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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Rosen-Stammbaum gebeugt hatte. „Die Prinzen wurden von ihrem Onkel in den Tower gesperrt, weil er selber König sein wollte“, sagte Lily, so herablassend sie konnte. „Er war der letzte York-Herrscher und der letzte Rosenkönig vor den Tudors. Die Prinzen tauchten nie wieder auf.“
    Der Duke lachte. „Touché. So ist es überliefert. Nur stimmt diese Geschichte nicht ganz, wie wir jetzt wissen. Die Historiker haben vermutet, dass die beiden jungen Prinzen im Tower starben. Ich kann beweisen, dass dem nicht so ist.“
    „Die Schatulle mit den Dokumenten“, murmelte Lily.
    Der Duke nickte. „Was diese Papiere offenbaren, wird es nötig machen, die Geschichtsbücher umzuschreiben. Nimm einmal an, dass ein Mann mit einem mitfühlenden Herzen es im 15. Jahrhundert nicht mit ansehen konnte, wie zwei Kinder langsam im Tower dahinsiechten. Dort eingesperrt, um vergessen zu werden, dort eingesperrt, um zu sterben. Nimm weiter an, dass dieser Mann die Brüder befreit, anstatt sie verschwinden zu lassen. Sie mitnimmt. Sie in sein Haus schmuggelt. Sie gesund pflegen will. Stell dir vor, einer der Prinzen überlebt. Er wächst auf, als wäre er der leibliche Sohn seines Retters und sein Erbe. Er gründet eine Familie. Hat Kinder. Kindeskinder. Viele Kindeskinder. Seine letzten Nachfahren heißen Sutton-Berger. Nur dass sie in Wirklichkeit keine Sutton-Bergers sind, sondern Yorks.“
    Lily schluckte. Die Geschichte war wirklich gut. Eine von der Sorte, über die man Romane schrieb, die dann in solchen Bibliotheken wie dieser hier standen. Aber das war doch sicher alles, was es war: eine gute Geschichte.
    „Warum erzählen Sie mir das eigentlich?“, fragte sie misstrauisch.
    Der Duke beugte sich vor. „Ist das nicht offensichtlich? Ich will dir deinen Irrtum aufzeigen. Du hast verlangt, dass ich Grayson mit dir nach Hause gehen lasse. Aber, mein liebes Kind, das hier“, er breitete die Arme aus, „ist Graysons Zuhause. Er ist ein York.“
    „Und ein Lancaster“, gab Lily automatisch zurück. „Zu gleichen Teilen.“
    Der Duke lachte spöttisch. „Richtig. Willst du ihn mit den beiden irren Schwestern gehen lassen? Sie können ihm nicht dabei helfen, das zu erlangen, was rechtmäßig sein ist.“
    Lily starrte ihn an, wie er vor ihr saß. Selbstgefällig, arrogant. Und nicht mehr ganz normal. „Rechtmäßig?“, wiederholte sie in dem Bemühen, einen spöttischen Ton anzuschlagen. „Das klingt nach fantastischen Geschichten, in denen Königssöhne gegen schwarze Ritter um ihr Erbrecht kämpfen.“
    „Ja, nicht wahr? Nun, es sind keine Geschichten, es ist die Realität.“
    Lily wurde es eiskalt. Halt dich fern von unserem Prinzen , hatte der Fey auf dem Tempeldach gesagt. Aber das war doch alles Irrsinn! Grayson war kein Prinz, Gray war Gray!
    „Wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, wäre Grayson heute der Duke of York“, sagte Evelyn York ruhig. „Mindestens. Weißt du, wer diesen Titel im Moment trägt? Zu Unrecht, wie ich hinzufügen möchte?“
    Lily schüttelte schwach den Kopf.
    „Prince Andrew. Der zweite Sohn der Queen. Der vierte in der Thronfolge.“
    Thronfolge. Der Duke of Ashford war verrückt! Größenwahnsinnig! „Sie wollen damit sagen …“, begann sie.
    „Dass Grayson hierbleibt.“ Jetzt klang die Stimme des Dukes wie Stahl. „Er hat eine große Zukunft vor sich, auf die er vorbereitet werden muss. Er wird in seinen Kreisen aufwachsen. Kontakte knüpfen. Wissen ansammeln. Wenn wir enthüllen, wer er ist, wenn wir sein Geburtsrecht einfordern, muss er bereit sein.“
    Lily war schockiert. Sie hatte mit allem gerechnet, aber diese Wendung der Dinge hätte sie sich nie träumen lassen. Gray ein königlicher Erbe? Ihr kleiner Bruder? Und diese Yorks wollten ihn aufziehen? Lily rang darum, den Tiger nicht zu verlieren. Sie brauchte seine Kraft. „Das lasse ich nicht zu!“, knurrte sie.
    „Du wirst es müssen. Du kannst es nämlich nicht verhindern.“
    Ihre Blicke bohrten sich ineinander. Stumm fochten sie einen Kampf aus.
    Der Duke sagte leise: „Wenn du mir in die Quere kommst, Fairchild, siehst du deinen Bruder nie wieder.“
    Lily stockte der Atem.
    Er lächelte dünn. „Oh, ich werde ihm nichts tun. Im Gegenteil. Ich habe vor, deinen Bruder zu lieben wie meinen eigenen Sohn.“
    Die Erleichterung, die Lily bei diesen Worten überschwemmte, war nur kurzlebig, denn der Duke fuhr fort: „Aber ich werde Grayson fortbringen. Und niemand wird ihn finden bis zu dem Tag, an

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