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Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Titel: Empfindliche Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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acht maskierte Männer in Schwarz, einer zog den anderen. Jetzt knieten zwei von ihnen, ihre Waffen auf einen Punkt oberhalb der Kamera gerichtet. Drei weitere Männer huschten auf die Kamera zu und verschwanden.
    Das Bild wechselte zur Küstenstraße und der Häuserzeile, strich die Türen entlang. Die Tür zu Haus Nummer sieben offen nun. Ein bewaffneter Schatten hielt daneben Wache. Ein zweiter bewaffneter Schatten schlüpfte hindurch, gefolgt von einem dritten, größeren: Shorty.
    Gerade noch rechtzeitig fing die Kamera den kleinen Jeb ein, der mit seinem Bergarbeitergang die beleuchtete Treppe zum Strand hinunterstapfte. Über das Rütteln des Windes hinweg kam ein Klicken, als würde eine Reihe Dominosteine umgestoßen: einmal, noch einmal. Dann nichts mehr. Er meinte, einen Ruf zu hören, aber er lauschte zu angestrengt, um sicher zu sein. Es war der Wind. Es war die Nachtigall. Nein, es war die Eule.
    Das Licht an der Treppe erlosch, dann auch die orangefarbenen Natriumdampflampen entlang der Schotterstraße. Wie von derselben Hand ausgeschaltet, wurden die beiden verbleibenden Monitore schwarz.
    Erst weigerte er sich, diese schlichte Wahrheit anzuerkennen. Er setzte sein Nachtsichtgerät auf, setzte es wieder ab, wieder auf und drückte auf den Computertastaturen herum, um die Bildschirme zu neuem Leben zu erwecken. Nichts.
    Ein kläffendes Geräusch irgendwo, das aber ebenso gut von einem Fuchs herrühren mochte wie von einem Auto oder dem Außenbordmotor eines Schlauchboots. Auf seinem verschlüsselten Handy drückte er die Eins für Quinn und erhielt ein stetiges elektronisches Jaulen zur Antwort. Er verließ den Unterstand, endlich wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet nach all der Zeit, und dehnte seine Schultern in der Nachtluft.
    Ein Auto kam mit Tempo aus dem Tunnel, schaltete die Scheinwerfer aus, bremste räderquietschend am Rand der Küstenstraße. Zehn Minuten, zwölf Minuten gar nichts. Dann aus der Dunkelheit Kirstys Stimme, die seinen Namen rief. Und gleich darauf Kirsty selbst.
    »Was ist passiert, um Gottes willen?«, fragte er.
    Sie drängte ihn in den Unterschlupf zurück.
    »Alles bestens. Großer Jubel. Orden reihum«, sagte sie.
    »Was ist mit Punter?«
    »Ich hab doch gesagt, alle jubeln.«
    »Dann haben sie ihn also? Und konnten ihn raus zum Mutterschiff bringen?«
    »Wir beide gehen jetzt los, und Sie hören auf, Fragen zu stellen. Ich bring Sie runter zum Auto, das Auto bringt Sie zum Flugplatz wie abgemacht. Der Flieger wartet schon. Alles in Butter, alles paletti. Also, hopp Abmarsch.«
    »Wie geht es Jeb? Und seinen Männern? Ist mit ihnen alles in Ordnung?«
    »Glücklich und stolzgeschwellt.«
    »Und das ganze Zeug hier?« – die Metallkisten und Computer, meinte er.
    »Das ist in drei Sekunden abgebaut, wenn wir endlich hier raus sind. Los jetzt.«
    Und schon stolperten und rutschten sie bergab, und der Meereswind fauchte ihnen um die Ohren, aber das Motorendröhnen vom Wasser her war noch ein Stück lauter.
    Ein riesiger Vogel – ein Adler vielleicht – flog knatternd aus dem Gestrüpp zu seinen Füßen auf und schrie heiser seine Empörung heraus.
    Einmal stürzte er der Länge nach über ein zerrissenes Steinschlagnetz, und nur das Dickicht rettete ihn.
    Dann standen sie plötzlich auf der leeren Küstenstraße, außer Atem, aber wundersamerweise unversehrt.
    Der Wind war abgeflaut, es regnete nicht mehr. Ein zweiter Wagen hielt neben ihnen. Zwei Männer in Stiefeln und Trainingsanzügen sprangen heraus. Kirsty nickten sie zu, aber ihm gönnten sie nicht einmal einen Blick, ehe sie im Laufschritt den Hang hinauf setzten.
    »Ich brauche die Brille«, sagte sie.
    Er gab sie ihr.
    »Haben Sie irgendwelche Papiere bei sich – Landkarten, sonst etwas von da oben?«
    Nein.
    »Es war ein voller Erfolg. Verstehen Sie? Keine Verletzten. Wir haben tolle Arbeit geleistet. Alle. Und das schließt Sie mit ein. Ist das klar?«
    Antwortete er ihr mit einem »Jawohl«? Es spielte keine Rolle mehr. Ohne ihn noch einmal anzusehen, trabte sie hinter den beiden Männern her.

2
    An einem sonnigen Frühlingssonntag etwas früher im selben Jahr saß ein einunddreißigjähriger britischer Diplomat mit großer Zukunft allein in einem bescheidenen italienischen Straßencafé im Londoner Stadtteil Soho und stählte sich für eine Tat, die so unerhört war, dass sie ihn im Falle einer Entdeckung sowohl die Karriere als auch die Freiheit kosten würde: die Bergung einer heimlich von ihm

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