Engelsauge-Nacht des Todes (German Edition)
eine so junge Frau nur
verkraften?“
Francis hatte ein paar Tränen in den Augen und Arthur,
dem dies nicht entgangen war, stellte sich ganz dicht
hinter sie, legte beide Arme um ihr Taille und drückte
sein Gesicht kurz an ihren Hals.
„Sie ist stärker, wie man meinen würde, Liebes. Und für
deine noch immer menschlichen Gefühle in dir liebe ich
dich noch mehr.“
Eng aneinander gekuschelt blieben die beiden noch eine
ganze Weile so stehen.
„Ich habe sie längst in mein Herz geschlossen. Nicht
nur, weil sie mit unserem Jadon zusammen ist, sondern
auch ihretwegen.“
„Ich weiß, Liebes. Das habe ich auch“, sagte Arthur und
küsste seine Frau auf die Wange.
„Frau Jonsens?“
Eine zarte weibliche Stimme drang langsam zu Enya
durch.
„Enya, Liebes, wach auf!“
Jetzt hörte sie die Stimme von Jadon und mit einem
Ruck öffnete sie die Augen und starrte die noch recht
junge Krankenschwester an.
„Wenn Sie bitte mitkommen möchten! Doktor
McSchimney möchte kurz mit ihnen sprechen.“
Die Krankenschwester eilte voraus, während Enya und
Jadon ihr folgten. Am Ende des Ganges deutete man
ihnen auf eine Tür, die nur angelehnt war.
Während die Frau wieder verschwand um ihrer Arbeit
nachzugehen, traten die Beiden leicht zögerlich ein.
Beim Anblick von Enya erhob sich der Oberarzt und
deutete mit einer Handbewegung auf die Stühle vor
seinem Schreibtisch.
Als sie einen Blick durch das große Fenster warf, konnte
Enya noch den Rest der aufgehenden Sonne erkennen.
Eine große Tanne stand nicht weit entfernt und in die
Stille hinein hörte man ein Käuzchen rufen.
„Wie geht es meinem Onkel und meinem Freund?“
Enya war wieder ganz bei der Sache, riss sich
zusammen und verkrampfte dabei so stark, dass ihr
kurz der Schmerz in den Rücken schoss.
„Sie können gleich zu ihnen, aber zuerst wollte ich ihnen
in Ruhe etwas zu den Beiden sagen!
Doktor McSchimney machte eine kurze Pause und Enya
schaute ihn gefasst an. Sie schätzte ihn auf Mitte
Fünfzig, aber vielleicht machten ihn die grauen Schläfen
auch etwas älter, wie er eigentlich war.
Er nahm seine Brille ab, rieb sich kurz über seine müden
Augen, ehe er weiter sprach.
„Es geht beiden weiterhin sehr schlecht, da möchte ich
keinen Hehl draus machen. Ihr junger Freund, Patrick
Graude, war vor seinem Verschwinden in relativ guter
Verfassung und sein junger Körper verträgt zudem
einiges. Wenn er sich heute im Laufe des Tages weiter
stabilisiert, bin ich guter Dinge.“
Enya schnaufte laut aus, so erleichtert war sie bei
diesen Wörtern.
„In Bezug auf ihren Onkel kann ich ihnen leider nicht
ganz soviel Hoffnung machen. Sein Körper musste, auch
wenn er für sein Alter recht fit gewesen war, zu lange
unter diesen Bedingungen aushalten.
Er liegt noch im Koma und nachdem eine Niere versagt
hatte, mussten wir ihn zudem insgesamt zweimal wieder
beleben. Sein Körper ist sehr ausgehungert. Und da er
sich offensichtlich mit verschmutztem Wasser versucht
hat, am Leben zu halten, haben wir zudem eine sehr
starke Entzündung in seinem Körper feststellen müssen.
Was ich ihnen hiermit sagen möchte: Das hohe Fieber
kriegen wir bisher nicht in den Griff und es verstärkt das
Koma. Die Organe versagen langsam, aber glauben sie
mir, wir tun unser bestmögliches, ihn zu stabilisieren.
Doch wenn die Temperatur bis morgen früh nicht runter
geht und er aus dem Koma nicht aufwacht, stehen
unsere Chancen leider immer schlechter.“
Enya atmete tief durch. Sie hörte diese Worte und sie
verstand sie auch, dennoch vermochte ihr Gehirn das
Ergebnis daraus einfach nicht frei geben.
„Ich weiß, sie tun ihr Bestes und dafür danke ich ihnen.
Ich würde jetzt gerne zu ihnen, bitte.“
Doktor McSchimney nickte, setzte sich seine Brille
wieder auf und geleitete Enya mit Jadon einige Türen
weiter. Er musste in seinen über dreißig Dienstjahren
schon zu oft den Angehörigen schlechte Nachrichten
übermitteln und er war es leit. Diese junge Frau hier tat
ihm leid. Aus der Akte wusste er, dass sie nur noch
ihren Onkel hatte.
„Hier“, er zeigte auf eine Tür rechts von ihnen, „liegt ihr
Onkel, daneben im Zimmer liegt ihr Freund, wir haben
ihn hierher verlegt. Lassen sie sich ruhig Zeit.“
Während sich Jadon noch einmal bei dem Arzt bedankte,
öffnete Enya langsam die Tür zu Stewarts Zimmer.
Ein sanftes Licht ruhte in dem Zimmer und Enya schloss
leise die Tür. Langsam ging sie auf das Bett zu.
Sie konnte immer mehr Schläuche erblicken, sah Geräte
mit Zahlen, Linien
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