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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der sich Ummon zum letzten Gefecht stellte. Weiter.«
    »Warum?«, fragte ich. »Du musst darüber besser Bescheid wissen als ich.«
    »Nein«, sagte sie. »Onkel Martin hatte, als ich ihn kennen lernte, noch nicht wieder an den Cantos gearbeitet... Er sagte, er wollte sie nicht vollenden. Erzähl mir, wie er beschrieben hat, was Ummon über den Bürgerkrieg im Core sagte.«
    Ich machte wieder die Augen zu.

    »Zwei Jahrhunderte grübelten wir derart,
    und dann gingen die Gruppen
    ihre eigenen Wege:
    die Stabilen wollten die Symbiose erhalten,
    die Unbeständigen wollten das Ende der Menschheit,
    die Ultimaten verschoben alle Entscheidungen,
    bis die nächste Bewusstseinsstufe erreicht ist.
    Konflikt herrschte damals; wahrer Krieg herrscht heute.«

    »Das war für dich vor zweihundertsiebzig Standardjahren«, sagte Aenea.
    »Es war unmittelbar vor dem Fall.«
    »Ja«, sagte ich, schlug die Augen auf und suchte das Meer nach etwas anderem als violetten Wellen ab.
    »Hat Onkel Martins Gedicht die Beweggründe der Stabilen, Unbeständigen und Ultimaten erklärt?«
    »Mehr oder weniger«, sagte ich. »Man kann ihm nur schwer folgen – in dem Gedicht sprechen Ummon und die anderen KIs des Core in Zen-Gleichnissen.«
    Aenea nickte. »Das kommt etwa hin.«
    »Laut den Cantos«, sagte ich, »wollten die als die Stabilen bekannten KIs des Core weiter als Parasiten des menschlichen Gehirns existieren, wenn wir das Netz benutzten. Die Unbeständigen wollten uns auslöschen. Und ich schätze, den Ultimaten war ziemlich alles scheißegal, solange sie an der Evolution ihres eigenen Maschinengottes arbeiten konnten... wie haben sie ihn genannt?«
    »HI«, sagte Aenea, die den Teppich abbremste und noch tiefer ging. »Die Höchste Intelligenz.«
    »Ja«, sagte ich. »Ziemlich esoterisches Zeug. Was hat das damit zu tun, dass du durch diese Farcasterportale gehst... wenn wir je wieder ein anderes finden?« In dem Augenblick bezweifelte ich es: Die Welt war zu groß, der Ozean zu weit. Selbst wenn die Strömung unser kleines Floß in die richtige Richtung trieb, schien die Wahrscheinlichkeit, dass wir den ungefähr hundert Meter großen Reifen des nächsten Portals treffen würden, zu gering zu sein, um damit zu rechnen.
    »Nicht alle Farcasterportale wurden von den Stabilen gebaut und unterhalten, damit sie... wie hast du es ausgedrückt?... wie große Zecken an unseren Gehirnen hängen konnten.«
    »Na gut«, sagte ich. »Wer hat die Farcaster noch gebaut?«
    »Die Farcaster des Tethys wurden von den Ultimaten entworfen«, sagte Aenea. »Sie waren ein... Experiment, würdest du wahrscheinlich sagen...
    mit der Bindenden Leere. Das ist der Ausdruck des Core... hat Martin ihn in seinen Cantos benützt?«
    »Ja«, sagte ich. Wir waren jetzt noch tiefer, nur etwa tausend Meter über den Wellen, aber weder von dem Floß noch von sonst irgendetwas war eine Spur zu erkennen. »Kehren wir um«, sagte ich.
    »Einverstanden.« Wir konsultierten den Kompass und bestimmten unseren Kurs nach Hause... wenn man ein undichtes Floß als Zuhause bezeichnen kann.
    »Ich habe nie verstanden, was diese ›Bindende Leere‹ eigentlich sein sollte«, sagte ich. »Eine Art Hyperraum, den die Farcaster benutzten und den der Core vor uns verheimlichte, während sie uns anzapften. Den Teil hab ich verstanden. Ich dachte, er wäre zerstört worden, als Meina Gladstone befahl, Bomben in die Farcaster zu werfen.«
    »Man kann die Bindende Leere nicht zerstören«, sagte Aenea mit einer Stimme, die abwesend klang, als würde sie an etwas anderes denken. »Wie hat Martin sie beschrieben?«
    »Planck-Zeit und Planck-Länge«, sagte ich. »Ich kann mich nicht genau erinnern – etwas über eine Kombination der drei elementaren Konstanten der Physik – Schwerkraft, die Plancksche Konstante und die Lichtgeschwindigkeit. Ich erinnere mich, dass winzig kleine Einheiten von Länge und Zeit genannt wurden.«
    »Etwa 10-35 Meter für die Länge«, sagte das Mädchen und beschleunigte den Teppich ein wenig. »Und 10-43 Sekunden für die Zeit.«
    »Das sagt mir nicht viel«, antwortete ich. »Es ist beschissen kurz... wenn du die Ausdrucksweise entschuldigst.«
    »Dir ist vergeben«, sagte das Mädchen. Wir stiegen langsam höher.
    »Aber nicht die Länge oder die Zeit sind wichtig, sondern nur, wie sie in...
    die Bindende Leere eingewoben wurden. Mein Vater hat versucht, es mir zu erklären, bevor ich geboren wurde...«
    Ich blinzelte bei diesem Satz, hörte aber weiter

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