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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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lief Haralds bärtiges Gesicht hinab. Das war Rudern wie bei der Weltmeisterschaft.
    »Ob wir den Kurs ändern sollen, wenn wir im Nebel sind und niemand uns sehen kann?«
    »Ich glaube nicht, dass das die beste Lösung ist, sich im Nebel vorzutasten«, bemerkte Harald. »Lass uns lieber den kürzesten Weg rudern und dann abhauen. Wenn die Typen schon da sind, können wir versuchen, an einer anderen Stelle an Land zu kommen. Aber lass uns das erst versuchen.« Er ruderte, als gälte es unser Leben, und das tat es ja wohl auch.
    Wir waren jetzt mitten auf dem Wasser, und der Nebel war so dicht, dass weder die Vágsbotnur noch der westliche Kai zu sehen waren. Wir hätten uns zweifellos rausschmuggeln können, um dann nach Alaker oder Argir zu rudern. Danach hätten wir uns nach Hause schleichen können. Aber leider wählten wir den kürzesten Weg. Ruder und Boot knirschten und knackten, Harald stöhnte, das Nebelhorn tutete, und jetzt fehlte nur noch, dass das Ungeheuer von Loch Ness seinen hässlichen Kopf aus dem schwarzen Wasser stecken würde. Für einen Moment waren wir in einer anderen Welt, einer Zauberwelt, in der alles anders aussah und andere Regeln galten. Aber die Märchenstimmung verschwand, nachdem der Kai und die Gebäude, in der früher die Fischereizentrale saß, zum Vorschein kamen, und möglicherweise warteten andere Ungeheuer als die freundliche Nessie auf uns.
    »›Nun ruder, Snoprikkur!‹, wie Giljabonden sagte!«, rief ich Harald zu, und er grinste mich an, während er mit knallrotem Kopf an den Rudern zerrte.
    »Ja, ja, die alten Sagen müssen für alles Mögliche herhalten.«
    Er machte den letzten Ruderschlag und das Bollwerk kam uns schnell entgegen. Ich streckte ein Bein aus und griff zu, bekam einen alten Autoreifen, der als Fender diente, zu fassen, kletterte an ihm hoch und auf den Kai.
    Dort war niemand zu sehen, aber die nazistischen Schulze und Schultze konnten nicht weit sein.
    »Am besten trennen wir uns«, sagte Harald, während er auf den Kai kletterte. »So können wir uns besser verstecken. Ich laufe zum Salzlager und du kannst zwischen den Bacalao-Gebäuden durchlaufen. Wir treffen uns nachher bei mir.«
    Wir machten, dass wir loskamen, und ich nahm den Weg, der hinaufführte, wobei ich mich zwischen den weißen Gebäuden wie eingepfercht fühlte. Wenn sie jetzt kamen, dann hatten sie mich, hier gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Ich musste rüber auf die andere Seite, auf den kleinen Platz, wo immer Fischkisten und Heringstonnen standen.
    Das kleine Stück reichte schon, um mich außer Atem zu bringen, zu viel Bier und Zigaretten und zu wenig Bewegung. Als ich die Ecke erreichte, schaute ich vorsichtig in beide Richtungen, aber die Sichtweite war zu gering und es war kein einziges Geräusch zu hören. Sie konnten in der Nähe sein, auch wenn sie sich hier nicht auskannten.
    Alles mögliche Gerümpel stand und lag auf dem Platz unterhalb der Straße zur Schiffswerft. Plastikkisten, einige so groß, dass man sich leicht in ihnen hätte verstecken können, aber ich wollte es nicht riskieren, in einem Kasten festzusitzen. Große und kleine Holzfässer, Öltonnen, Motorteile, eine verrostete Winde, zwei Bootswracks und weiterer Schrott wild durcheinander.
    Ich ging zwischen der Winde und einer roten Öltonne in die Hocke. Die Sicht war glücklicherweise so schlecht, dass ich nicht damit rechnen musste, von ihnen entdeckt zu werden. Gleichzeitig hatte ich die Straße, die in knapper Mannshöhe oberhalb des Platzes entlangführte, im Blick.
    Jetzt hörte ich jemanden rennen und ungefähr fünfzig Meter entfernt sah ich zwei Schatten zusammen laufen, als wäre es einer. Parallel wurde ein Bein vorgestreckt und der gleiche Arm zeitgleich in die entgegengesetzte Richtung, und so verschwanden sie von der Straße und kamen wieder auf sie zurück. Sie liefen in einem geräuschgedämpften Takt. Dann waren sie hinter einem Gebäude am Kai verschwunden.
    Hier konnte ich nicht bleiben, also ging ich zur Straßenkante und reckte meinen Kopf gerade so weit hoch, dass ich zum Kai hinübersehen konnte. Sie waren nicht in meinem Blickfeld. Wahrscheinlich standen sie an der Jolle und diskutierten, in welcher Richtung sie suchen sollten. Ich ergriff das Geländer zur Straße und zog mich auf die Kante hoch, dann hastete ich vorgebeugt auf die andere Seite.
    Auf der Helling lagen mehrere Schiffe und es gab Leitern zu ihnen hinauf, aber es war wohl kaum vernünftig, eins zu erklimmen in

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