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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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sind als ich.
    Aber glauben Sie mir, Heiliger Vater, ich wünsche Ihnen für Ihre Reise nach Neapel von ganzem Herzen Erfolg!«
    »Ich danke Ihnen, auch von ganzem Herzen«, sagte Custos und ergriff Enricos Hände.
    Noch einmal spürte Enrico jene seltsame Wärme und Geborgenheit, die ihn von innen heraus erfüllte, und er bedauerte dass er den Papst jetzt verlassen musste. Unten trafen sie auf Don Luu und auf einen Alexander Rosin, der wie ausgewechselt war. Er wirkte sehr nervös und sagte Enrico, dass er nicht mit ihm zurückfahren könne, weil er noch etwas Wichtiges im Vatikan zu erledigen habe.
    »Das ist nicht weiter schlimm«, sagte Enrico. »Die Sonne scheint, und ich hatte ohnehin vor, Rom auf einem ausgedehnten Spaziergang ein bisschen näher kennen zu lernen.«
    Er war fast froh, dass er für ein paar Stunden ohne menschliche Gesellschaft war. Was er mit Custos besprochen hatte, wollte gründlich durchdacht sein.
    Mit gemischten Gefühlen ging Alexander zum Trakt des vatikanischen Bahnhofs, der das neue Gefängnis beherbergte.
    Don Luu hatte ihm mitgeteilt, dass sein Vater ihn sprechen wolle. Markus Rosin hatte es sehr dringend gemacht und erwähnt, dass es um Leben und Tod gehe. Aber mehr war aus Alexanders Vater nicht herauszuholen gewesen. Er wollte mit seinem Sohn sprechen und mit niemandem sonst. Nach der letzten Begegnung mit seinem Vater hatte Alexander nicht gedacht, dass dieser ihn so schnell – oder überhaupt –
    wiederzusehen wünsche. Hatte sein Vater sein Unrecht eingesehen, war er zur Reue bereit? Zum x-ten Mal seit dem Gespräch mit Don Luu fragte Alexander sich, ob er das Gefängnis mit leichterem Herzen oder nur um eine Enttäuschung reicher verlassen würde. Es war wie immer dieselbe Prozedur, und Alexander wurde in den Besucherraum mit dem klobigen Holztisch geführt. Vermutlich gab es nur diesen einen Besucherraum, das Gefängnis war nicht besonders groß. Diesmal war Alexander zuerst da, setzte sich auf den Besucherstuhl und wartete ungeduldig auf seinen Vater. Der wurde keine drei Minuten später von einem Gendarmen hereingeführt und ging ohne die Hilfe des Wächters auf seinen Stuhl zu. Seine Bewegungen wirkten sicher, als habe er sich mittlerweile an seine Blindheit gewöhnt. Aber das mochte eine Täuschung sein. Wenige Monate des Blindseins konnten kein ganzes Leben mit sehenden Augen auslöschen. Markus Rosin stolperte unvermittelt über ein Stuhlbein und schlug mit einem Ellbogen hart auf der Tischplatte auf. Alexander unterdrückte den Impuls, aufzuspringen und seinem Vater zu helfen; ein unbestimmtes Gefühl hielt ihn davon ab. Nur ein kurzes Zucken der Mundwinkel verriet Markus Rosins Schmerz. Mit ansonsten unbewegter Miene setzte er sich und sagte: »Danke, dass du mir nicht geholfen hast, Alexander. Ich mag es nicht, wenn man mich wie ein hilfloses Kind behandelt.«
    »Du weißt, dass ich schon hier bin?«
    »Ich habe deinen Atem gehört. Du hast sicher schon mal einen schlechten Film gesehen, in dem behauptet wird, die übrigen Sinne des Betroffenen würden nach der Erblindung schärfer werden. Es stimmt.«
    »Es ist wohl gut, wenn du dich allmählich daran gewöhnst.«

    »Was bleibt mir übrig?«, entgegnete Markus Rosin, und jetzt schwang etwas Bitterkeit in seiner Stimme mit.
    »Nichts«, sagte Alexander in dem Bewusstsein, dass es weder eine originelle noch eine tröstliche Antwort gab. Es gab keinen Trost für seinen Vater. Ihm blieb nur, sein Schicksal zu akzeptieren.
    Markus Rosin beugte sich zu Alexander vor und senkte seine Stimme. »War es gestern gefährlich für dich?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Alexander und sprach ebenfalls leiser.
    »Du warst doch in Marino, als der Pfarrer getötet wurde. Bist du dabei in Gefahr geraten?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Leider?«
    »Wenn ich in Gefahr geraten wäre, hätte ich die Mörder wenigstens zu Gesicht bekommen. Aber sie blieben unsichtbar wie Phantome. Wie kommt es überhaupt, dass du davon weißt?«
    »Bei deinem letzten Besuch hast du doch selbst die Vermutung geäußert, dass ich noch über gute Kontakte verfüge.«
    »Du hast es aber nicht bestätigt.«
    »Ich will niemanden in Bedrängnis bringen. Also gib dich damit zufrieden, dass ich über die Geschehnisse in Marino informiert bin.«
    »Ist der Mord an Leone Carlini der Grund, warum du mich sprechen wolltest?«
    »In gewisser Weise, ja. Du kommst denjenigen, hinter denen du her bist, allmählich zu nahe. Ich will dich warnen. Hör lieber mit deiner

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