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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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sich diese Carola wohl auch immer darüber beschwerte, so wie Mama. Bartstoppeln kratzen nämlich ganz furchtbar beim Küssen. Aber dann schob ich diesen Gedanken schnell wieder beiseite, weil ich davon nur schlechte Laune bekam. Ich wollte am liebsten überhaupt nicht an diese Carola denken. Und schon gar nicht daran, wie sie Papa küsste. Igitt!
    Papa ließ mich wieder los. »Ich hab mir gedacht, es wird höchste Zeit, dass ich euch mal wieder besuchen komme. Gestern hab ich nämlich endlich dieses nervige Blumenprojekt abgeschlossen, darum hab ich jetzt nicht mehr so einen tierischen Stress. Wo stecken denn die anderen?«
    »Klaus ist mit seinem Mofa unterwegs und Gesa ist mit Mona nach Dederstadt gefahren, um irgendwelche Leute zu besuchen«, erklärte ich und zog Papa zur Haustür. »Aber die anderen sind da. Oma ist hier, seit Freitag, wusstest du das schon?«
    In diesem Moment kamen Tim und Mama aus dem Haus.
    »Hey, Papa«, sagte Tim und zeigte auf das Motorrad. »Na, läuft die alte Kiste noch?«
    Papa grinste. »Klar, die Maschine ist topfit.«
    Mama war auf der Türschwelle stehen geblieben. »Hallo, Rudi. Na, das ist ja eine Überraschung ...«
    Papa kratzte sich am Kopf. »Ja, tut mir Leid, wenn ich einfach so reinplatze. Vielleicht hätte ich vorher anrufen sollen ... Aber ich war gerade mit dem Motorrad unterwegs und da dachte ich, ich schau mal vorbei ... Stör ich?«
    »Quatsch«, sagte ich schnell. »Du störst doch nicht. Oder Mama?«
    Ich zog die Augenbrauen hoch und sah Mama streng an. So guckt sie auch immer, wenn sie will, dass ich etwas Bestimmtes tue oder sage und andere Leute dabei sind. Sie sollte jetzt bloß nicht anfangen, wieder so he-rumzuzicken wie bei Papas letztem Besuch. Ich hasse es, wenn meine Eltern sich so biestig benehmen. Schließlich sind sie erwachsen. Und von Erwachsenen kann man doch wohl erwarten, dass sie halbwegs normal miteinander umgehen, ohne sich ständig anzukeifen, oder? Beim letzten Mal hatte ich sie immerhin dazu gebracht, einen Waffenstillstand zu schließen. So wie Mona und ich. Aber manchmal schienen sie das einfach wieder zu vergessen.
    Zum Glück steckte Oma in diesem Moment den Kopf aus dem Küchenfenster und rief: »Hallo, Rudi! Du kommst genau richtig, der Kuchen ist gerade fertig.«
    »So ein Angebot kann ich natürlich nicht ablehnen«, sagte Papa und schnupperte. »Hm, das riecht ja vielleicht gut! Ist das etwa dein berühmter Apfelkuchen, Gertrud?«
    Oma nickte und wedelte mit dem Küchenhandtuch. »Also los, worauf wartet ihr noch? Schnell rein mit euch, sonst kühlt der Kuchen zu sehr aus.«
    Ich zog Papa ins Haus und Tim folgte uns. Mama sah nicht besonders begeistert aus, aber sie sagte keinen Pieps. Vielleicht war ihr gerade der Waffenstillstand wieder eingefallen.
    Beim Kaffeetrinken redete Mama auch nicht besonders viel. Eigentlich sagte sie fast gar nichts. Dafür unterhielten sich Oma und Papa umso besser. Sie haben sich schon immer gut verstanden, obwohl Oma ja gar nicht Rudis, sondern Mamas Mutter ist. Oma erzählte von Mallorca und Papa von seinem Blumenprojekt. Diese Carola erwähnte er mit keinem Wort und das war bestimmt auch besser so.
    »Und wie läuft's bei euch beiden?«, fragte Papa schließlich und sah von Tim zu mir. »Genießt ihr die Ferien?«
    »Na klar, und wie!«, sagte ich und erzählte von der Radtour, die ich letztens mit Mona gemacht hatte. Ich überlegte kurz, ob ich auch von Bastian erzählen sollte, aber das fand ich dann doch etwas zu persönlich.
    Stattdessen nahm ich mir das dritte Stück Kuchen und klatschte noch einen ordentlichen Schlag Sahne obendrauf. Omas Apfelkuchen ist einfach superlecker. Papa nahm sich auch noch ein Stück. Während ich zufrieden vor mich hin mampfte, erzählte Tim von seinen neuesten Computerreparaturen.
    Ich fand es sooo toll, dass Papa endlich mal wieder da war. Und dass er einfach so in unserer Küche saß und sich ganz normal mit uns unterhielt. Es war fast wie früher. Für einen Moment schaffte ich es tatsächlich mir vorzustellen, dass die ganze Beziehungskrise meiner Eltern nie passiert war und wir hier am Sonntagnachmittag gemütlich bei Kaffee und Kuchen saßen wie jede andere normale Familie auch. Ich seufzte und mir wurde plötzlich mollig warm. Als wenn mir die Sonne auf den Rücken scheinen würde. Mannomann, war das ein schönes Gefühl ...
    Doch dann schluckte Papa den letzten Bissen seines Apfelkuchens hinunter und schob den leeren Teller weg. »Ich glaube, so langsam

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