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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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eine Falle getappt zu sein. Plötzlich dachte sie an Robert und Anne, an die Bindung, die er anfänglich unwissend mit der Muse eingegangen war. Panisch wiederholte sie die Worte, die sie gewählt hatte, und horchte in sich. Sendete Talamh ihr vielleicht eine Warnung? Doch ihr Sohn blieb weiterhin stumm, und das beunruhigte sie weit mehr als die Möglichkeit, einen magischen Bund eingegangen zu sein.
    »Abgemacht«, sagte der Alte und bedeutete ihr einzutreten.
    In der Hütte war es eng und dunkel. Die Vertäfelung hatte die Farbe versteinerten Holzes angenommen – sie war schwarz und vom Kalk des Wassers verhärtet. Die wenigen Möbel wirkten selbst gezimmert. In den Regalen stapelten sich die seltsamsten Dinge: leere Konservendosen, Angelhaken, Muscheln, zusammengebundene Stofffetzen, vergilbte Scherbensplitter, Einmachgläser mit bräunlich grüner Flüssigkeit und jede Menge Fischskelette. Neben dem einzigen Fenster stand ein kleiner gusseiserner Ofen. Die einzigen zwei Töpfe und ein verbeulter Teekessel hingen an Metallhaken von der Decke, und Nadja fragte sich unwillkürlich, woher der Geruch nach frischem Brot und Gebratenem wohl gekommen sein mochte. Sie drehte sich dem Alten zu, der gerade einen Becher in ein Fass mit Wasser tauchte.
    »Hier, trink!« Mit einem Lächeln reichte er ihr das gefüllte Gefäß. Dann setzte er sich an den Tisch, der den Großteil des Zimmers ausfüllte.
    Nadja griff zu und führte den Becher an den Mund. »Welche Arbeit soll ich für Euch erledigen?«, fragte sie, noch bevor sie kostete.
    »Trink!«, sagte der Mann in deutlichem Befehlston. Obwohl in Nadja sämtliche Alarmglocken schrillten, gehorchte sie.
    Das vermeintliche Brackwasser stellte sich als erfrischend und so köstlich heraus, als trüge es reine Lebensessenz in sich. Schluck für Schluck kostete sie den Genuss aus, ließ die Flüssigkeit den Mundraum füllen und den Rachen hinabperlen. Eben noch hatte sie geglaubt, einen ganzen See austrinken zu müssen, um ihren Durst zu stillen. Doch dieser eine Becher füllte ihre Lebensgeister bis zum Anschlag auf. Die Anstrengung der letzten Stunden fiel von ihr ab, ihre Glieder entspannten sich, und ein Lächeln breitete sich ohne ihr Zutun auf ihrem Gesicht aus. »Das war das Köstlichste, was ich je getrunken habe.«
    Der Alte grinste höhnisch. »Deine Aufgabe wird es sein, die Reisfelder vor einer Schar gefräßiger Finken zu beschützen, die sich neuerdings über meine Ernte hermachen«, sagte er. »Erst wenn du sie vertrieben hast, ist deine Schuld beglichen.«
    Eben noch himmelhoch jauchzend, stürzte Nadja unversehens zurück auf den harten Boden der Realität. »Aber was soll ich allein gegen einen Vogelschwarm anrichten?«
    »Das ist dein Problem.« Mit hochgezogenem Mundwinkel und vor der Brust verschränkten Armen blickte er sie an. »Morgen bei Tagesanbruch fängst du an.«
    Nadja rieb sich die Stirn.
Hat es denn keine Bedeutung, dass ich zumindest versucht habe, Indiras Wunsch zu erfüllen? Gibt es in der indischen Götterwelt keine Gerechtigkeit für die Rechtschaffenen?
    Als draußen die Nacht hereinbrach, drückte der Alte ihr eine Funzel in die Hand und deutete zur Tür. »Du kannst bei den Ziegen im Stall schlafen.«
    Natürlich! Was auch sonst!
Nadja presste die Lippen aufeinander, um nichts Unüberlegtes zu sagen, und schritt hinaus in die Dunkelheit. »Was soll das, Indira?«, murmelte sie. »Dieser ganze Aufwand, um mich von Rabin Dranath Takur fernzuhalten? Oder aus Eifersucht, weil du selbst nicht schwanger werden kannst? Lass mich einfach zurück in die Menschenwelt gehen. Dann bist du mich los.«
    Der Stall hatte eine Höhe von nicht mal zwei Metern und war höchstens drei Meter breit. Der Boden war notdürftig mit getrockneten Reisähren ausgelegt. Ein Eimer mit Wasser stand in der Ecke, ein ausgehöhlter halber Holzblock diente als Futterkrippe; Reis und Grasreste steckten zwischen den Splittern der rauen Oberfläche. Einträchtig standen die Ziegen beieinander und dösten im Halbdunkel.
    Nadja hängte die kleine Öllampe an einen hervorstehenden, verrosteten Nagel und drehte sich einmal um sich selbst, um den geeignetsten Platz auszuspähen. Aber es gab weder eine Nische noch sonst eine abgetrennte Gelegenheit, also schob sie die zwei Tiere schließlich mit ihrem Bein zur Seite und legt sich neben sie auf den Boden.
    »Wehe, ihr knabbert mich im Schlaf an, verstanden?«, murrte sie, beobachtete noch eine Weile die langsam erlöschende Ölflamme

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