Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
Vom Netzwerk:
durchgeschüttelt.
Enrico blickte nach hinten und erschrak. Der Geländewagen schoß mit unverminderter Geschwindigkeit heran, und wer dieses Fahrzeug lenkte, brauchte
unebenen Untergrund nicht zu fürchten. Der Lieferwagen wurde erneut gerammt, mit solcher Wucht, daß
Maurizio die Kontrolle verlor.
Der Wagen drehte sich nach links, kam von der
Straße ab und rutschte den bewaldeten Abhang hinunter. Enrico krallte sich an der Verkleidung des
Handschuhfachs fest, während Maurizio sich alle
Mühe gab, den Baumstämmen auszuweichen. Einmal,
zweimal, dreimal gelang es, aber dann sah Enrico direkt vor ihnen einen gewaltigen Baumstumpf aufragen.
Er wollte Maurizio noch warnen, doch es war zu
spät. Nach dem Aufprall wurde der Wagen in die Luft
geschleudert, landete auf der Fahrerseite und überschlug sich noch einmal seitlich. Dann herrschte Stille,
der Motor war abgesoffen.
Enrico war schlecht, um ihn herum drehte sich alles. Er schloß die Augen und atmete tief durch, bis es
ihm etwas besserging. Als er die Augen wieder öffnete, stellte er fest, daß der Wagen auf der Fahrerseite
lag, gestoppt von einem mächtigen Baumstamm.
Maurizio, der nicht angeschnallt gewesen war, lag
in seltsam verrenkter Haltung unter ihm. Enrico
sprach ihn an, aber der Kaufmann reagierte nicht. Enrico versuchte, seinen Puls zu fühlen. Nichts. Als Enrico sich weiter zu ihm herumdrehte, bemerkte er die
vollkommen unnatürliche Kopfhaltung. Kein Zweifel,
der alte Mann hatte sich das Genick gebrochen.
Enrico löste seinen Gurt und versuchte, die Beifahrertür, die jetzt über ihm war, zu öffnen. Die ganze
Karosserie hatte sich bei dem Unfall verzogen, und
die Tür klemmte. Mit aller Kraft stemmte er sich dagegen. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
Beim fünften oder sechsten Versuch gab die Tür
endlich nach, und er kletterte aus dem Wrack.
Seine Glieder schmerzten, aber wenn er an Maurizio dachte, konnte er sich noch glücklich schätzen.
Schritte und Stimmen ließen ihn aufhorchen. Sein
erster Impuls war, laut zu rufen.
Aber dann sagte er sich, daß dort keine Helfer kamen, sondern die Insassen des Geländewagens – Maurizios Mörder. Das eben war kein Unfall gewesen.
Enrico begann zu laufen, den Abhang hinunter, fort
von den Unbekannten, aber sie hatten ihn bereits entdeckt.
»Dort läuft er!« hörte er eine helle Stimme, die ihm
seltsam vertraut vorkam. »Hinterher, er darf uns nicht
entwischen!«
17
Rom

S
ie ist draußen!« rief ein aufgekratzter Stelvio Donati, als er Alexanders Krankenzimmer betrat.
»Jedenfalls so gut wie.«
    Alexander stellte das Frühstückstablett auf den
kleinen Tisch neben seinem Bett und warf seinem Besucher einen überraschten Blick zu.
    »Daß man im Krankenhaus zu nachtschlafender
Zeit geweckt wird, ist ja normal, aber was hat dich so
zeitig aus dem Bett geworfen?«
    »Ich habe nicht viel geschlafen.« Donati lachte leise.
»Aber andere hatten noch weniger Schlaf. Ich rede
jetzt von den Kollegen der Kriminaltechnik und der
Gerichtsmedizin. Ich habe ihnen zu einer Nachtschicht verholfen, die sie mir vielleicht nicht so schnell
verzeihen werden, die aber nicht ganz erfolglos war,
um es mal bescheiden zu formulieren.«
    »Formulier es mal weniger bescheiden«, forderte
Alexander den Freund auf. »Was hast du für aufregende Neuigkeiten?«
    Donati zog sich den Besucherstuhl heran und setzte
sich. »Also zum einen haben wir Blutspuren an Rosario Picardis Leiche gefunden, die weder zu ihm noch
zu Elena gehören.«
    »Dann ist ihre Unschuld erwiesen?«
»Zumindest ist der Schuldvorwurf in Frage gestellt.
Die Blutspuren beweisen, daß wenigstens eine weitere
Person an Picardis Tötung beteiligt war, womit Elenas
Version der Ereignisse an Glaubhaftigkeit gewinnt.
Natürlich könnte man unterstellen, daß Elena und die
Person, von der die Blutspuren stammen, Komplizen
sind, aber hätte ein Komplize sie bei der Leiche zurückgelassen? Das ergibt keinen Sinn. Also sieht es für
Elena ziemlich gut aus.«
»In der Tat.« Alexander war darüber so glücklich,
daß er seine Kopfschmerzen vollkommen vergaß.
»Jetzt müßte man nur noch herausfinden, von wem
das Blut stammt.«
Donati grinste verschmitzt. »Den Namen der Person wissen wir noch nicht, aber wir können sagen, wo
sie sich gestern abend gegen neun aufgehalten hat.
Nämlich am Tiberufer, bei Federicos Trattoria. Und
das verdanken wir dir, Alexander.«
»Emilio Petti kann es nicht gewesen sein, wenn ihr
den Namen der Person

Weitere Kostenlose Bücher