte. Und die Karten, die wir gekauft haben, sind in der Gemeinsprache beschriftet.«
»Die waren hier schwer genug zu finden«, warf Alos ein. »Wir mussten ziemlich viel Geld auf den Tisch legen, um welche zu bekommen, die wir auch lesen können.«
Sie wandte sich an Ferai. »Vielleicht kann der Gelehrte in den Archiven für uns übersetzen.«
Ferai nickte, sagte aber nichts, sondern war scheinbar sehr mit den Köstlichkeiten auf ihrem Teller beschäftigt, obwohl sie nur wenig aß.
In jener Nacht sah Ferai zu, wie Arin und Egil sich in ein Zimmer zurückzogen und Aiko und Burel in ein anderes.
Weitere Kostenlose Bücher