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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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nahm einen Schluck Tee und fühlte sich augenblicklich besser. Krachend biss sie in ihren Buttertoast.
    Rose ließ sich Lily gegenüber auf einen Stuhl plumpsen, stellte einen Fuß auf die Sitzfläche und nippte an ihrem eigenen Becher. Sechsunddreißig Stunden zuvor hatte Kate dort gesessen. Lily konnte kaum fassen, was seither alles passiert war.
    Rose legte den Kopf schief. Ein paar glänzende Haarsträhnen waren aus der Spange gerutscht und ringelten sich um Roses schlanken, weißen Hals. Sehr süß sah das aus, und wollte gar nicht recht zu dem boshaften Lächeln passen, das um Roses Lippen spielte. „Schwesterchen, weißt du was? Ein bisschen bist du wie eine Heldin aus diesen verstaubten Romanen.“
    „Nein. Bin ich nicht“, wehrte Lily automatisch ab. „Wie meinst du das überhaupt?“
    Rose klimperte unschuldig mit ihren rußschwarzen Wimpern. „Na, du musst ständig gerettet werden. Armes, schwaches Weib, das du bist. Hilfloses Frauchen, wehrloses Geschöpf.“ Rose kicherte.
    Lily knallte ihren Becher auf den Tisch. „Rose“, knurrte sie, „ich warne dich.“
    „Tiger!“, rief Rose erheitert. „Willkommen zurück. Na, dann brüll mal los. Was tun wir als Nächstes?“
    Lily atmete tief ein. „Wir sorgen dafür, dass wir nicht für hilflose Frauchen gehalten werden.“
    „Können wir das machen, ohne dass du von einem Dach fällst?“, erkundigte sich Rose. „Wenn ich wieder handgreiflich werden soll, ist das in Ordnung. Allerdings hat dein Jolyon etwas gut bei mir, schließlich hat er zweimal versucht, dein Leben zu retten.“
    Lily betrachtete ihre Schwester. Schön wie frisch gefallener Schnee war sie, und doch so gefährlich. „Was hast du denn eigentlich mit ihm gemacht?“, erkundigte Lily sich betont beiläufig. „Gestern in der Bibliothek, als er mir folgen wollte?“
    „Ich habe ihn gefragt, ob er Frauen schlägt. Er ist ganz bleich geworden. Vor Wut, glaube ich. Und dann habe ich ihn tröstend ganz fest umarmt.“ Rose lächelte wie eine zufriedene Katze. „Fühlt sich gut an, der Junge. Jedenfalls hat ihn sein Versuch, sich zu befreien, ohne mir die Arme zu brechen, so lange aufgehalten, dass du spurlos verschwinden konntest. Er kennt ein paar beeindruckende Flüche“, fügte sie hinzu und klang auch wirklich beeindruckt.
    Lily stellte sich vor, wie Rose und Jolyon zwischen den Bücherregalen eng umschlungen miteinander rangen. Schnell verdrängte sie dieses Bild.
    „Wir könnten auf Mum warten“, sagte sie.
    Rose schnaubte.
    „Aber wir wissen nicht, wann sie wiederkommt“, sprach Lily weiter, als hätte sie nichts gehört. „Und es widerstrebt mir, Zeit zu vergeuden, die wir nutzen können, um Gray zu suchen.“
    „Also?“, fragte Rose lauernd.
    „Also werden wir losgehen, um noch ein paar Fragen zu stellen“, schloss Lily. „Aber dieses Mal fragen wir jemandem, der auch bereit ist, uns Antworten zu geben.“
    Lily waren die Klamotten ausgegangen. Für ein Wochenende bei Kate in London nahm sie immer nur mit, was gerade so in ihre Umhängetasche passte. Sie hatte einen Pyjama und eine Zahnbürste in Kates Wohnung und durfte die Kosmetika ihrer Mutter benutzen. Also stopfte sie meistens nur zwei Garnituren Slips, Socken und T-Shirts und dazu eine Jeans oder so zu ihren Schulsachen. So konnte sie dann ziemlich unbehindert direkt nach der letzten Stunde den Zug nehmen.
    Doch ihre zerfetzten Wollleggins waren schon im Müll gelandet. Lily hätte zwar bestimmt bei Kates Sachen eine Strumpfhose gefunden, aber in der mit Schulwappen bestickten Uniform aus Faltenrock und Blazer auf dem Campus herumzustromern, wenn man als Student durchgehen wollte, erschien ihr nicht sehr clever. Ihre Marlenehose sah schlimm aus, dreckig und verknittert, ihr schwarzer Pullover war völlig hin.
    „Rose“, rief Lily klagend. „Was soll ich anziehen?“
    Das klang so alltäglich, dass Lily es am liebsten sofort wieder zurückgenommen hätte. Alltägliches Verhalten war sicherlich nicht okay, wenn man gerade den kleinen Bruder verloren hatte und die Mutter vermisste.
    Rose schien sich aber nichts dabei zu denken. „Nimm meine Jeans!“, brüllte sie aus dem Bad.
    Lily ging in Kates Zimmer, wo Rose im Moment residierte. Normalerweise schliefen die Schwestern zusammen im großen Gästebett, aber da Kate gerade nicht zu Hause war, hatte Rose umdisponiert. Auf dem Fensterbrett lagen fein säuberlich gefaltet Roses Sachen. Lily nahm die engen Jeans hoch und dachte daran, wie sie sich an ihren

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