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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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Fisch und Reis den Rest des Tages missmutig auf dem Gatter, beobachtete die Ziegen oder schlenderte über die schmalen Dämme. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie David das letzte Mal gesehen hatte. Ob es ihm gut ging? Hatten er und die anderen die Schlacht heil überstanden? Das Cairdeas, das ihr sonst zuverlässig gefühlte Nachrichten über den Zustand des geliebten Elfenprinzen übermittelte, hatte sich nicht gerührt, so als wäre er unerreichbar weit weg. Arbeitete Bandorchu bereits an der Übernahme der Menschenwelt?
    Die Fragen türmten sich zu einem Berg, der so erdrückend war, dass Nadja schließlich an der Wand des Stalls zu Boden sank und hemmungslos weinte. Weder die Ziegen noch der Alte nahmen Notiz von ihr. Sie war allein. So allein wie niemals zuvor.
    Immer hatte es einen Freund an ihrer Seite gegeben. Fabio, Robert, David, Rian, Pirx, den Grogoch, Tom und sogar Silinia. Es hatte stets jemanden gegeben, der sie in Zeiten der Not in den Arm genommen, sie getröstet und ihr gut zugeredet hatte, wenn sie mitten im Chaos stand und keinen Ausweg sah. Aber in der Brust dieses alten Kauzes schien kein Herz zu schlagen.
    Nadja schluchzte laut auf, und für einen Moment hatte sie das Gefühl, jemand streiche ihr zärtlich durch die Haare. Sie drehte sich um, starrte in die Dunkelheit des heraufziehenden Abends und sah niemanden. Die Ziegen hatten sich bereits ins Innere des Stalles verzogen und kauten hörbar auf ein paar Halmen. Nadja blinzelte die Tränen fort, um besser sehen zu können.
    »Wer ist da?«, flüsterte sie.
    Ich
, kam die Antwort, und Nadja spürte erneut die zärtliche Berührung.
    »Talamh?«
    Hast du geglaubt, ich wäre fort?
Die Worte tönten durch ihren Kopf. Voller und näher als zuvor. Erwachsener.
    »Warum habe ich dich so lange nicht gespürt oder gehört?«, fragte Nadja und rieb sich mit dem Ärmel über die Augen.
    Ich durchwandere meinen eigenen Pfad. Und der führt genau wie bei dir durch Täler, aber auch über Berge. Wir beide mussten erst zu diesem Moment finden
.
    Nadja huschte ein Lächeln über die Lippen, als ihr bewusst wurde, dass ihr gerade ein ungeborenes Baby eine Lehre erteilte.
    »Dann sag mir, wie ich über diesen riesigen Berg hinwegsteigen kann, der mir im Weg steht«, bat sie. Ganz deutlich überkam sie das Gefühl, als würde Talamh sie in den Arm nehmen und sanft wiegen, ähnlich wie sie es mit ihm später einmal machen würde.
    Wenn es nicht mit dem Kopf durch die Wand geht, dann vielleicht mit einer List
, antwortete die Stimme ihres Sohnes.
    »Aber die Finken, die ich verjagen soll, sind zu viele und mit ihren Flügeln unerreichbar für mich«, wandte sie ein und fuhr sich aufgewühlt durch die Haare.
    Dann musst du sie zu Boden zwingen
.
    »Wie soll ich das schaffen?«
    Ein letztes Mal fühlte sie seine Berührung, dann zog er sich zurück – ohne eine Antwort zu geben. Ergriffen stand Nadja auf und ging im dunklen Hof sinnierend auf und ab. Die halbe Nacht über grübelte sie, bis ihr eine Idee gekommen war und sie den Plan zu Ende gedacht hatte. Dann schlief sie das erste Mal seit vielen Tagen mit einem Lächeln ein – nicht ohne ihrem Sohn vorher nochmals für seine weisen Worte zu danken.
    Gleich in der Frühe, als die Sonne noch verschlafen hinter den Bergen blinzelte, stand Nadja auf, band sich ihr vorderes Rockteil zu einer Schürze und begann eifrig, winzig kleine Steinchen vom Boden aufzulesen.
    Nach einer Weile kam der Alte heraus, um nach ihr zu sehen. Er fragte, was sie da mache, doch Nadja schwieg und arbeitete weiter. Immer mehr Steinchen sammelte sie auf, bis die Schürze gut gefüllt war. Rasch lief sie mit ihrer Last den Damm entlang und zum nächsten Feld, das noch nicht von den Finken geplündert worden war. Dort stieg sie ins Wasser und begann, die Pflanzen für ihre List zu präparieren. Ähre für Ähre strich sie die Reiskörnchen heraus und steckte stattdessen vorsichtig die Steinchen hinein.
    Erst nachdem die Sonne bereits deutlich über der Horizontlinie schwebte und mit ihren warmen Strahlen selbst den letzten Langschläfer geweckt hatte, gönnte sich Nadja eine Verschnaufpause. Sie blickte über das weite Feld, das sie fast vollständig bearbeitet hatte, und lächelte zufrieden. Sollten die Vögel nur kommen und sich satt fressen. Diesmal würden sie ihr am Ende nicht so einfach entkommen.
    Sie spähte in den Himmel. Die Schar versammelte sich gerade etwas weiter südlich und bewegte sich wie ein einziges großes Tier

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