Emma - endlich vom Glück umarmt
mildern.“
„Ah …“ Befriedigt lehnte Glenfinning sich auf seinem Stuhl zurück. „Daher weht also der Wind.“
Charles wurde sich seines Schwagers wieder bewusst. „Was willst du andeuten?“, fragte er finster.
So unschuldig wie möglich erwiderte Adam den Blick. „Nur, dass du an der ehemaligen Verlobten deines Bruder außerordentlich interessiert bist.“
„Dummes Zeug. Ihre Notlage erregt mein Mitleid, mehr nicht. Um nichts in der Welt wollte ich Amy Stockton hüten oder mich für einen losen Burschen wie Bertram Stockton verantwortlich fühlen müssen.“
Glenfinning sah ihm fest in die Augen. „Ah ja. Dann hatte ich deine Betroffenheit mit einem intensiveren Gefühl verwechselt.“
„Ganz recht.“ Charles erwiderte den Blick kühl. „Aber sag, wie sehr wurde Stockton geschoren?“
„Zweitausend Pfund.“
Entsetzt fuhr Charles auf. „Das ist eine Menge. Damit hat er sich endgültig ruiniert.“
„Ist auch meine Ansicht.“
„Dann werden sie London wahrscheinlich bald verlassen.“ Charles klang nachdenklich.
„Du meinst, ein unfreiwilliger Aufenthalt auf dem Lande?“
„Damit sind Amys Chancen, einen reichen Mann zu finden, dahin.“
„Genau, was Juliet und ich denken.“
Charles kniff die Augen zusammen. „Ihr beide habt darüber gesprochen?“
„Juliet meint, schlimmer hätte es für die Stocktons nicht kommen können. Sie ständen natürlich ganz anders da, wenn George Ms. Stockton geheiratet hätte. Übrigens ist sie sicher, dass du das auch so siehst. Sie meint, du wüsstest vielleicht eine Lösung oder würdest sie bei ihrer Idee unterstützen.“
„Wie? Juliet hat schon Pläne? Ich wusste nicht, dass sie die Damen Stockton so gut kennt.“
Glenfinning zuckte die Achseln. „Sie hat sie ein wenig beobachtet, während du mit Amy Stockton beschäftigt warst. Ihrer Überzeugung nach hast du damit deren Chancen auf dem Heiratsmarkt schwer behindert. Wir sollten das also wiedergutmachen, indem wir dafür sorgen, dass die beiden Schwestern von deiner Patin eingeladen werden. Lady Johnstone hat sich bereit erklärt, eine Anzahl Gäste für vierzehn Tage auf ihren Landsitz einzuladen.“
Diese Neuigkeit musste Charles erst verarbeiten. Spöttisch amüsiert stellte er schließlich fest: „Da hat Juliet schnelle Arbeit geleistet!“
„Ganz, wie man es von ihr gewöhnt ist“, entgegnete Adam, ein liebevolles Leuchten im Blick.
Verblüfft sah Charles den Wechsel in Adams Miene. Der Mann liebte Juliet wirklich. Vielleicht konnte sich ja selbst ein liederlicher Verführer ändern. „Und was erwartet ihr nun von mir?“, fragte er schließlich.
„Dass du der Gesellschaft fernbleibst.“
„Und warum, bitte?“
„Juliet denkt, es ist besser für die Mädchen, wenn du nicht teilnimmst“, sagte Adam entschuldigend.
„Ha, sie fand stets, dass sie am besten weiß, was richtig ist. Wann soll es denn überhaupt losgehen?“, fragte er beiläufig.
„An diesem Wochenende.“
„Nun, mein Arzt wird mir wohl ohnehin keine so lange Fahrt erlauben, also sind die Damen vor meinen Übergriffen sicher.“
Nach ein paar nebensächlichen Bemerkungen verabschiedete Adam Glenfinning sich. Nachdenklich sank Charles in seinen Sessel zurück. Sein erster Impuls auf die Bitte seiner Schwester war, noch vor den anderen Gästen bei seiner Patin zu erscheinen. Dann begann er zu grübeln, wieso Juliet sich derart für die Damen Stockton einsetzte. Seines Wissens kannte sie Emma nur flüchtig und hielt Amy für ein leichtfertiges Ding.
Nun, dachte er, Juliet ist weichherzig und möchte Georges unfeines Verhalten gegenüber Emma Stockton gutmachen. Dann wiederum weiß sie, dass ich meistens das Gegenteil von dem tue, was sie von mir verlangt.
„Stoner!“, rief er im Befehlston.
Bald schon steckte Stoner den Kopf ins Zimmer. „Ja, Chef?“
„Wir fahren aufs Land.“
„Dachte, der Knochensäger hat Ih’n zu fahren verboten?“
„Das war vor vier Tagen.“
Kopfschüttelnd fragte Stoner: „Auch Damen oder nur Jagdgesellschaft?“
„Beides“, antwortete Charles und begann leise vor sich hin zu pfeifen. Die Hausparty würde bestimmt vergnüglich werden.
Verwundert betrachtete Emma die elegante Karte, deren Text besagte, dass Lady Johnstone sie und ihre Schwester zu einem mehrtägigen Besuch in ihr Landhaus einlud. Sie kannten die Dame kaum, außerdem war die Londoner Saison auf ihrem Höhepunkt. Nun, immerhin bot es ihnen eine einmalige Gelegenheit, denn unter den Gästen, die
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