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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Story finden und ich vielleicht meinen Vater.
    Aber warum machen Sie diesen Trip mit, Vanessa?«
    »Mitgegangen, mitgefangen, um ein altes Sprichwort abzuwandeln«, sagte sie lächelnd. »Glauben Sie, ich hätte Theologie studiert, wenn mir der Konflikt zwischen Papst und Gegenpapst gleichgültig wäre? Außerdem ist die Prophezeiung von Borgo San Pietro ein wichtiger Komplex in dem Buch, das ich schreiben will. Wann hat man schon mal Gelegenheit, die Erfüllung einer Prophezeiung hautnah mitzuerleben?«
    »Ich will nicht hoffen, dass die Prophezeiung über das Attentat auf Papst Custos in Erfüllung geht. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch.«
    »Nein, natürlich nicht. Obwohl …«
    »Was?«, hakte er schnell nach, als Vanessa sich auf die Lippen biss.
    »Ach, nichts, nur so ein Gedanke.«
    »An was dachten Sie? Ich sehe Ihnen doch an, dass es wichtig ist.«
    »So gut kennen Sie mich schon?«
    »Eine gemeinsame Geiselnahme verbindet eben. Also, raus mit der Sprache!«
    »Ich will Sie nicht beunruhigen, Enrico, aber warum gehen wir eigentlich so fest davon aus, dass Custos das Opfer des Attentats ist? Der Heilige Vater, um den es in den Prophezeiungen von Borgo San Pietro und Fatima geht, könnte doch auch der Gegenpapst sein.«
    Enrico verstand sofort, warum Vanessa diese Überlegung für sich hatte behalten wollen. Sie wollte ihn nicht mit dem Gedanken belasten, er könne seinen Vater verlieren, bevor er ihn überhaupt gefunden hatte.
    Aber es war eine wichtige Überlegung, und er betätigte die Lichthupe, um Alexander zum Anhalten zu veranlassen. Die beiden Fahrzeuge rollten an den Straßenrand, und die vier Insassen stiegen aus. Die Luft war schwer und drückend und machte einem das Atmen nicht gerade leicht. Ein Lkw-Konvoi mit Hilfsgütern fuhr an ihnen vorbei, und das Dröhnen der schweren Dieselmotoren unterband für kurze Zeit jede Unterhaltung. Als der hinterste Lkw um die nächste Kurve gebogen war, teilte Enrico den anderen mit, was Vanessa ihm gerade gesagt hatte.
    Elena nickte Vanessa anerkennend zu. »Die Möglichkeit, dass der Gegenpapst das Ziel des Attentats ist, besteht durchaus.
    Wir müssen Bretter vor dem Kopf gehabt haben, dass wir nicht eher daran gedacht haben. Allerdings halte ich persönlich Papst Custos für gefährdeter. Sein Ableben würde Totus Tuus Vorteile bringen, nicht das von Tomás Salvati.«
    »Spekulieren bringt uns nicht weiter«, sagte Alexander ungeduldig und zückte sein Handy. »Ich werde noch einmal versuchen, Donati zu erreichen.«
    Aber das Ergebnis war dasselbe wie gestern und heute Morgen schon, als Alexander vergeblich versucht hatte, den Commissario oder jemand Maßgeblichen im Vatikan anzurufen.
    Niemand, der wichtig gewesen wäre, war zu sprechen, und nach Neapel bekamen sie erst recht keine Verbindung, weder übers Handy noch übers Festnetz.

    »Wir könnten beim nächstbesten Polizisten Alarm schlagen«, schlug Vanessa vor. »An allen großen Kreuzungen stehen Streifenwagen.«
    »Zeitverschwendung«, sagte Alexander kopfschüttelnd, während er sein Handy zurück in die Jacke steckte. »Sie würden uns kein Wort glauben, und das würde ich an ihrer Stelle auch nicht. Wahrscheinlich könnten wir froh sein, wenn sie uns nicht für durchgeknallt halten und festnehmen. Fahren wir lieber weiter, jede Minute zählt!«
    Sie stiegen wieder in die Fahrzeuge und setzten die Fahrt durch das verschlungene Netz von kleinen und kleinsten Nebenstraßen fort. Enrico dachte an den gestrigen Tag, an die Begegnung mit Angelo und an die Auseinandersetzung mit Fulvio Massi. Er wunderte sich noch immer, dass Massi sie einfach hatte ziehen lassen. Vermutlich hatte der Commissario eingesehen, dass aus ihnen nichts herauszubekommen war. Ein anderer als er wäre wohl penetranter gewesen, aber Massi kannte die Leute von Borgo San Pietro und wusste um ihre Geheimnisse. Vielleicht gab er sich mit der Einsicht zufrieden, dass Borgo San Pietro nicht alle Geheimnisse preisgab. Falls nicht, würde er wahrscheinlich seine Schwester gehörig ins Gebet nehmen. Hinter einer weiteren Kurve war die Straße dicht, zugeparkt mit Autos, die auch rechts und links der Fahrbahn auf den Feldern standen. Militär hatte die Straße abgesperrt, und ein paar mit Schnellfeuergewehren und Maschinenpistolen bewaffnete Soldaten wachten darüber, dass niemand die Absperrung durchbrach. Ganz in der Nähe ragte der Monte Cervialto, ein Berg von über eintausendachthundert Metern Höhe, in den finsteren

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