Elfentausch
schrien die Laber-Flügler. »Ihr wollt uns einem Puschelwutz opfern? Seid ihr krank im Kopf oder was? Was bringt euch auf die Idee, dass wir Lust haben, uns fressen zu lassen? So was Idiotisches hat uns ja noch nie jemand vorgeschlagen, das ist ja wirklich unglaublich. Das sollte man sich unbedingt merken und als abschreckendes Beispiel beim nächsten Familientreffen erzählen. Wann war das doch gleich wieder? Ich vergesse den Termin immer so leicht, aber es ist ja auch so schwierig, sich das alles zu merken, wenn man so viel im Kopf behalten muss wie wir Laber-Flügler. Denn wir können uns sehr viel merken, wir rezitieren Gedichte und Lieder, die wir selber geschrieben haben und so ...«
Evelin versucht, die aufgebrachten kleinen Insekten wieder zum Thema zurückzubringen. Das Gelaber war ja gar nicht auszuhalten! »Wir wollen ja gar nicht, dass ihr gefressen werdet«, sagte sie deshalb, als die Tierchen einmal etwas langsamer sprachen und eine kleine Pause zwischen den Worten machten.
»Wir wollen den Puschelwutz nur anlocken und ihn dann fangen.«
»Hast du das gehört, einen Puschelwutz fangen!«, plapperte der eine Laber-Flügler bereits wieder drauf los. »Nein, danke«, wandte er sich wieder an Evelin. »Wir sind nicht interessiert. Das wäre ja noch schöner, warum sollten wir das denn für euch machen wollen. Wir wollen eigentlich nur in Ruhe gelassen und nicht von euch belästigt werden, außerdem haben wir noch zu tun. Wir sind beschäftigt, falls euch das nicht aufgefallen sein sollte, aber was kann man von unzivilisierten Nicht-Laber-Flüglern schon erwarten, das schlägt ja sogar die Hirn-Egel um Längen – erinnerst du dich, wie der eine Egel verhungert ist, weil er versucht hat, bei einem Ingenieur-Kobold das Hirn auszusaugen? Ja, das war ganz schön spaßig ...« Während die Laber-Flügler weiter schimpften und wild durcheinanderredeten, versuchten sie aus dem Busch herauszufliegen.
Evelin war schon ganz durcheinander von den vielen Themen, die die Laber-Flügler alle gleichzeitig von sich gaben und die ihrer Meinung nach überhaupt nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hatten. Trotzdem reagierte sie blitzschnell und packte einen der Flüchtenden am Flügel. Da sie so groß war, stand sie günstig vor den Zweigen und die Laber-Flügler hatten nicht viel Platz, um um sie herumzufliegen. Dann hielt sie noch lange genug die Zweige beiseite, damit auch Tamara und Börti wieder aus dem Busch herauskrabbeln konnten. Als beide in Sicherheit waren, ließ sie die Zweige los, die zischend wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückschnellten und den Busch erzittern ließen.
»Hilfe!«, schrie der Laber-Flügler. »Lass mich los!«
»Ja, genau. Lass ihn sofort los«, rief der andere dazwischen, der sich auf einem geheimen Durchgang durch die Watte gekämpft hatte und sofort zur Stelle war.
»Jetzt haltet doch mal die Klappe!«, schrie Evelin. »Wir brauchen dringend eure Hilfe und so wie es aussieht, habe ich sowieso schon, was wir brauchen.«
»Nein, bitte nicht!«, riefen die Laber-Flügler. »Es ist viel zu gefährlich für uns. Die Puschelwutze sind ganz scharf darauf, uns zu fressen und wir könnten gar nicht schnell genug wieder verschwinden.«
Evelin dachte darüber nach, während sie den Laber-Flügler immer noch vorsichtig in der Hand hielt. Sie achtete darauf, dass er in der zusammengeballten Faust genügend Luft bekam, aber sie war nicht gewillt, ihre zappelnde und jammernde Beute loszulassen.
Unschlüssig starrten sie sich gegenseitig an. Natürlich wollten sie unbedingt an die Wunschwürmer und auf den Berg kommen, damit sie endlich ihren Wunsch erfüllen konnten. Aber würden sie es fertigbringen, dafür absichtlich ein anderes Tier zu opfern? Die Stimmung war angespannt und ausnahmsweise hielten sogar die Laber-Flügler ihre Klappe. Es war plötzlich richtig unheimlich still. Was sollten sie tun? Naturgemäß fassten sich die Laber-Flügler etwas schneller als die anderen und der eine, der noch in Freiheit war, sagte schließlich zu Evelin: »Also in Ordnung. Wir können nicht ewig hier sitzen bleiben. Dann erstickt mein Freund Elmar. Deshalb werde ich, der tapfere Erwin, euch helfen. Ich werde einen Puschelwutz anlocken und mich dann aus dem Staub machen, aber ihr müsst dafür Elmar freilassen!«
»Abgemacht!«, versprach Evelin erleichtert. Gott sei Dank hatten sie diese Lösung gefunden. Sie war sich nicht mehr so sicher, ob sie den kleinen Laber-Flügler hätte
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