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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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gewesen. Am Sonntagabend hatte Horndeich das Gefühl gehabt, perfekt Russisch zu sprechen, was vielleicht auch am konstanten Wodkafluss gelegen haben mochte und einer objektiven Betrachtung kaum standgehalten hätte. Er hatte sich mit sicher zehn Menschen verbrüdert. Und sich sauwohl gefühlt.
    Wlad war irgendein höheres Tier in der Polizeibehörde seiner Stadt. Aber Horndeich erinnerte sich nicht mehr, wie, wo und was genau Wlad dort war. Doch jetzt konnte ihm der direkte Kontakt zu einem ukrainischen Polizeibeamten vielleicht ein paar Antworten liefern, die er auf dem Wege eines Amtshilfeersuchens nie oder erst in ein paar Wochen, wenn nicht Monaten bekommen würde. Einen Versuch war es wert.
    Die Visitenkarte lag natürlich ziemlich weit unten.
    Er las: Wladimir Malinow. Oberleutnant bei der Miliz in Krywyj Rih. Als Horndeich den Namen der Stadt las, erinnerte er sich wieder. Er hatte sich mit Wlad auch über die Unterschiede in der Polizeiarbeit unterhalten. Polizei hieß dort Miliz, und die Beamten hatten militärische Ränge, daran erinnerte er sich wieder. Die Stadt Krywyj Rih lag rund zweihundertfünfzig Kilometer nordöstlich von Odessa. Wlad hatte ihm über seinen Urlaub in Odessa erzählt, der schönen Stadt am Schwarzen Meer. Und er hatte auch seine Mobilfunknummer auf die Karte geschrieben.
    Mit ein bisschen Glück …
    Zwanzig Minuten später saß Horndeich wieder an seinem Schreibtisch im Büro. Er entschied sich, die Mobilnummer von Wlad zu wählen.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Wladimir Malinow verstanden hatte, mit wem er sprach. Horndeich musste ihn zuerst an die Hochzeit erinnern.
    »Ah, Steffen! Wunderbar. Wie geht dir?«
    »Sehr gut.«
    »Und Anna – alles gut? Du auch Hochzeit? Kinder?«
    »Nein, Anna ist wieder nach Moskau gegangen. Aber ja, ich bin verheiratet. Und ich habe eine Tochter.«
    »Wunderbar! Schön, du rufst an. Du brauchst Hilfe?«
    »Ja, Wlad, deshalb rufe ich dich an. Ich habe hier eine Frau, die kommt aus Odessa. Und ich muss mehr über sie wissen. Aber du weißt ja, wie das ist. Wir müssen ein Gesuch auf Amtshilfe stellen.«
    »Was?«
    »Ach Wlad, Papier, viel Papier. Wir müssen hier einen Mord klären.« Dann erzählte Horndeich Wladimir in groben Zügen, was er über Nadeschda Pirownika wusste.«
    »Du Glück, Steffen. Ich fahre heute mit Familie zu Odessa. In drei Stunden wir fahren. Wir machen Wochenende an Meer. Aber ich kann sprechen mit Polizei in Odessa. Sie helfen dich, Steffen. Gib mir E-Mail. Und Telefon. Mobilna .«
    »Danke, Wlad, das ist sehr, sehr nett.«
    Sie unterhielten sich noch ein wenig über Wlad und seine Familie. Oksana, seine Frau, hatte Horndeich auf der Hochzeit ja kennengelernt. Ihre Kinder waren damals bei der Oma in Krywyj Rih geblieben.
    Horndeich sah in sein E-Mail-Postfach. Margot hatte ihm geschrieben. Sie hätten Pörgsen gefunden. Und sie würden mittags mit ihm sprechen. Horndeich schrieb eine kurze Mail zurück, in der er berichtete, dass er über Wlad versuchte, noch etwas mehr über Nadeschda herauszufinden.
    Dann sah er auf das Whiteboard.
    Wer Nadeschda war, würde er hoffentlich über Wlad erfahren. Das mit den Schmuckstücken hatte er auch geklärt. Nun war wieder mal Susanne Warka an der Reihe. Und die Verbindung zwischen Schaller und Aaner, die es geben musste, die er aber noch nicht sah.
    Vielleicht sollte er dem Gynäkologen einfach nochmals einen Besuch abstatten. Und wenn es nur den Druck auf den Mann erhöhte. Aber zuerst sollte er sich noch über dieses vermaledeite zweite Handy von Susanne Warka Gedanken machen.
    Eine halbe Stunde später hatte Horndeich die dritte Tasse Kaffee in der Hand und starrte auf das Whiteboard. Immer wieder hatte er Begriffe drangeschrieben, dann wieder weggewischt.
    Susanne Warka hatte mit ihrem zweiten Handy wild in Deutschland herumtelefoniert. Und offenbar auch im Netz gesurft. Aber das Handy hatten sie nicht gefunden.
    Vor zehn Minuten hatte er Susannes Freund Reinhard Zumbill angerufen. Aber auch der wusste nichts von einem zweiten Handy.
    Natürlich konnte das auch gelogen sein. Aber warum sollte er das zweite Handy von seiner Freundin verschwinden lassen? Und das Handy war auch nicht entlang des Bahndamms gefunden worden. Und nicht in der Handtasche der Toten.
    Horndeich sah nur zufällig auf den Gang, als Bernd Riemenschneider an die Tür klopfte.
    »Was Neues?«, fragte Horndeich.
    »Ja, aber nichts Gutes. Der Name dieser Nadeschda findet sich nirgends auf den Festplatten des

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