Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
besser, Federico. Die einzige Macht des Heiligen Offiziums besteht darin, den Orden der Kirche beratend zur Seite zu stehen, seine einzige Möglichkeit der Bestrafung ist, die Exkommunizierung zu empfehlen.«
De Soya fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Aber das ist eine schreckliche Strafe, Eure Eminenz.«
»Ja«, stimmt Kardinal Lourdusamy zu, und seine Stimme klingt nicht mehr verspielt. »Schrecklich. Aber darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen, mein Sohn. Diese Episode ist vorbei. Ihr Name und Ruf wurden in vollem Umfang rehabilitiert. Der Bericht, den Seine Heiligkeit von dem Tribunal bekommen wird, wird Sie von jedem Makel freisprechen, abgesehen von einer... sagen wir... gewissen mangelnden Sensibilität gegenüber den Gefühlen eines gewissen Bischofs aus der Provinz mit genügend Freunden in der Kurie, dass er diese Anhörung verlangen konnte.«
De Soya atmet noch nicht aus. »Bischof Melandriano ist ein Dieb, Eure Eminenz.«
Der Blick von Lourdusamys lebhaften Augen schweift zu Monsignore Oddi und wieder zurück zum Gesicht des Priester-Captains. »Ja, ja, Federico. Das wissen wir. Wir wissen es schon seit einiger Zeit. Der gute Bischof auf seiner entlegenen schwimmenden Stadt auf dieser Wasserwelt wird sich noch vor den Herren Kardinälen des Heiligen Offiziums verantworten müssen, seien Sie gewiss. Und seien Sie ebenfalls gewiss, dass die Empfehlung in seinem Fall nicht so milde ausfallen wird.« Der Kardinal lehnt sich auf dem Stuhl mit der hohen Lehne zurück. Uraltes Holz quietscht. »Aber wir müssen über andere Dinge sprechen, mein Sohn.
Sind Sie bereit, Ihre Mission fortzusetzen?«
»Ja, Eure Eminenz.« De Soya ist überrascht, wie schnell und aufrichtig seine Antwort erfolgt. Bis zu diesem Augenblick hatte er es für das Beste gehalten, wenn dieser Teil seines Lebens und Dienstes vorüber wäre.
Kardinal Lourdusamys Gesichtsausdruck wird ernster. Der breite Kiefer scheint noch kantiger zu werden. »Ausgezeichnet. Soweit ich weiß, ist einer Ihrer Soldaten im Verlauf Ihrer Expedition nach Hebron gestorben.«
»Ein Unfall bei der Auferstehung, Eure Eminenz«, sagt de Soya.
Lourdusamy schüttelt den Kopf. »Schrecklich, Schrecklich.«
»Lancer Rettig«, fügt Pater Captain de Soya hinzu, da er findet, dass der Name des Mannes ausgesprochen werden muss. »Er war ein guter Soldat.«
In den Augen des Kardinals scheinen Tränen zu glitzern. Er sieht de Soya direkt an, als er sagt: »Wir werden uns seiner Eltern und seiner Schwester annehmen. Lancer Rettig hatte einen Bruder, der es auf Bressia bis zum Rang eines Priester-Commanders gebracht hat. Wussten Sie das, mein Sohn?«
»Nein, Eure Eminenz«, sagt de Soya.
Lourdusamy nickt. »Ein großer Verlust.« Der Kardinal seufzt und legt eine feiste Hand auf die leere Tischplatte. De Soya sieht die Grübchen auf dem Handrücken und betrachtet die Hand wie ein eigenständiges Lebewesen, ein wirbelloses Geschöpf aus den Tiefen des Meeres.
»Federico«, grollt Lourdusamy, »wir haben einen Vorschlag, wer die Lücke auf Ihrem Schiff füllen könnte, die durch den Tod von Lancer Rettig entstanden ist. Aber zuerst müssen wir uns über den Grund für diese Mission unterhalten. Wissen Sie, warum wir dieses junge Mädchen finden und in Gewahrsam nehmen müssen?«
De Soya richtet sich kerzengerade auf. »Eure Eminenz hat erklärt, dass das Mädchen das Kind eines Cybrid-Scheusals ist«, sagt er. »Dass sie eine Gefahr für die Kirche selbst ist. Dass sie durchaus eine Agentin des TechnoCore der KI sein könnte.«
Lourdusamy nickt. »Das alles stimmt, Federico. Alles stimmt. Aber wir haben Ihnen nicht gesagt, in welcher Hinsicht genau sie eine Bedrohung ist... nicht nur für die Kirche und den Pax, sondern für die ganze Menschheit. Wenn wir Sie wieder da hinaus auf diese Mission schicken müssen, mein Sohn, haben Sie ein Recht, es zu wissen.«
Draußen ertönen plötzlich zwei verschiedene Geräusche, durch die Mauern und Fenster des Palastes gedämpft, aber dennoch deutlich hörbar.
Im selben Augenblick wird die Mittagskanone auf dem Janiculum über den Fluss in Richtung Trastevere abgefeuert, und die Glocken von St. Peter läuten die Mittagsstunde.
Lourdusamy hält inne, holt eine uralte Uhr aus den Falten seiner scharlachroten Robe, nickt, als sei er zufrieden, zieht sie auf und steckt sie wieder ein.
De Soya wartet.
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Wir brauchten etwas mehr als einen Tag für den Fußmarsch durch die Eistunnel zu Pater Glaucus und der
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