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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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schon nicht«, sagte David lachend. »Beug dich ganz nah drüber.«
    Vor Laurels Augen erschien eine Welt aus Pink, durchzogen mit weinroten Strichen und Pünktchen. »Und was soll ich da sehen?«
    »Schau dir die Zellen an. Sie sind den Bildern in
unserem Biobuch ziemlich ähnlich. Siehst du, dass sie rund und unregelmäßig geformt sind? Wie Tupfen, die alle miteinander verbunden sind.«
    »Ja, gut.«
    Er zog das Mikroskop auf seine Seite und wechselte den Objektträger gegen den gelb gefärbten aus, den er eben präpariert hatte. Nachdem er es noch mal scharf gestellt hatte, schob er das Mikroskop zu ihr zurück. »Und jetzt schau dir das an.«
    Laurel näherte sich wieder dem Okular, aber diesmal hatte sie Angst. Sie hoffte, David merkte nicht, wie sehr ihre Hände zitterten.
    »Sieh dir die Zellen an. Sie sind eher viereckig und sehr einheitlich. Pflanzenzellen sind ordentlich, im Gegensatz zu Tierzellen. Außerdem haben sie dicke Zellwände, die wie diese hier quadratisch sind. Ich will nicht sagen, dass man nie viereckige Tierzellen zu sehen bekommt, aber sie wären keinesfalls so einheitlich, und die Zellwände wären viel dünner.«
    Laurel lehnte sich sehr langsam zurück. Das ergab alles keinen Sinn.
    Aus ihrem Rücken wuchs eine echte Pflanze! Eine mutierte Schmarotzerblume! Sie war der Oberfreak, und wenn die anderen das je erfuhren, würden sie für den Rest ihres Lebens sticheln und über sie lästern. Ihr drehte sich der Kopf, und sie hatte das Gefühl, als wäre plötzlich alle Luft aus dem Zimmer gesaugt worden. Die Brust war eng und sie bekam nicht genug Luft. »Ich muss los«, murmelte sie.

    »Warte«, sagte David und packte ihren Arm. »Geh nicht, nicht wenn du kurz vorm Ausflippen bist.« Er versuchte, ihren Blick aufzufangen, aber sie weigerte sich, ihn anzusehen. »Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Kannst du es mir nicht einfach sagen?«
    Sie starrte in seine blauen Augen. Sein Blick war sanft und ernst. Sie glaubte nicht etwa, dass er kein Geheimnis für sich behalten könnte, das konnte er bestimmt. Sie merkte in diesem Augenblick, dass sie ihm vertraute. Irgendwem musste sie es erzählen. Allein damit klarzukommen, hatte nicht funktioniert. Vielleicht verstand er es ja. Was hatte sie schon zu verlieren?
    Dennoch zögerte sie. »Erzählst du es auch keinem weiter? Niemals?«
    »Niemals.«
    »Schwörst du?«
    Er nickte feierlich.
    »Ich muss es hören, David.«
    »Ich schwöre.«
    »Dieses Versprechen hat kein Verfallsdatum. Falls ich es dir erzähle – ihre Betonung des Wortes falls war überdeutlich -, darfst du es niemandem jemals erzählen. Niemals . Nicht in zehn Jahren oder in zwanzig oder in fünfzig …«
    »Hör auf, Laurel! Ich verspreche, dass ich es niemandem jemals erzählen werde. Außer wenn du mich darum bittest.«
    Sie starrte ihn an. »Das ist kein Stück von einer Pflanze, David. Es ist ein Stück von mir.«

    David sah sie lange an. »Was meinst du damit, ein Stück von dir?«
    Es gab kein Zurück mehr. »Ich hatte so einen Knubbel am Rücken. Deshalb habe ich mich so komisch benommen. Ich dachte, ich hätte Krebs oder einen Tumor oder so was. Aber heute Morgen … blühte dieses Blumending aus meinem Rücken. Mir wächst eine Blume aus der Wirbelsäule.« Mit verschränkten Armen lehnte sie sich zurück. Wehe, wenn er jetzt etwas falsch machte.
    David sah sie mit offenem Mund an. Er stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und presste die Lippen aufeinander. »Ich werde dich das einmal fragen, das muss ich einfach – aber ich werde dich das nie wieder fragen, weil ich dir glauben werde, was du darauf antwortest. Okay?«
    Sie nickte.
    »Soll das ein Witz sein, oder glaubst du wirklich, was du gerade gesagt hast?«
    Laurel schoss hoch und rannte zur Tür. Es war falsch gewesen, zu ihm zu gehen. Völlig falsch. Doch bevor sie die Klinke runterdrücken konnte, vertrat David ihr den Weg.
    »Moment, ich habe gesagt, ich frage dich das einmal. Das habe ich auch so gemeint. Wenn du mir schwörst, dass es kein Witz ist, glaube ich dir.«
    Ihre Blicke trafen sich und sie erforschte sein Gesicht. Was sie entdeckte, überraschte sie. Es ging nicht darum, dass er ihr nicht glaubte, sondern er war völlig verunsichert. Er wollte nur nicht auf einen blöden
Streich hereinfallen. Sie wollte ihm beweisen, dass sie ihm so etwas nicht antun würde.
    »Ich zeige es dir«, sagte sie, aber es klang wie eine Frage.
    »Gut.« Auch in seiner Stimme lag ein Zögern.
    Laurel drehte sich

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