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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Überraschung. Sie nickte.
    Die Frau sah Domna Antela an. »Ich nehme sie mit. Oder benötigst du sie noch für etwas?«
    »N nein«, stotterte die Domna überrascht.
    »Gut.« Die Frau nickte freundlich und reichte Elidar die Hand. »Dann komm.« Sie trippelte zur Tür, und Elidar stolperte hinter ihr her aus dem Zimmer.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie nach ein paar Schritten. »Darf ich fragen, wohin Sie mich bringen?«
    Die Frau sah sich überrascht um, als hätte sie vergessen, dass Elidar ihr folgte. »Wohin?« Sie lächelte ein entzückendes Lächeln. »Ich habe mich nicht vorgestellt, das ist sehr unhöflich von mir. Yag-Po Tshan.«
    »Elidar«, erwiderte das Mädchen. »Domna …«
    Die Frau lachte hell und perlend. »Ich bin keine Ledonierin und keine Bedienstete, Liebes. Du darfst Yag-Po zu mir sagen.« Sie kniff ein Auge zu und setzte hinzu: »Wenn jemand uns zuhört, solltest du vielleicht ›Damisel‹ sagen. Man legt hier großen Wert auf so etwas.« Sie legte mit verschwörerischer Miene einen Zeigefinger auf die Lippen. Elidar betrachtete den langen, spitzen Fingernagel, der rot bemalt und mit glitzernden Blüten besetzt war, und nickte stumm.
    »Wohin bringst du mich?«, unternahm sie einige Schritte später einen erneuten Vorstoß.
    »Zu meiner Cousine«, war die Antwort, die ihr auch nicht weiterhalf.

12
    E s war kein Zimmer, sondern eine Zimmerflucht, ein Zimmergelände, eine weite Zimmerebene, in die Yag-Po sie führte, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatte.
    Als sich die Tür öffnete, holte Elidar entzückt Luft. Im ersten Augenblick glaubte sie, im Freien zu sein, so weit konnte ihr Blick schweifen. Aber weit hinten erkannte sie dann doch noch Wände mit bodentiefen Fenstern, die auf eine Terrasse führten, und hoch über ihrem Kopf schwebte eine Decke - viel weiter entfernt als Elidar es jemals in einem Haus gesehen hatte.
    Der Eindruck, sich mitten in einem Garten zu befinden, entstand aber vor allem dadurch, dass der Boden bedeckt war mit dicken, weichen, seidigen, über und über blumengemusterten Teppichen, auf denen Berge von Seidenkissen lagen, die mit Vögeln und Schmetterlingen bestickt waren. Aus all dieser bunten Pracht ragten hohe Vasen mit Blütenzweigen, und auf dem Boden verteilt waren niedrige Tische oder eher hohe Tabletts, auf denen Schalen mit Früchten oder Konfekt standen. Aus kleinen Räuchergefäßen stieg ein zarter Duft nach Gewürzen und Blumen auf. Vögel zwitscherten und sangen trillernde Läufe, aber Elidar konnte nicht sehen, woher der Gesang kam.
    Dieses ganze seidige, farbenfrohe Wunder war bewohnt, aber das bemerkte die überwältigte Elidar erst, als ihre Führerin jemanden ansprach: »Chian-Xin, würdest du es unserem Gast bitte bequem machen?«
    Ein Blumenbeet erhob sich anmutig von einem Blütenkissen und entpuppte sich als mandeläugiges, zartgliedriges Geschöpf. Jetzt erst erkannte Elidar wie in einem Vexierbild, dass überall im Raum Mädchen und Frauen saßen, die sie neugierig anblickten. Sie fragte sich, woher diese fremdartigen und wundersamen Blumenwesen wohl stammen mochten. Sie lächelte ein wenig verlegen ob der Aufmerksamkeit, die ihr von allen Seiten zuteil wurde, und ließ sich gerne von Chian-Xin an die Hand nehmen und zu einem der zierlichen Tische führen.
    »Möchtest du etwas essen?«, fragte Chian-Xin. Ihre Stimme war hoch und melodisch, und ihr Ledonisch klang fremdartig.
    »Nein, danke«, sagte Elidar und betrachtete besorgt das hübsche Kissen, auf dem sie sich niederlassen sollte. Ihre Füße waren wirklich nicht allzu sauber, und das Gleiche galt für ihre Kleider, denen man die lange Reise, die Stallarbeit und die Nächte im Heu durchaus ansah.
    Ihre Begleiterin lächelte. »Setz dich ruhig«, sagte sie.
    Elidar tat es und betrachtete die Umgebung. Eine Vase mit blühenden Zweigen stand gleich neben ihr, und sie berührte die Zweige vorsichtig, weil sie sich nicht vorstellen konnte, wo zu dieser Jahreszeit so schöne Blumen herkommen mochten.
    »Ah«, sagte sie überrascht. »Die sind ja nicht echt!«
    Ihre Begleiterin neigte anmutig den Kopf. »Nein, das ist viel, viel besser - große Kunst und Fingerfertigkeit«, sagte sie.
    Elidar war da jedoch anderer Meinung. Sie wandte sich von den gefälschten Blumen ab und sah sich um.
    Ein Mädchen kam zu ihnen und schenkte aus einer goldgefassten Karaffe eine klare Flüssigkeit in das langstielige Glas, das vor Elidar auf dem Tischchen stand.
    »Danke«, murmelte Elidar und beugte

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