Emma will’s wissen
Tim nie richtig in dich verliebt war! Aber Bastian ist in mich verliebt. Das weiß ich ganz genau.«
»Ach ja?« Lea zog eine Augenbraue hoch. »Und warum hat er dann nie Zeit für dich? Warum lügt er dich an? Toller Freund! Darauf kann ich gut verzichten, aber ehrlich.«
In diesem Moment kam Tim in die Küche. Zum Glück, sonst hätte ich Lea mal ordentlich die Meinung gesagt.
»Hallo«, sagte er. »Alles klar bei euch?«
»Hey!« Lea strahlte Tim an, als wäre er der Weihnachtsmann und der Osterhase in einer Person. Das war ja so albern!
Tim wurde ein bisschen rot. Er ging zum Kühlschrank und goss sich ein Glas Milch ein. »Wie geht’s denn so?«
»Prima!« Lea lächelte immer noch. Es sah aus, als wäre das Lächeln auf ihrem Gesicht festgefroren. »Emma und ich waren gerade einkaufen. Für die Party morgen. Freust du dich schon?«
Tim zuckte mit den Schultern. »Geht so.«
»Ach was, wird bestimmt super.« Lea drehte eine Haarsträhne um ihren Finger. Mann, machte die ein Theater! »Hilft du uns beim Schmücken?«
»Nicht nötig, wir schaffen das schon alleine«, sagte ich schnell.
Lea funkelte mich wütend an. Es war wirklich saublöd, dass sie sich ausgerechnet in Tim verliebt hatte. Seitdem war alles viel komplizierter.
»Wo ist eigentlich Paul?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln. Ich zeigte auf Pauls leeren Hundekorb.
»Mit Mama beim Tierarzt«, sagte Tim.
»Was?«, rief ich. »Warum denn? Ist Paul krank?«
»Er hat heute früh wieder nichts gefressen.« Tim trank noch einen Schluck Milch. »Darum wollte Mama ihn untersuchen lassen.«
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Warum war mir das nicht aufgefallen? Ich hatte Paul zwar morgens Futter in den Napf getan, aber dann war ich weggegangen, um selbst zu frühstücken. Und ich hatte nicht noch einmal nachgesehen, ob Paul wirklich gefressen hatte. Dabei wusste ich doch genau, dass es ihm in letzter Zeit nicht so gut ging. Manchmal könnte ich mir selbst in den Hintern treten.
»Ist bestimmt nichts Ernstes«, sagte Lea. Sie lächelte so lieb, dass ich nicht mehr sauer auf sie sein konnte. »Vielleicht eine Magenverstimmung oder so was. Sollen wir jetzt das Wohnzimmer schmücken?«
Ich nickte. Aber so richtig Lust hatte ich nicht mehr. Ich musste die ganze Zeit daran denken, dass Paul schon über achtzig war. Viele Hunde in dem Alter sind längst tot. Aber vielleicht war es ja wirklich nur eine Magenverstimmung. Wenn es so was bei Hunden überhaupt gibt.
Als wir gerade die letzte Girlande im Wohnzimmer aufgehängt hatten, kam Mama nach Hause. Paul trottete langsam hinter ihr her. Jetzt sah er wirklich aus wie ein Hundegreis.
»Hey, ihr wart ja schon richtig fleißig«, sagte Mama.
Wir hatten die Möbel zur Seite gerückt, damit Platz zum Tanzen war, und überall Girlanden und Luftballons aufgehängt. Es sah wirklich nicht schlecht aus, aber das war mir gerade ziemlich egal.
»Was ist mit Paul?«, rief ich.
»Alles in Ordnung«, sagte Mama. »Paul geht’s gut.«
»Und warum frisst er dann nicht?«, wollte ich wissen.
Mama seufzte. »Er ist einfach alt, Emma.«
»Aber sonst fehlt ihm nichts?« Ich sah Paul aufmerksam an. Er kam auf mich zu und leckte meine Hand ab.
»Er braucht nur ein bisschen Ruhe«, sagte Mama. »Und viel Liebe. Genauso wie ein alter Mensch.«
Das war keine Antwort. Aber ich fragte nicht weiter nach. Vielleicht wollte ich die Antwort gar nicht wissen.
»Siehst du«, sagte Lea. »Du hast dir ganz umsonst Sorgen gemacht.«
Ich kraulte Paul hinter den Ohren. Und versuchte mir einzureden, dass Lea bestimmt recht hatte.
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9 . Kapitel
Happy Birthday, Emma!
D er 6 . Dezember war ein Samstag. Als ich aufwachte, war es draußen noch dunkel. In meinem Magen kribbelte es und in meinen Füßen auch. Zuerst wusste ich nicht, warum. Dann fiel es mir wieder ein: Heute hatte ich Geburtstag! Ich konnte keine Sekunde länger still liegen, das war klar. Ich sprang aus dem Bett und zog mich leise an. Aus Monas Zimmerecke ertönte Schnarchen und leises Rascheln. Ich beugte mich zu Pinkis Käfig hinunter. Es stank nach Kaninchenkacke und ich hielt mir schnell die Nase zu.
»Ich bin jetzt zwölf«, flüsterte ich.
Stinki kaute an einer halben Mohrrübe und reagierte nicht. Er hätte wenigstens mit den Ohren wackeln können oder so was. Aber ich wusste ja schon immer, dass Kaninchen dumm wie Bohnenstroh sind.
Im Haus war es dunkel und still. Die anderen schliefen noch. Ich schlich auf Zehenspitzen in die
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