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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
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wenn Was­ser aus­ge­schüt­tet wür­de. Er sah dunkle Kan­nen,
die ge­schwenkt wur­den und aus de­nen Flüs­sig­keit hoch über die Wän­de schwapp­te.
    Dann roch er das Ben­zin.
    Die Eli­te­trup­pe We­bers hat­te Ab­schied ge­fei­ert. Um Mit­ter­nacht war der Be­fehl
zum Ab­rücken durch­ge­kom­men, und die meis­ten Trup­pen wa­ren bald ab­mar­schiert;
aber We­ber und sei­ne Rot­te hat­ten noch Schnaps ge­nug und sich rasch be­sof­fen.
Sie woll­ten nicht ein­fach so ab­zie­hen und wa­ren noch ein­mal durch das La­ger
ge­stürmt.
    We­ber hat­te an­ge­ord­net, Ben­zin­kan­nen mit­zu­neh­men. Sie woll­ten ein Fa­nal
hin­ter­las­sen, an das man noch lan­ge den­ken soll­te. Die Ba­ra­cken, die aus Stein
wa­ren, hat­ten sie in Ru­he las­sen müs­sen; da­für aber hat­ten sie an den al­ten
pol­ni­schen Holz­ba­ra­cken al­les, was sie such­ten.
    »Feu­er­zau­ber! Los!«, schrie Stein­bren­ner.
    Ein Streich­holz flamm­te auf; gleich dar­auf brann­te ei­ne Schach­tel. Der Mann,
der sie hielt, warf sie auf den Bo­den. Ein an­de­rer warf ei­ne zwei­te in ei­ne
Kan­ne, die dicht ne­ben der Ba­ra­cke stand. Sie er­losch. Aber von dem hel­len Rot
des ers­ten Streich­hol­zes lief ein dün­ner blau­er Strei­fen über den Bo­den zur
Ba­ra­cke, die Wand hin­auf, schlug fä­cher­för­mig, ga­sig aus­ein­an­der und
ver­brei­te­te sich zu ei­ner zit­tern­den blau­en Flä­che. Es sah im ers­ten Au­gen­blick
nicht ge­fähr­lich aus, son­dern wirk­te wie ei­ne kal­te, elek­tri­sche Ent­la­dung,
dünn und we­hend, die rasch ver­lö­schen wür­de. Dann aber be­gann es zu knis­tern,
und in dem blau­en We­hen zum Dache hin tauch­ten herz­för­mi­ge, gel­be, wa­bern­de
Feu­er­ker­ne auf – Flam­men.
    Die Tür öff­ne­te sich ein Stück. »Knallt die 'run­ter, die 'raus­kom­men!«
kom­man­dier­te We­ber.
    Er hat­te ein Ma­schi­nen­ge­wehr un­ter dem Arm und feu­er­te.
    Ei­ne Ge­stalt fiel in der Tür nach hin­ten. Bu­cher, dach­te 509. Ahas­ver. Sie
schlie­fen dicht an der Tür. Ein SS-Mann sprang vor, riß die zu­sam­men­ge­sun­ke­nen
Ge­stal­ten, die noch vor dem Ein­gang la­gen, zur Sei­te, stieß die Tür wie­der zu
und sprang zu­rück. »Jetzt kann's los­ge­hen! Ha­sen­jagd!« Das Feu­er schoß be­reits
in Gar­ben hoch. Durch das Brül­len der SS-Leu­te hör­te man das Schrei­en der
Ge­fan­ge­nen. Die Tür der nächs­ten Sek­ti­on öff­ne­te sich.
    Men­schen pur­zel­ten her­aus. Die Mün­der wa­ren schwar­ze Lö­cher. Schüs­se
knat­ter­ten.
    Kei­ner kam durch. Wie ein Hau­fen Spin­nen zuck­ten sie vor dem Ein­gang.
    509 hat­te im An­fang er­starrt da­ge­le­gen. Jetzt rich­te­te er sich vor­sich­tig auf
Er sah vor den Flam­men die Sil­hou­et­ten der SS deut­lich. Er sah We­ber
breit­bei­nig da­ste­hen.
    Lang­sam, dach­te er, wäh­rend al­les in ihm zit­ter­te. Lang­sam, ei­nes nach dem
an­de­ren.
    Er hol­te den Re­vol­ver un­ter dem Hemd her­vor. Dann hör­te er in ei­ner kur­z­en
Stil­le zwi­schen dem Brül­len der SS und dem Sau­sen des Feu­ers das Schrei­en der
Ge­fan­ge­nen lau­ter. Es war ein ho­hes, Un­mensch­li­ches Schrei­en. Oh­ne zu
über­le­gen, ziel­te er auf den Rücken We­bers und drück­te ab. Er hör­te den Schuß
un­ter den an­de­ren Schüs­sen nicht. Er sah We­ber auch nicht fal­len.
    Und plötz­lich fiel ihm ein, daß er kei­nen Rück­stoß der Waf­fe in der Hand
ge­spürt hat­te. Ihm war, als hie­be ihm je­mand mit ei­nem Ham­mer ge­gen das Herz.
Der Re­vol­ver hat­te nicht funk­tio­niert.
    Er merk­te nicht, daß er sich die Lip­pen zer­biß. Ohn­macht stürz­te wie Nacht über
ihn her­ein, er biß und biß, um nicht in den schwar­zen Ne­bel zu ver­sin­ken. Naß
ge­wor­den, wahr­schein­lich, un­brauch­bar, Trä­nen, Salz, Wut, ein letz­tes Tas­ten –
und dann plötz­lich die Er­lö­sung, die ra­sche, hu­schen­de Hand über die glat­te
Flä­che, ein klei­ner He­bel, der nach­gab, und Strö­men, Strö­men – der Re­vol­ver war
nicht ent­si­chert ge­we­sen.
    Er hat­te Glück. Nie­mand von der SS wand­te sich um. Sie er­war­te­ten nichts von
sei­ner Sei­te. Sie stan­den und schrie­en und hiel­ten die Tü­ren un­ter Feu­er. 509
hob die Waf­fe ge­gen die

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