Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
fünf Stunden in Rotterdam aus, du solltest dir vorher noch einmal sicherheitshalber die Zollpapiere anschauen. Die II ist bereits bei Koblenz, sie wird früher ankommen als erwartet. Außerdem muss sich jemand darum kümmern, dass die Reparaturen an der V vorangetrieben werden.«
Angelinas Blick wurde geschäftsmäßig. »Koblenz. Dann sollte sie in etwa vier Stunden anlegen. Ich werde mich drum kümmern, Chef, und auch um alles andere.«
»Braves Mädchen.« Alberich legte in Höhe ihrer Wange einen Finger an das Bild und strich darüber. Angelina zeigte kurz ihre Zähne und schnurrte.
»Sehen wir uns heute Abend noch, Chef?«
»Ich weiß es nicht. Es kommt darauf an, wie die Pläne unserer Gäste sind. Ach ja, faxe mir bitte den Fahrplan der Reginald II herein, wenn du drüben bist. Es kann sein, dass ich demnächst eine der Sonderfahrten mitmachen werde und wir die Route vielleicht ein wenig ändern.«
Angelinas Augenbrauen wanderten hoch, doch sie stellte keine Fragen. »Wird gemacht.«
Alberich nickte ihr zu und wischte dann erneut über das Glas.
Wieder sprang das Bild um, und dieses Mal war es dunkel und verschwommen. Trotzdem konnte er sehr genau sehen. Er wusste ohnehin, was dort war. Unzählige Male hatte er es sich schon angeschaut.
Es war ein Anblick aus den Tiefen des Rheins. Pflanzenteile und Algen trieben vorüber, ein Felsen erhob sich in der Nähe aus dem Flussgrund, ein Fischschwarm zog vorbei. Wedel und Ranken von Unterwassergewächsen trieben in der Strömung und boten allerlei Kleintieren Schutz. Und irgendwo dazwischen wusste er einen dunkleren Schatten, etwas, das wirkte wie ein über Jahrtausende abgeschliffener Stein …
Alberich hörte ein leises Gähnen hinter sich und wischte in entgegengesetzter Richtung über das Glas. Schlagartig war es wieder durchsichtig und nicht von einer gewöhnlichen Fensterscheibe zu unterscheiden. Er drehte sich um. Mit verschlafenem Blick sah Rian zu ihm herüber.
»Wer ist nur jemals auf die Idee gekommen, dich als einen Zwerg zu bezeichnen«, murmelte sie.
Alberich lachte auf und ging zum Bett zurück.
»Das wurde erst behauptet, als die Sage bereits uralt war. Aber ich habe bei den Zwergen die hohe Kunst des Schmiedens gelernt, was die Sache nicht völlig aus der Luft gegriffen macht«, antwortete er und setzte sich auf die Bettkante. »Zeitweise habe ich mich fast wie einer von ihnen gefühlt, als ich dort unten in ihren tiefen Höhlen hauste und den ganzen Tag nichts anderes sah als Stahl, Feuer und Felsen.«
Rian streckte eine Hand aus und fuhr über seinen Arm. Ihre schlanken Finger fühlten sich auf seiner abgekühlten Haut angenehm warm an.
»Ich kann mir gut vorstellen, wie du am Amboss stehst und bei jedem Hammerschlag die Funken sprühen«, sagte sie. »Irgendwie bringe ich dich ohnehin immer mit Feuer und Rauch in Verbindung.«
»Du hast ein gutes Gespür. Du nimmst den Drachen in mir wahr. Er ist immer da, zu jeder Zeit. Sieh dich vor, dass du ihn nicht weckst.«
Rian nickte leicht, und ihre Augen fielen wieder zu. Alberich strich ihr über die Wange.
»Schlaf ruhig noch ein wenig, meine jungfräuliche Prinzessin«, flüsterte er. »Schlaf und träume davon, wie wir gemeinsam Grenzen überschreiten.«
Rian fuhr hoch und blinzelte ins helle Sonnenlicht. Ihr Atem ging heftig. Noch immer verfolgten sie die letzten Bilder ihres Traumes. Sie hatte sich in einer Felshöhle wiedergefunden, wo eine Horde hässlicher rußverschmierter Zwerge mit Krallenhänden auf sie eingedrungen war. Sie jagten sie durch ein Labyrinth von Gängen und Schächten, und als sie schließlich einen Ausgang gefunden hatte und sich in das Tageslicht hinausstürzte, holten ihre Verfolger sie ein.
Dunkel erinnerte sie sich daran, dass die Wesen sie zu Boden gerissen und auf den Rücken gedreht hatten. Unter ihren Krallen war ihre Kleidung in Fetzen gegangen, und über ihr war ein großer dunkler Schatten aufgetaucht, der sich bedrohlich näherte. Ein Drache, der seine Krallen in sie schlagen würde, wenn er sie erreichte …
Rian schüttelte die Traumbilder ab. Es hatte keinen Sinn, sich von wirren Visionen irritieren zu lassen. Sie musste sich auf wichtigere Dinge konzentrieren.
Sie sah aus dem Fenster. Nach dem Sonnenstand zu urteilen, waren seit ihrem ersten Aufwachen fast zwei Stunden verstrichen. Suchend schaute sie sich um und lauschte nach unten. Alberich war nirgends zu sehen oder zu hören.
Seufzend ließ sie sich wieder in das Seidenkissen
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