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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Werner mit Gewalt davon abgehalten, sich mit ihm zu treffen? Das allerdings hätte bedeutet, dass er den Mördern in die Hände gefallen war. Vielleicht aber hielt ihn einfach nur das schlechte Wetter auf, und Werner oder sein Taxifahrer tastete sich eben so zögernd über die Via Appia wie er selbst vor wenigen Minuten. Er beschloss, im trockenen Wagen auf Werner zu warten. In diesem Moment sah er ein Licht an der Einmündung zum Parkplatz. Es waren die Kegel zweier Scheinwerfer, und ein zweiter Wagen rollte langsam heran. Es war ein dunkles Fahrzeug, dessen Fabrikat er nicht erkennen konnte. Werner Schardt besaß kein Auto. Wenn er es war, musste er sich den Wagen geliehen haben. Die Scheinwerfer blendeten Alexander, und er konnte nicht erkennen, wer in der dunklen Limousine saß. Der Wagen hielt ein paar Meter hinter dem Peugeot an, und der Motor erstarb.
    Aber das blendende Licht blieb eingeschaltet. Alexander kniff die Augen zusammen, als er durch das laute Regengeprassel hindurch das Geräusch einer Autotür vernahm.
    Eine Stimme rief: »Alexander, bist du da?«
    Das war Werner Schardt, kein Zweifel.
    »Hier unter dem Vordach«, antwortete Alexander. »Das Restaurant hat geschlossen.«
    »Dann komm in meinen Wagen, da können wir ungestört reden.«
    Alexander zog den Kopf ein, als könne ihn das vor dem Regen bewahren, und lief zu Schardts Fahrzeug. Er hatte es fast erreicht, da konnte er die Silhouetten im Innern erkennen. Dort saßen drei Gestalten, den Umrissen nach Männer. Alexander machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück zu seinem Wagen.
    Als er die Fahrertür des Peugeot aufreißen wollte, zersplitterte die Seitenscheibe, und winzige Glaskristalle fielen zusammen mit dem Regen auf seine rechte Hand. Gleichzeitig hörte er die Detonation des Schusses.
    Er spurtete in Richtung des Restaurants, wobei er Haken schlug wie ein fliehender Hase, um den drei anderen das Zielen zu erschweren. Vor ihm prallte ein Geschoss an der Hauswand ab und sirrte als Querschläger in die Dunkelheit. Mit einem Hechtsprung brachte er sich hinter der nächsten Ecke in Sicherheit. Als er sich abrollte, stieß er mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Es war einer von mehreren großen Kübeln, in denen Pflanzen standen – oder das, was das Unwetter von ihnen übrig gelassen hatte. Alexander kauerte sich zwischen die Kübel, die bei der schlechten Sicht guten Schutz boten, und kam endlich dazu, seine Waffe aus dem altmodischen Schulterholster unter seiner Lederjacke zu ziehen. Es war eine automatische Pistole, eine SIG Sauer P 225, wie sie den Offizieren und Unteroffizieren der Schweizergarde als Dienstwaffe diente. Als Alexander sich nach seinem Abschied von der Garde auf dem schwarzen Markt um eine Waffe bemüht hatte, hatte er mit Absicht nach dem vertrauten Modell gesucht. Mit der durchgeladenen und entsicherten P 225 im Anschlag kauerte er zwischen den Pflanzkübeln und starrte in den Regen, der ihn inzwischen vollständig durchnässt hatte. Das Haar klebte an seinem Kopf wie ein Helm, und das Wasser rann in kleinen Bächen unentwegt in seinen Kragen. Von seinem Versteck aus konnte er den Parkplatz nicht einsehen, und er konnte auch nichts Verdächtiges hören. Falls die drei nach ihm suchten – und davon ging er aus –, verständigten sie sich vermutlich durch Zeichen. Und selbst wenn sie leise miteinander sprachen, hätten Regen und Donner ihre Worte verschluckt. Er spürte, wie seine Anspannung wuchs, und wünschte sich fast, seine Feinde würden sich endlich zeigen. Lieber sah er der Gefahr ins Auge, als auf ihr plötzliches Auftauchen zu warten. Wie ein Echo hörte er in seinem Kopf die Stimme seines Vaters bei ihrem letzten Gespräch: Beende deine Recherchen über die ermordeten Priester, oder du wirst sterben! Ein Geräusch hinter ihm, nur ein leises Klacken, ließ ihn herumfahren. Er sah eine schemenhafte Gestalt, die in diesem Augenblick hinter den Kübeln in Deckung ging, die am weitesten von Alexander entfernt waren. Er kroch dem anderen auf allen vieren entgegen, wobei er darauf achtete, dass seine Pistole nicht in eine der zahlreichen Pfützen geriet. Nach fünf oder sechs Metern sah er ein paar Beine hinter zwei dicht beieinander stehenden Kübeln.
    Er stieß sich ab und landete auf dem anderen Mann, den er bäuchlings zu Boden presste. Alexander drückte die Mündung seiner Automatik gegen den Hinterkopf des anderen und stieß leise hervor: »Waffe fallen lassen! Und keinen Mucks, sonst bist du tot!«

    Die

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