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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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in die endlose Weite, während Nadja zusammengekauert dasaß und sich an dem warmen Gefühl festhielt, das Talamh ihr sendete. Die Zeit verschwamm vor ihren Augen. Es mochten Minuten oder Stunden, Tage oder Wochen vergehen. Ihre Gedanken wanderten im Kreis, von einer Station ihres Lebens zur nächsten, bis sie wieder in der Gegenwart angelangt war und von vorne begann. Sie suchte nach dem Fehler, der sie in diese Sackgasse geführt hatte – nach der verborgenen Tür, die sie nach draußen bringen konnte, ans Licht und raus aus diesem endlosen Tunnel.
    Als der Pfau endlich sprach, hatte Nadja schon fast vergessen, wie sich Worte anhörten – fast vergessen, dass sie ein lebendes Wesen und kein Steinbrocken war. »Weil man mich einst den Gütigen nannte, den Großen Gott und höchsten Herrn, will ich für dich tanzen.«
    Tanzen?
Das Wort wirkte in ihrer Erinnerung fehl am Platz. Vielleicht hatte sie die wahre Bedeutung auf den Gleisen ihres Seins vergessen. Vielleicht hatten ihre Ohren ihr einen Streich gespielt, ihr Geist einen neuen Irrpfad entdeckt.
    Doch als die Erde unter den Krallen des Tieres zu beben begann, drang die Wirklichkeit an die Oberfläche. Der weiße Pfau tanzte. Mit zurückgeworfenem Kopf, abgespreizten Flügeln und vibrierendem Schweiffächer tänzelte er in Kreisen und Achten auf der Stelle.
    Staub rieselte von Nadjas Schultern. Die Erde brach auf, Nebel stieg aus den Rissen empor, bis die Sicht kaum mehr weiter als eine Armlänge reichte. »Was machst du?«, fragte Nadja und erkannte kaum ihre eigene Stimme.
    Doch der Pfau antwortete nicht. Stattdessen trat Shiva in seiner vollen Pracht aus dem Nebel. Das Haar lang und fließend wie ein Wasserfall, Sinnbild für die Herrin des Ganges, das dritte Auge auf der Stirn mit einer Mondsichel. Er hielt Dreizack und Trommel in der Hand und hatte eine Schlange um den blauen Hals gewunden. Hinter ihm sah Nadja die Silhouette jenes Stiers auftauchen, den sie bereits vom Tempel der Kamadhenu kannte.
    »Das ist Nandi, mein Begleiter, treuester Diener, Wächter und Schwellenhüter«, verkündete Shiva mit freundlicher, aber durchdringender Stimme. »Er wird dir ein Tor öffnen, das dich an den Rand dieses Labyrinths führt. Denn du hast dich würdig erwiesen, als Elfe und Menschenfrau zugleich. Dein Herz hat das meine erwärmt und mich aus einem tiefen Schlaf erweckt, sodass ich das Ende wachen Geistes miterleben kann. Dafür danke ich dir. Bis hinaus in deine Welt musst du es dennoch allein schaffen.« Mit diesen Worten schritt die Gestalt rückwärts und verschwand im Grau.
    Als Nadja sich erheben wollte, wurde sie von einem Nebelwirbel erfasst, emporgerissen und fortgetragen. Aber bevor sie im Strudel des neu entstandenen Portals verschwand, stieß der Pfauenkopf zu ihr durch den Energiestrom. Im Schnabel hielt er eine einzelne weiße Feder, an der ein frischer Blutstropfen klebte. Nadja streckte die Hand aus und wurde im selben Moment, in dem sie den Kiel erreichte, durch das Tor gesogen.

22 Aufstand
    Da gehe ich für ein paar Minuten fort, bitte Sie ausdrücklich, ein Auge auf die Gräfin zu haben, und was passiert? Ich komme zurück, und alle sind verschwunden! Keine Nachricht, nichts! Bin ich denn nur von Idioten umgeben?« Tanner ging mit vorgeschobenem Kinn auf Darby zu, stoppte nur wenige Zentimeter vor ihm und blickte ihm herausfordernd in die Augen. Zwar war er schmächtiger als der Elf in seiner schottischen Gestalt, doch überragte er ihn um gut eine Handspanne. »Also? Ich warte auf eine Erklärung!«
    »Mir war langweilig«, sagte Darby ohne ersichtliche Betroffenheit.
    »Toll! Ganz toll, wirklich. Und wie sollen wir die Gräfin jetzt wiederfinden? Oder wollen Sie sie da draußen einfach frei herumlaufen lassen?« Das Desinteresse seines Gegenübers brachte Tanner nur noch mehr auf die Palme. »Wenn wir die Báthory jetzt gehen lassen, gleitet sie uns aus den Händen. Dann ist es mit allen weiteren Plänen vorbei. Einen Hund zähmt man, wenn er jung ist.«
    Darbys Mundwinkel zuckten – vielleicht skeptisch, vielleicht auch nur amüsiert. »Die Gräfin ist aber kein Hund und alles andere als jung.«
    »Dann müssen wir sie eben mit der Knute bändigen!«, schrie Tanner. Er war es nicht gewohnt, Widerworte zu hören, oder gar, dass man sich über ihn lustig machte. Momentan konnte er nicht sagen, was davon zutraf – und das erzürnte ihn am meisten. »Vielleicht würden Ihnen ja ein paar Schläge auf den Hinterkopf helfen, die Sache wieder

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