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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ausgehandelten Löhne zahlen würden, säßen viele von den Leuten noch ... «
    »Auf der Straße, ich weiß«, fiel ich ihr ins Wort. »Aber davon rede ich überhaupt nicht. Ein paar Millionen im Lauf der Jahre - das sind doch Kinkerlitzchen im Vergleich zu den wirklich große Geschäften.
    Jasper hat zusammen mit Alec Gantner und Donald Blakely eine Holdinggesellschaft mit dem Namen JAD gegründet, die die Century Bank gekauft hat. Dann haben sie die Century benutzt, um Geld von den Caymaninseln auf das Konto von Gant-Ag bei der Gateway Bank zu transferieren. Aber wieso, werden Sie sich sicher fragen, mußte GantAg das Geld so klammheimlich ins Land bringen? Die Antwort lautet: Weil das Unternehmen das Handelsembargo gegen den Irak unterlaufen hat. Die Leute von Gant-Ag haben mit einem Mann namens Manzoor Khalil in Jordanien zusammengearbeitet - also mit jemandem, der dort sozusagen einen Logenplatz hatte. Ich kann das zwar nicht beweisen, aber ich würde wetten, daß Gant-Ag Getreide und Mais an Saddam geliefert hat - was bedeutet, daß die Zahlungen geheim erfolgen mußten.«
    Murray fiel die Kinnlade herunter. Er sprang auf, warf dabei sein Mikrofon um und packte mich an der Schulter. »Ist das die Wahrheit, Warshawski, oder bloß wieder eine von deinen Geschichten? Wieviel davon stimmt? Und woher weißt du das alles?«
    »Ein Teil davon ist in ihrem C omputer.« Ich legte den Kopf schräg und sah Tish an. »Der 50-Millionen-Dollar-Kreditrahmen von Century. Ist Ihnen denn nie in den Sinn gekommen, daß das viel mehr ist, als ein kleines gemeinnütziges Unternehmen wie Home Free jemals brauchen würde? Auch wenn Sie die Unterkünfte nicht mehr direkt vermittelten und statt dessen selbst preiswerte Wohnungen bauten?«
    Aus Tishs Wangen war alle Farbe gewichen, sie sahen jetzt irgendwie beige aus. Sie formte mit dem Mund das Wort »nein«, sprach es aber nicht aus. »Das möchte ich sehen.« Murrays Bariton klang gierig; er hörte sich an wie Mitch, wenn er unbedingt zu einem Eichhörnchen auf der anderen Seite des Zauns wollte.
    »Er hat Senator Gantner damit einen Gefallen getan, stimmt's - eigentlich der ganzen Gantner-Familie.« Ich schenkte Murray keine Beachtung, wandte mich direkt an Tish. »Das Geld ist als Teil des Kreditrahmens für Gant-Ag über Gateway gekommen. Das heißt, die kriegten das Geld nicht nur, nein, sie kriegten es auch noch in Form eines Kredits. Das bedeutet, sie konnten die Darlehenszinsen von der Einkommensteuer absetzen, während sie den Kredit zurückzahlten - mit Bargeld aus Jaspers magischer Schublade. Die Darlehensrückzahlung finanzierte ihrerseits die Übernahme der Century Bank durch JAD. So schloß sich der Kreis.«
    »Nein«, flüsterte Tish. »Das kann nicht sein. Jasper hat den Kreditrahmen tatsächlich so eingerichtet, um Senator Gantner einen Gefallen zu tun. Aber dafür hat der Senator uns beinahe hunderttausend Dollar gegeben. Das war ziemlich viel - wir konnten so viel Gutes tun mit dem Geld.«
    Ich hielt ihr die Unterlagen über Gant-Ag hin, die ich aus Blakelys Büro mitgenommen hatte. »Es steht alles hier drin, Tish: das Gateway-Geld, die Zusammenfassung der Berichte, die die Bank ans Finanzamt geschickt hat. Senator Gantner hat vor achtzehn Monaten juristischen Rat über die steuerlichen Bestimmungen bei der Zusammenarbeit mit ausländischen Banken eingeholt. Zur selben Zeit hat er sich übrigens über die Boland-Novelle erkundigt.«
    Murray riß mir die Unterlagen so hastig aus der Hand, daß sie auf dem Boden landeten. Er kniete nieder, um sie wieder aufzuheben; Tish blieb vor Sch reck wie angewurzelt sitzen.
    »Dann ist Deirdre über die Sache gestolpert«, fuhr ich fort. »Sie hat die Buchhaltungsunterlagen bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit entdeckt.« »Ich hatte damals eine Grippe«, flüsterte Tish. »Sie hätte diese Unterlagen nie zu Gesicht bekommen dürfen, aber Jasper war nicht im Büro, und sie hat ausgeholfen und die Kassenbelege eingegeben.«
    »Und danach hat sie Heccomb zur Rede gestellt«, half ich ihr auf die Sprünge, als sie nicht mehr weitersprach.
    »Er hat ihr das gleiche gesagt - das, was ich gerade Ihnen gesagt habe. Daß wir viel Gutes tun könnten mit dem Geld und niemanden in Schwierigkeiten bringen sollten, da doch das Gesetz so große Lücken habe. Er sagte, Senator Gantner würde ihre Unterstützung zu schätzen wissen - er wußte ja, daß Mr. Messenger sich Hoffnungen auf die Stelle des Bundesrichters machte.«
    »Sie waren bei

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