Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
niedergeschlagen. Sie setzte bereits diese Freundschaft aufs Spiel. Tom würde ihr von jetzt an nicht mehr vertrauen. Doch sie konnte ihn nicht einweihen. Allmählich verstand sie ihren Vater.
Genau. Fabio. Sie würde die Wartezeit damit verbringen, ihren Vater ausfindig zu machen; irgendwo hatte sie die Telefonnummer des Anwalts. Wenn Fabio etwas passiert war ...
»Da ist doch noch mehr«, drang Toms Stimme in ihre Gedanken. »Du hast schon wieder diesen gequälten Ausdruck.«
»Ich ...« Nadja fuhr sich hilflos durch die kastanienbraunen Haare. Ihre bernsteinfarbenen Augen blickten in die Ferne. »Ich verstehe selbst nicht, was da vor sich geht, Tom, aber einiges von dem, was Nicholas gesagt hat, scheint zu stimmen. Etwas verändert sich. Und weil ich irgendwie darin verwickelt bin, habe ich jetzt Angst um alle, die mir zu nahekommen. Ich muss Robert da rausholen.«
»So wie David.«
»Richtig.«
»Du hältst dich aber nicht zufällig für eine Weltretterin, oder?«
Sie lachte und fühlte sich plötzlich getröstet. »Nein, bestimmt nicht. Allerdings ist mein Vater auch verschwunden, und den werde ich als Nächstes suchen.«
Tom warf die Hände in die Luft und schüttelte dann den Kopf. »Mit dir wird einem nie langweilig. Und ich scheine ein Faible für Spinner zu haben. Abe, du, und dann kenne ich da noch so einen oder zwei, die seltsame Dinge tun ...« Eine Weile gingen sie still nebeneinander. Auf der Treppe zur U-Bahn hinab fuhr er fort: »Sag mal, glaubst du etwa ernsthaft an eine Muse?«
Nadja hob die Schultern. »Das ist doch egal, Tom. Ob sie nun eine Muse ist oder eine Schwarze Witwe, was auch immer: Robert ist in Gefahr, daran hege ich überhaupt keinen Zweifel. Und die Quelle der Gefahr ist diese Frau, Anne Lanschie.«
Zwischenspiel 1
»Es ist nicht zu fassen!«, tobte Alebin, nachdem er in sein Haus zurückgekehrt war. Er lebte ein gutes Stück abseits vom Baumschloss, um ungestört kommen und gehen zu können. Den Crain war das im Gegenzug ganz recht, da sie keinen Meidling in ihrer Nähe haben wollten. »Ich offenbare ihnen mein Innerstes, und sie weisen mich ab!«
Die Wolfshündin Cara faltete ihren großen Körper vor dem Kamin zusammen und blickte aus treuen gelben Augen zu ihm auf. Aufmerksam spitzte sie die Ohren, als könne sie den Sinn seiner Worte verstehen.
»Wofür«, schnaubte der Elf weiter, »nehme ich diesen Schmerz auf mich, lasse mir in den Geist hineingreifen, wenn am Ende nichts dabei herauskommt? Kannst du mir das erklären?«
Cara hechelte kurz und klopfte einmal mit dem Schwanz. Aber so leicht gelang es ihr nicht, ihren Herrn zu besänftigen.
Alebin hatte alles unternommen, um in die Gemeinschaft der Zwillinge aufgenommen zu werden. Doch trotz seiner eindringlichen Warnung hatte der Grogoch sich durchgesetzt. Alebin war abgeschmettert worden, und sie hatten den Weg ohne ihn fortgesetzt.
Aber er hatte es ihnen heimgezahlt. Er wusste ja, dass sie nach München und dafür ein bestimmtes Tor aufsuchen wollten. Schließlich lebte Nadja in München, das hatte sie Alebin selbst erzählt, also wohin sollten sie sonst gehen? Das Tor, das die vier ausgesucht hatten, war für eine schnelle Reise in diesen Sektor dienlich, sozusagen ein kurzer Weg, kaum ein paar Schritte weit. Der Grogoch kannte sich gut aus mit den Toren.
Doch das tat Alebin auch. Mit Caras Hilfe war er Fanmórs Brut heimlich vorausgeeilt. Erbost über seine Ablehnung, hatte er das echte Tor mit einem Verschwindezauber aus der magischen Sicht genommen und ein Scheintor davor gesetzt, das natürlich nicht funktionierte. Sie würden eine Weile brauchen, um seine Manipulationen aufzudecken und sich auf die Suche nach dem richtigen Tor zu begeben. Außerdem durften sie nicht zu viel Magie wirken, um niemanden auf sich aufmerksam zu machen. Nein, der Zauber würde lange genug halten, um Alebin einen entsprechenden Vorsprung zu verschaffen.
Dieser Gedanke besänftigte den Meidling plötzlich wieder, und er grinste in sich hinein. Wahrscheinlich würden ihm bald die Ohrspitzen brennen von den Flüchen, die sie gegen ihn ausstießen. Doch das war ihm nur recht. Sollten sie bereuen, ihn abgewiesen zu haben!
Inzwischen würde er allein nach München reisen, zu Nadja.
»Nibela«, rief Alebin. »Nibela! Bei den Far Darrigs, wo steckst du?«
Keine Antwort. Dann fiel dem Elfen ein, dass er den Doppelgänger aus Lehm zur Ruhe geschickt hatte, um ihn zu schonen. So angenehm Nibela als Diener auch war – seine Energie
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