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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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vermutlich auf den Ausbruch des Vesuvs zurückging.
    »Luigi, was haben Sie uns Neues mitzuteilen?«, fragte der Moderator.
    »Morgen Vormittag will der Gegenpapst Lucius IV. auf dem Monte Cervialto östlich von Salerno eine Messe abhalten, um Gott mit den Menschen zu versöhnen und dem allgemeinen Unglück ein Ende zu bereiten, wie die Gegenkirche verlauten ließ.«
    »Warum ausgerechnet auf diesem Berg?«, fragte der Moderator.
    »Dort steht ein berühmtes Kreuz, das so genannte Kreuz der großen Gnade. Dort sollen schon viele große Sünder ihre Taten bereut und sich wieder mit Gott versöhnt haben.«
    Statt des Korrespondenten wurde das Foto eines großen, schmucklosen Holzkreuzes eingeblendet, das auf einer Anhöhe einsam in den Himmel ragte.
    »Und was sagt die Amtskirche dazu, Luigi?«, wollte der Moderator wissen.
    Der Korrespondent kam wieder ins Bild und sagte: »Papst Custos, der noch immer in Neapel weilt, hat angeboten, den Gottesdienst gemeinsam mit dem Gegenpapst zu zelebrieren, was eine ziemliche Sensation ist. Sofort hieß es, die Kirche in Rom würde damit die Kirchenspaltung als Faktum anerkennen.
    Allerdings hat die Gegenkirche sich eine Teilnahme von Papst Custos an dem Gottesdienst verbeten. Nach ihrer Auffassung hat Custos durch sein Erscheinen in Neapel die Naturkatastrophe ausgelöst.«
    »Gibt es denn inzwischen wissenschaftliche Erkenntnisse über die wahre Ursache der Katastrophe?«
    Der Korrespondent schüttelte den Kopf. »Das noch nicht.
    Allerdings sind sich alle Wissenschaftler darüber einig, dass die Beben und der Vulkanausbruch naturwissenschaftlich zu erklären sind und nicht theologisch.« Luigi Pericoli stutzte, drückte den Knopf, der in seinem linken Ohr saß, fester hinein und sagte dann: »Gerade höre ich eine interessante Neuigkeit.
    Trotz der Aufforderung der Gegenkirche, dem Versöhnungsgottesdienst fernzubleiben, will Papst Custos morgen Vormittag zum Kreuz der großen Gnade hinaufsteigen.
    Wie es heißt, will er das barfuß tun, um zu zeigen, dass er zu jeder Buße bereit ist, falls er wirklich Schuld auf sich geladen hat.«
    Enrico, Vanessa, Alexander und Elena sahen einander ungläubig an, und jeder dachte dasselbe: Morgen Vormittag würden die Vision von Angelo Piranesi und die dritte Prophezeiung von Fatima in Erfüllung gehen.

17
    Östlich von Salerno,
    Donnerstag, 1. Oktober
    Schon seit Stunden fuhren Enrico, Vanessa, Elena und Alexander durch eine trostlose Landschaft, was nicht allein auf die Verwüstungen des schweren Erdbebens zurückging. Der Vesuv stieß in unregelmäßigen Abständen schwarze Rauchwolken ungeheuren Ausmaßes in den Himmel, und die Vormittagssonne war nur zu erahnen. Südlich der Abruzzen lag das Land unter einem düsteren Schleier, der es selbst dort, wo keine verlassenen Dörfer und eingestürzten Gebäude von dem Erdbeben kündeten, verdorrt und tot wirken ließ. Sie hatten Pescia mit zwei Fahrzeugen verlassen, da Fliegen zurzeit eine unsichere Sache war. Der zivile Flugverkehr war südlich von Rom vollständig zum Erliegen gekommen, und selbst die Flüge nach Rom waren wegen zahlreicher Änderungen infolge der Katastrophe sehr unzuverlässig.
    Vorneweg fuhren Alexander und Elena im Mietwagen des Schweizers, Enrico folgte mit Vanessa in seinem gemieteten Fiat. Bis auf die Höhe von Rom waren sie gestern Abend gut durchgekommen, aber danach wurden die Straßen zusehends voller, und bald ging es, wenn überhaupt, nur noch mit Schrittgeschwindigkeit vorwärts. Flüchtlingskolonnen aus dem Süden, Hilfskonvois Richtung Süden und eine wahre Völkerwanderung an Katastrophentouristen verstopften das Fernstraßennetz. In einem Hotel nahe Latina hatten sie freie Zimmer gefunden, ein paar Stunden geschlafen und setzten heute Morgen bereits um halb sechs ihre Fahrt fort. Inzwischen waren sie auf Nebenstraßen ausgewichen, die einzige Möglichkeit, überhaupt noch voranzukommen. Enrico war froh, dass Vanessa neben ihm saß. Nicht nur, weil ihm die Unterhaltung mit ihr half, die Langeweile der ereignislosen Autofahrt zu vertreiben. Er mochte Vanessa, und je länger er mit ihr zusammen war, desto weniger dachte er an Elena und desto geringer wurde sein Schmerz über den Verlust von etwas, das er in Wahrheit nie besessen hatte. »Warum tun Sie sich das eigentlich an?«, fragte er seine Beifahrerin, während sie endlos lange vor der Schranke eines Bahnübergangs warteten.
    »Alexander will den Papst retten, Elena wird am Monte Cervialto eine gute

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