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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der Krokusse fächerten immer weiter auf. Zwischen inneren Schmutzschlieren wurden Reste des ursprünglichen Pflanzenfleisches sichtbar. Rolobasterfarben waren sie, und sie strahlten bedrückende Sehnsucht aus.
    Gofannon trat näher, bewegte sich ins Innere des langsam wogenden Pflanzenmeeres hinein. Die Krokusse hatten harte, borstige Wurzelfühler in die glasierte Fläche getrieben. Sie mussten über einen unbändigen Gemeinschaftswillen verfügen, dass sie es geschafft hatten, all die Äonen seit ihrer Verbannung zu überleben.
    »Wie wollt ihr mich belohnen, wenn ich euch helfe?«, fragte er. »Keine Tat ist umsonst, wie ihr sicherlich wisst.«
    »Oh, du Schändlicher!«, klagte der Chor. »Wir sind arm, wir haben nichts, wir leben am Rande des Verwelkens! Wie kannst du angesichts unserer Qual etwas fordern?«
    »Ihr besitzt sicherlich etwas, das ich gebrauchen kann; und sei es auch nur Wissen. Könnt ihr mir etwas über die Ebenen der Schattenwelt erzählen?« Vorsichtig fuhr er mit den Fingern über das Blätterkleid eines der jüngeren Krokusse und rieb den Staub weg. Klirrend brachen Teile der steinernen Patina von der Blütenöffnung und machten einem bunten, sinnlich betörenden Blätterbild Platz.
    Das Pflanzenmeer brach in verhaltenen Jubel aus. Eine winzige Pheromonwolke, von Lust und Geilheit übersättigt, stieg hoch.
    »Mach weiter, gütiger Herr, und wir erzählen alles, was wir wissen! Oh ja, mach weiter!«
    Die Krokusse in seiner unmittelbaren Umgebung reckten ihm ihre Köpfchen entgegen, bis sie ihn berührten. Unverhohlene Gier nach Leben schwang in ihrem Verhalten mit. Lasziv streichelten sie über seinen vernarbten Körper.
    »Sagt mir, ob es größere Ansiedlungen in der Schattenwelt gibt. Flecken, an denen altes und neues Leben blühen.«
    »Beseitige unsere Qual, und wir antworten, sprechen, helfen.«
    »Ihr verkennt eure Situation, Blumenwesen. Gebt mir Informationen, und danach bekommt ihr, was ihr wünscht.« Die frühen Zeiten waren voll von Intrigen, Eifersüchteleien und Betrug gewesen. In einem endlos scheinenden Hin und Her hatten die Alten die Ränkespiele zur Perfektion getrieben. Unter keinen Umständen durfte Gofannon diesen ursprünglichen Geschöpfen den Gefallen tun und ihnen etwas geben, ohne zuvor seine Gegenleistung eingefordert zu haben.
    »Schändlich bist du, großer Herr, göttlicher Herr«, klagte der Pflanzenteppich. »Du nützt unsere Schwäche, führst freche Reden und bleibst ohne jegliches Gefühl.«
    Ein gutes Dutzend der Pflanzenköpfe hatte sich an seinen Leib gelehnt. Knackend öffneten sich weitere Blütenkelche. Der eine vollends befreite Krokussant wandte sich hingegen von seinen Artgenossen ab. Er sang und jubilierte, genoss das Restlicht der von Wolken verdeckten Sonne auf seiner pflanzlichen Epidermis.
    »Ihr langweilt mich«, sagte Gofannon. »Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, und ich werde wohl weiterwandern ...«
    »Nein!«, stöhnten die Krokusse unisono. »Bleib hier, schöner, guter, prächtiger Herr. Wir erzählen alles, was wir wissen ...«
    Und sie sammelten ihre Erinnerungen, fassten sie in für Gofannon verständliche Worte und ließen die Erinnerungen in einem dissonanten Klangteppich über die Ebene schallen.
    Da war von den verkarsteten Götterhöhlen im Norden der Schattenwelt die Rede, in denen die ganz Alten ihrem Ende entgegendämmerten. Sie waren vom Geschlecht der Riesen nach äonenlangen Verdrängungskämpfen dorthin vertrieben worden.
    Dann gab es ein loses Netz umherwandernder Geschöpfe, von großer Wut erfüllt, die sich selbst als Mitglieder der »Schwesternschaft« titulierten. Sie brandschatzten unter den anderen Bewohnern der Schattenwelt, saugten deren Erfahrungen in sich auf, um selbst ihr armseliges Leben verlängern zu können. Schon sammelten sie sich, sangen die Krokusse, um gemeinsam gegen die Königin Bandorchu und ihre Begleiter anzugehen.
    Im
Höheren Land
, jenseits der Steinmauer am Horizont, gab es die
Ruhenden Streitkräfte des Thanmór
, eines alten, aus unerfindlichen Gründen hierher verbannten Elfengeschlechts. Thanmór war aus ähnlichen Gründen wie Gwynbaen/Bandorchu in die Schattenwelt verbannt worden. Äonenlang hatte er nach einem Weg zurück gesucht, um schließlich sich und seinen gesamten Hofstaat in eine Ruhestarre zu zwingen ...
    »Genug haben wir nun gesagt«, sangen die Krokusse. »Gib uns frei, errette uns!«
    Unwillkürlich glitten Gofannons Finger über Stiel und Blätter einer

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