Emma - endlich vom Glück umarmt
ermüdend.“
„Strategischer Rückzug aufs Land“, murmelte Charles beleidigend ironisch.
Helmsley hüstelte leise, was Emma die peinliche Situation erst recht deutlich machte. Boden, tu dich auf, dachte sie. Dennoch hob sie stolz den Kopf. Sie würde sich nicht mehr für Bertrams Fehler schämen noch Verantwortung dafür übernehmen.
„Weiß Lady Johnstone von deinem Kommen?“, fragte sie, die nächste Peinlichkeit erwartend.
Emma erlebte, was sie seit Kindertagen nicht mehr gekannt hatte: Bertram sah äußerst schuldbewusst drein. „Ich schickte ihr eine kurze Nachricht.“
„Wann denn?“
„Gestern.“ Er wich ihrem Blick aus. „Ich dachte, da Amy und du eingeladen seid, sei ich wohl auch willkommen. Als euer Bruder tue ich damit sozusagen dem Anstand Genüge. Das wird Lady Johnstone gewiss einsehen.“
Nur schwer gelang es ihr, ihn nicht unbeherrscht anzufahren: „Ich verstehe. Dann wirst du nun mit ihr sprechen müssen, ob sie dich unterbringen kann.“
„Andernfalls müsstet ihr beide mit mir die Gesellschaft verlassen.“
Zornig sah Emma ihn an. Dieses Mal würde er ihr keine Vorschriften machen. „Auf keinen Fall“, erklärte sie entschieden und wollte weitergehen.
Er vertrat ihr den Weg. „Nun, dann wirst du Lady Johnstone um ein Zimmer für mich bitten müssen.“
„Du bist ein Mann, Bertram, du handelst nach eigenem Ermessen“, wiederholte sie seine Worte. „Bei dir liegt es, mit unserer Gastgeberin zu sprechen.“
Wie ein begossener Pudel murmelte er: „Also, Emma, ich nahm an, darum würdest du dich kümmern.“
Ablehnend schüttelte sie den Kopf, während sie triumphierend dachte, welch wunderbares Gefühl es war, sich nicht mehr für die von Bertram heraufbeschworenen Ungelegenheiten verantwortlich zu fühlen. „Sie würde es bestimmt gern von dir persönlich erfahren. Du findest sie wohl …“
„Sie ist im Frühstückssalon“, warf Charles genüsslich ein.
„Aber …“, setzte Bertram an.
„Nichts aber“, widersprach Charles. „Wie erstaunt Lady Johnstone sein wird, Sie zu sehen!“
Gekränkt sagte er: „Offensichtlich muss ich für mich selbst eintreten. Mama hätte natürlich alles für mich arrangiert!“
Natürlich stimmte das; Mama hätte sich um alles gekümmert. Schon wollte Emma nachgeben, doch in diesem Augenblick ergriff Charles ihren Arm und schob sie um ihren Bruder herum auf dem schmalen Pfad weiter, während er, über die Schulter zu Bertram zurückblickend, befahl: „Sagen Sie Lady Johnstone, ich wäre ihr dankbar, wenn sie Ihnen zu bleiben erlaubte.“ Dann ging er, Emma am Arm, davon.
Mr. Helmsley folgte betroffen, doch als sich Emma umwandte und ihn um Verzeihung heischend anlächelte, blieb er schließlich ein wenig zurück.
Emma ließ sich von Charles in eine abgeschiedene, von Buschwerk umgebene Laube ziehen. Wütend wandte sie sich ihm zu. „Was denken Sie sich! Nun mischen Sie sich schon wieder in meine Angelegenheiten!“
„Ich nehme Ihre Interessen wahr, da Sie es selbst nicht tun.“ Grimmig fuhr er fort: „Und ich sorge dafür, dass Bertram hierbleiben muss, damit er in London Ihrer Familie nicht noch mehr Schande bereitet.“
Sie riss ihren Arm aus seinem Griff los. „Ich brauche Ihre Einmischung nicht!“
„Das ist keine Einmischung.“ Er klang, als werde er gleich die Geduld verlieren. „Bertram behandelt Sie wie einen Dienstboten, und Amy benimmt sich, als habe keine ihrer Handlungen Folgen. Und Sie lassen das alles zu und nehmen anschließend die daraus folgenden Bürden auf sich!“
Wütend fauchte sie: „Sind Sie etwa besser als die beiden?“
„Auf jeden Fall müssen Sie nicht die Last meiner Handlungen tragen.“
„Nein?“ In ihr kochte es. „Und wie nennen Sie es, dass ich Ihnen und Amy auf Schritt und Tritt folgen muss, um darauf zu achten, dass Sie die Grenze des Anstands nicht überschreiten?“
„Das nenne ich mangelndes Urteilsvermögen.“
„Wie bitte?“, stammelte sie.
„Ihnen hätte klar sein müssen, dass ich nie so weit gehen würde, ihr einen Antrag machen zu müssen.“
Emma glaubte, sie werde gleich explodieren. „Es hätte mir klar sein müssen? Sie sind ein Schürzenjäger und Verführer, der ohne Rücksicht auf andere sein Vergnügen sucht! Und Sie wagen es, meine Familie zu bemäkeln?“
„Ja, weil ich weiß, welchen Tribut Bertrams Spielleidenschaft Ihnen und Amy abverlangt, und weil Amy dagegen aufbegehrt. Wer weiß, wozu sie das verleiten könnte.“
„Was kümmert
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