Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
Vom Netzwerk:
er die Do­se fal­len, drück­te sich mit ei­ner ra­schen, un­ver­mu­te­ten
Be­we­gung zwi­schen den bei­den hin­durch und dräng­te dem Aus­gang zu. Ein paar
Ske­let­te balg­ten sich be­reits um die Do­se, um sie aus­zu­krat­zen. »Komm wie­der«,
rief der Kü­chen­bul­le dem Jun­gen nach. »Bei mir gibt es im­mer ge­nug.«
    Er lach­te. Beth­ke hat­te ver­sucht, den Bur­schen zu hal­ten, war aber über die
Ske­let­te am Bo­den ge­stol­pert. Er kam wü­tend hoch und trat auf die hu­schen­den
Fin­ger. Ei­nes der Ske­let­te quietsch­te wie ei­ne Maus. Das an­de­re ent­kam mit der
Büch­se.
    Der Kü­chen­bul­le be­gann den Wal­zer »Ro­sen aus dem Sü­den« zu pfei­fen und ging
her­aus­for­dernd lang­sam an Beth­ke vor­bei.
    Er hat­te einen Bauch und war gut ge­nährt.
    Sein di­cker Hin­tern wipp­te. Fast al­le Sträf­lin­ge in der Kü­che wa­ren gut im
Fut­ter.
    Beth­ke spuck­te hin­ter ihm her. Er spuck­te aber so vor­sich­tig, daß er nur
Le­ben­thal traf. »Da bist du ja«, sag­te er grob. »Was willst du? Komm mit. Wo­her
weißt du, daß ich hier bin?«
    Le­ben­thal ant­wor­te­te auf kei­ne der Fra­gen. Er war im Ge­schäft; da war kei­ne
Zeit zu über­flüs­si­gen Er­klä­run­gen. Er hat­te zwei ernst­haf­te Re­flek­tan­ten für
den Zahn Loh­manns: Beth­ke und einen Vor­mann von ei­nem der Au­ßen­kom­man­dos.
    Bei­de brauch­ten Geld. Der Vor­mann war ei­ner ge­wis­sen Mat­hil­de hö­rig, die in
der­sel­ben Fa­brik ar­bei­te­te wie er und die er durch Be­ste­chun­gen ab und zu
al­lein tref­fen konn­te.
    Sie wog fast 200 Pfund und er­schi­en ihm über­ir­disch schön; Ge­wicht war im La­ger
dau­ern­den Hun­gers ein Maß­stab für Schön­heit. Er hat­te Le­ben­thal ei­ni­ge Pfund
Kar­tof­feln und ein Pfund Fett an­ge­bo­ten. Le­ben­thal hat­te ab­ge­lehnt und
gra­tu­lier­te sich jetzt da­zu. Er hat­te die Sze­ne von vor­her blitz­schnell
kal­ku­liert und ver­sprach sich nun mehr von dem schwu­len Beth­ke. Ab­nor­ma­le Lie­be
hielt er für op­fer­be­rei­ter als nor­ma­le.
    Nach dem, was er be­ob­ach­tet hat­te, hat­te er auch in Ge­dan­ken so­fort sei­nen
Preis er­höht. »Hast du den Zahn bei dir?« frag­te Beth­ke.
    »Nein.«
    Sie stan­den drau­ßen. »Ich kau­fe nichts, was ich nicht se­he.«
    »Ei­ne Kro­ne ist ei­ne Kro­ne. Ba­cken­zahn. Schwe­res, so­li­des Frie­dens­gold.«
    »Mist! Erst se­hen! Sonst ist nichts zu wol­len.«
    Le­ben­thal wuß­te, daß der viel kräf­ti­ge­re Beth­ke ihm den Zahn ein­fach weg­neh­men
wür­de, wenn er ihn sä­he. Er hät­te nichts da­ge­gen ma­chen kön­nen. Wenn er sich
be­schwert hät­te, wür­de man ihn auf­ge­hängt ha­ben. »Schön, dann nicht«, sag­te er
ru­hig. »An­de­re Leu­te sind nicht so schwie­rig.«
    »An­de­re Leu­te! Quatsch­kopf! Fin­de erst mal wel­che.«
    »Ich weiß wel­che. Ge­ra­de jetzt war ei­ner da.«
    »So? Den möch­te ich se­hen!« Beth­ke blick­te ver­ächt­lich um sich. Er wuß­te, daß
der Zahn nur für je­mand von Nut­zen sein konn­te, der Be­zie­hun­gen nach drau­ßen
hat­te.
    »Du hast mei­nen Re­flek­tan­ten vor ei­ner Mi­nu­te selbst ge­se­hen«, sag­te Le­ben­thal.
    Es war ei­ne Lü­ge.
    Beth­ke stutz­te. »Wer? Der Kü­chen­bul­le?«
    Le­ben­thal hob die Schul­tern. »Es muß doch einen Grund ha­ben, daß ich ge­ra­de
hier bin. Viel­leicht will je­mand ein Ge­schenk für einen an­de­ren kau­fen und
braucht da­zu Geld. Gold ist drau­ßen sehr ge­sucht. Es­sen hat er ja ge­nug zum
Tau­schen.«
    »Du Gau­ner!« sag­te Beth­ke wü­tend. »Du Erz­gau­ner!«
    Le­ben­thal hob ein­mal die schwe­ren Li­der und klapp­te sie wie­der nie­der. »Et­was,
was es im La­ger nicht gibt«, fuhr er un­ge­rührt fort. »Et­was Sei­de­nes, zum
Bei­spiel.«
    Beth­ke er­stick­te fast. »Wie­viel?« krächz­te er.
    »Fünf­und­sieb­zig«, er­klär­te Le­ben­thal fest. »Ein Vor­zugs­preis.« Er hat­te drei­ßig
ver­lan­gen wol­len.
    Beth­ke sah ihn an. »Weißt du, daß ein Wort von mir dich an den Gal­gen brin­gen
kann?«
    »Si­cher. Wenn du es be­wei­sen kannst. Und was hast du da­von? Nichts. Du willst
den Zahn ha­ben. Al­so re­den wir ge­schäft­lich.«
    Beth­ke schwieg einen Au­gen­blick. »Kein

Weitere Kostenlose Bücher