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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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ungläubig zwischen Alexander und Donati hin und her. »Woher habt ihr gewusst, dass das eine Falle ist?«
    »Nicht gewusst, aber vermutet«, sagte Donati. »Rosin zum Essen in ein Restaurant zu bestellen, das weitab vom Schuss liegt und montags geschlossen hat, ist schon mal verdächtig.«
    »Ich hätte mich einfach geirrt haben können mit dem Restaurant«, wandte Schardt ein.
    »Ja«, stimmte Alexander ihm zu. »Ich wäre auch nicht besonders misstrauisch gewesen, wäre ich nicht vor einer Falle gewarnt worden.«
    »Gewarnt? Von wem?«
    »Auch wenn für dich in ein paar Sekunden noch nicht alles vorbei ist, Werner, brauchst du dir darüber nicht den Kopf zu zerbrechen.«
    Zweieinhalb Stunden später betrat Alexander frisch geduscht und in sauberen Kleidern Donatis Büro im Polizeihauptquartier auf dem Quirinal. Der Commissario saß entspannt hinter seinem Schreibtisch, hatte das Bein mit der Prothese weit von sich gestreckt und rauchte einen seiner geliebten Zigarillos.
    »Ist das Rauchen im Polizeihauptquartier eigentlich erlaubt?«, fragte Alexander, als er die Tür hinter sich schloss.
    »Keine Ahnung«, antwortete Donati und stieß einen großen Rauchkringel aus. »Hast du eigentlich einen Waffenschein?«
    Alexander grinste breit. »Wechseln wir das Thema, Stelvio!
    Du bist auffallend gut gelaunt. Haben unsere drei Schweizer etwa ein umfassendes Geständnis abgelegt?«

    »Das nicht, im Gegenteil, sie sind so stumm wie die sprichwörtlichen Fische. Aber immerhin haben wir sie erwischt, und eben hat mich der Justizminister höchstselbst angerufen und mir ordentlich Honig ums Maul geschmiert. Da darf man sich doch mal freuen, oder?«
    »Schon«, sagte Alexander und setzte sich Donati gegenüber.
    »Aber lieber wäre mir, wir hätten auch ihren Auftraggeber.
    Wenn der will, kann er neue Killer anheuern.«
    »Mal den Teufel nicht an die Wand!« Donati drückte den Zigarillo im überquellenden Aschenbecher aus und erhob sich.
    »Gehen wir zu deinem Freund Werner! Mal sehen, ob er jetzt bereit ist, eure Plauderei fortzusetzen.«
    Als sie Schardt in dem fensterlosen Verhörraum gegenübersaßen, fühlte Alexander sich unangenehm an die Besuche bei seinem Vater erinnert. Hier herrschten dieselbe sterile Atmosphäre, dieselbe Kälte, dasselbe künstliche Licht.
    Schardt, der inzwischen ebenfalls saubere Sachen trug, hockte mit gefesselten Händen auf einem der klobigen Stühle und starrte ins Nichts, tat so, als seien Alexander und Donati gar nicht anwesend.
    Der Commissario schenkte dem Gefangenen ein freundliches, aber unechtes Lächeln. »Signor Schardt, wäre jetzt nicht die Zeit für ein umfassendes Geständnis? Damit könnten Sie Ihre Lage wesentlich verbessern. Wir fragen Sie zuerst. Aber wenn Sie nicht reden, kommen Ihre Komplizen an die Reihe. Wer zuerst redet, hat vor Gericht die besten Karten.«
    »Niemand von uns wird reden«, sagte Schardt emotionslos.
    »Es ist gleichgültig, ob wir im Gefängnis sitzen oder nicht. Nur unsere Sache ist wichtig.«
    »Und was ist Ihre Sache?«, hakte Donati nach.

    »Das dürften Sie kaum verstehen«, lautete die abschätzige Antwort.
    »Sie können ja versuchen, es mir zu erklären.«
    Schardt schüttelte leicht den Kopf. »Glauben Sie wirklich, ich falle auf Ihre einfältigen Tricks rein? Ich werde Ihnen gar nichts erklären!«
    Alexander beugte sich zu ihm vor. »Aber mir bist du eine Erklärung schuldig, Werner!«
    »Dir, Rosin? Ich wüsste nicht, warum.«
    »Aus zwei Gründen. Erstens wolltest du mich umbringen.
    Zweitens hast du die Schweizergarde ein zweites Mal in Verruf gebracht, zu einem Zeitpunkt, wo sie sich noch nicht von den Aufregungen im Mai erholt hat.«
    »Mir kommen gleich die Tränen. Du sorgst dich um den Ruf der Garde? Du hast unseren Verein doch verlassen!«
    Das klang fast, als würde er Alexander des Verrats beschuldigen. Alexander begriff, dass in Schardt auch nicht ein Quäntchen von Unrechtsbewusstsein vorhanden war. Im Gegenteil, der Gardist schien sich, seiner nebulösen »Sache«
    verpflichtet, ganz und gar im Recht zu fühlen. Schardt war ein Fanatiker der gefährlichsten Sorte: einer, der absolut kaltblütig und überlegt zu Werke ging.
    »Ich glaube, wir werden wirklich nichts von ihm und den beiden anderen erfahren«, sagte Alexander zu Donati. »Warst du eigentlich dabei, als die drei trockene Sachen angezogen haben?«
    Der Commissario schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht vergnügungssüchtig.«
    »Aber ich«, erwiderte Alexander und

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