Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
"laufenden Ermittlung". Elisa fragte nicht weiter nach.
Die Polizei war trotz der Kenntnis dieser beiden mit den Geschehnissen verknüpften Namen sichtbar ratlos. Nach drei langen Stunden verließen die Männer endlich ihr Haus mit der Beteuerung, man werde Fräulein Sleyvorn mit allen vorhandenen Mitteln ausfindig zu machen versuchen. Wenn sie, Elisa, irgendeine neue Erkenntnis habe oder ein eventueller Entführer sich bei ihr melde, könne sie sich jederzeit an die Wache wenden.
"Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen", sagte Elisa zum Abschied. Ihre Stimme klang dabei nicht halb so herzlich, wie die Worte es vermuten ließen. Morgen schon würden die Handwerker neue Fenster einbauen, das hatte Elisa bereits in die Wege geleitet. Am liebsten wäre es ihr, die ganze unangenehme Angelegenheit danach einfach zu vergessen. Aber so leicht würde es ihr nicht gemacht werden, das wusste sie. Elmor würde sich nach diesem kleinen Streich gewiss bei ihr melden. Und er zeigte sich sicher nicht eben glücklich über die Entwicklung der Dinge. Das Spiel war noch lange nicht beendet.
Elisa ließ sich wieder auf ihrem knarrenden Lehnstuhl nieder und nahm das Buch, das sie vor dem Auftauchen der Polizei gelesen hatte, zur Hand. Sie würde der Dinge harren, die da kamen, ohne sich ihrer inneren Ruhe berauben zu lassen. So hatte sie es immer schon gehandhabt und das sollte nun auch nicht anders werden.
Zu ihrem Verdruss währte ihr zeitweiser Frieden nicht lange. Elmors Bote hatte augenscheinlich nur auf den Abzug der Polizei aus Elisas Haus gewartet. Er kündigte sich auf sehr konventionellem Wege durch das Läuten der Türglocke an. Elisa musste keine Hellseherin sein, um schon, während sie sich wieder aus ihrem Stuhl erhob, zu wissen, welcher Besuch vor der Tür stand. Ein geheimes Treffen in einer ungastlichen Höhle war wohl jetzt nicht mehr nötig, da der Feind, vor dem man sich versteckt hielt, nun ohnehin informiert war.
Sie ließ sich Zeit mit dem Öffnen der Tür.
Wie vermutet war es der rothaarige Junge, den Elmor zu ihr geschickt hatte. Sie bedeutete ihm mit einer Geste, hereinzukommen. Der Wohnraum, in den sie ihn führte, besaß noch ein intaktes Fenster und war mit dichten Vorhängen von der Außenwelt abgeschirmt.
"Ich nehme an, du hast die uniformierten Herren gesehen, die mir einen Besuch abstatteten", sagte sie. "Dein Name hat bereits jetzt einen Platz in ihren Akten gefunden."
"Das hatte ich befürchtet", meinte der Junge und sah dabei nicht sehr glücklich aus. Sie bedachte ihn eines gespielt mitfühlenden Blickes. "Du hast doch wohl keinen Fehler begangen? Glaube mir, dein Herr versteht keinen Spaß, wenn seine Leute ihm Ärger bescheren."
"Dies scheint mir der Grund zu sein, warum ich hier bin", entgegnete Robin. Es fiel ihm sichtlich nicht leicht, die ihm gegebene Botschaft auszusprechen. Elisa merkte ihm seine Betrübnis an. Er räusperte sich, bevor er sich entschloss, weiter zu sprechen. "Frau Sleyvorn. Ihr ... sagen wir ... unloyales Verhalten meinem Herrn gegenüber hat ihn sehr gekränkt."
Diese Worte reizten Elisa beinah zum Lachen. Sie witterte darin eine starke Untertreibung.
"Vielleicht", erwiderte sie dem jungen Mann, "ist es nun an der Zeit für ihn, aus seinem Loch herauszukommen, wo immer er auch steckt."
"Ich bitte Sie", sagte Robin mit einigem Nachdruck und beinah beschwörendem Blick. "Nehmen Sie das Friedensangebot an, dass ich Ihnen überbringe. Es ist sicher für alle zum Besten."
"Friedensangebot?" hakte Elisa nach und diesmal drängte sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen.
Robin straffte sich. "Mein Herr bittet Sie zu einem persönlichen Gespräch. Sie können mich direkt zu ihm begleiten, wenn Sie bereit sind."
Elisa hob die Brauen. "Ich sehe, jetzt wird es ernst", sagte sie.
Der alte Kater verließ also nun den Bau. Sie wusste, es wäre höchst unklug, eine solche Audienz abzulehnen. Und irgendwo in ihrem Inneren verspürte sie sogar ein wenig Vorfreude. Der erwartungsvolle Blick des jungen Mannes ruhte auf ihr. Sie tat, als müsse sie über die Einladung nachdenken, zögerte eine ganze Weile und ging dabei langsam, wie nachsinnend, im Raum umher. Robin drängte sie nicht mit Worten, doch seine Mimik sprach Bände.
Armer Junge, dachte sie. Er hatte sicher nicht einmal den Bruchteil des Zorns seines Herrn zu kosten bekommen und war bereits so anrührend besorgt. Ihre eigene Besorgnis hielt sich in Grenzen, obwohl sie wusste, auf welch gefährliches Gebiet sie sich
Weitere Kostenlose Bücher