Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
bist", sagte sie. "Kennst du meine Geschichte?"
Er schwieg weiter, senkte den Kopf und blickte auf die nach ihm ausgestreckte Hand. Das Pochen in Tadeyas Schläfen wurde immer intensiver, sie konnte den Kopf nicht mehr lange in dieser Position halten. Vor ihren Augen tanzten kleine, rote Feuerpunkte.
"Tadeya", sagte er nach einer ganzen Weile, noch immer ohne sie anzusehen. "Manchmal ist es besser, ohne Wurzeln zu leben, als die Wahrheit zu kennen."
"Bitte", brachte sie hervor. "Sag mir, was du weißt."
Wieder verstrich eine Weile, während Tadeya kämpfte, ihn im Blick zu behalten.
Irgendwann, nach einer kleinen Ewigkeit, sah er ihr wieder in die Augen und seine Antwort hätte kürzer und schroffer nicht sein können: "Nein", sagte er und erhob sich, um im nächsten Moment aus ihrem Sichtfeld zu verschwinden.
------- ELISA SLEYVORN -------
Nachdem dieser kleine Träumer, zu dem Elisas Enkelin seit einiger Zeit eine sicherlich vorübergehende Vorliebe entwickelt hatte, in ihrem Garten aufgetaucht war, hatte sie fast damit gerechnet, zusätzlich auch noch Besuch von der Polizei zu bekommen. Über diese weitere Belästigung war sie alles andere als erbaut. Am meisten verärgerte sie, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als die uniformierten Herren in ihr Haus zu lassen und einigermaßen mit ihnen zu kooperieren. Sie erklärte, sie sei von einem Spaziergang nachhause gekommen und habe bei ihrer Rückkehr die Zerstörung an Haus und Garten vorgefunden. Von ihrer Enkeltochter habe sie seither keine Nachricht und wisse auch nicht, wo sie sich aufhalte.
"Frau Sleyvorn, seit dem Ereignis sind viele Stunden vergangen. Warum haben Sie uns nicht alarmiert?"
Sie beugte sich in ihrem Stuhl vor und blickte dem Fragesteller fest in die Augen.
"Ich habe kein großes Vertrauen zu den örtlichen Behören", gab sie ohne Umschweife kund. "Man nennt mich hier im Ort eine 'Zigeunerhexe'. Und in meinem bereits recht langen Leben habe ich mehr als einmal erleben müssen, wie die offiziellen Staatsorgane mit so genanntem Gesindel wie mir verfahren."
"Frau Sleyvorn,", widersprach der Polizist, "Wir nehmen uns Ihrer Probleme ebenso sorgfältig an, wie denen jedes anderen Bürgers."
Elisa verweigerte dem Mann darauf eine Antwort. Das Mienenspiel ihres Gegenübers ließ erkennen, dass trotz seiner gegenteiligen Behauptung ihre Worte einen empfindlichen Nerv getroffen hatten. Die Spur Genugtuung, die sie empfand, entsprang nicht ihrem Verlangen nach Gerechtigkeit.
Die genaue Untersuchung des so genannten 'Tatortes' durch die Polizei dauerte Elisa entschieden zu lange. Der Umstand, dass wildfremde Leute in ihrem Haus und Garten herumschnüffelten, war ihr verhasst. Nur mit Mühe bezähmte sie ihre Ungeduld und ertrug diese vorübergehende, intensive Störung ihrer Privatsphäre. Diese Männer würden ohnehin nicht herausfinden, was hier geschehen war. Und sie selbst mimte konsequent die völlig Ahnungslose: Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, auf welche Weise diese Verwüstung angerichtet worden war. Es fehlten keine Wertgegenstände im Haus. Nein, sie hatte keinen in irgendeine Richtung gehenden Verdacht. Und es war nicht sicher, ob die Enkeltochter zur Zeit des Ereignisses überhaupt im Haus gewesen war. Einen Mann mit dem Namen Robert Adlam kannte sie schon gar nicht und auch keine Person, auf die seine Beschreibung passte.
Insgeheim verfluchte sie Jesco Fey, der diesen Zusammenhang für die Polizei hergestellt hatte. Nicht, dass es wirklich eine Rolle spielte. Der Fall würde sich für diese unwissenden Dummköpfe ohnehin nicht lösen lassen. Doch es war unübersehbar, dass allein die Erwähnung dieses Namens gegenüber den Behörden eine weit größere Unruhe verursacht hatte, als nötig. Offensichtlich war Robert in irgendetwas verwickelt, was ihn auf die Fahndungsliste gebracht hatte. Erstaunt war Elisa über diese Entdeckung nicht.
Dass die Polizei sie zusätzlich zu einem rothaarigen Mann um die zwanzig mit dem Vornamen Robin befragte, überrascht sie sehr. War es ebenfalls auf den verdammten Maler zurückzuführen, dass man die Verbindung zu diesem Jungen geknüpft hatte, der in Elmors Diensten stand? Vielleicht waren die Dummköpfe doch einen Schritt weiter, als sie dachte.
Natürlich gab Elisa an, auch diesen jungen Mann nicht zu kennen.
Die Verknüpfungspunkte der angeführten Personen mit dem Ereignis auf Elisas Grund und Boden verriet man ihr nicht. Diese seien Bestandteil einer
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