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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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brisantes Material enthalten?«
Pallottino schüttelte den Kopf. »Nein, Dirigente
Donati.«
»Gab es für Ihren Wechsel zu Kardinal Scheffler einen besonderen Grund?«
»Don Picardi selbst hat mich Seiner Eminenz empfohlen, weil er meinte, gute Leistungen müßten belohnt werden.«
»So?« Donati wies auf den Aktenordner. »Na, dann
zeigen Sie mal, was zu leisten Sie in der Lage sind, Signor Pallottino!«
29
San Gervasio

D
    er Helikopter der italienischen Armee schwebte
über der Bergkuppe, und der Pilot schüttelte
zweifelnd den Kopf. Direkt unter der großen Libelle
aus Metall, Kunststoff und Sicherheitsglas lag das Kloster, das von hier oben den Eindruck einer seit Jahrhunderten verlassenen Ruine machte. Nur der Geländewagen, der zwischen den Gebäuden stand, störte
diesen Eindruck.
    Der Kopilot, ebenfalls ein italienischer Offizier,
drehte sich zu Papst Lucius und den drei Schweizergardisten um und sagte so laut, daß er das Rotorengeknatter übertönte: »Heiliger Vater, wir können hier
oben nicht landen. Die Gebäude stehen zu dicht beieinander. Wir müßten zusehen, ob wir irgendwo an
der Bergstraße einen Landeplatz finden.«
    Custos nickte. »Einverstanden.«
Ein Schulterklopfen des Kopiloten genügte, und der
Pilot ließ den Hubschrauber sich leicht zur Seite neigen und oberhalb der gewundenen Bergstraße entlanggleiten.
    Gardeadjutant Roland Kübler blickte hinunter und
sah zu beiden Seiten der Straße nichts als Felsen und
Bäume. Dann aber tauchte direkt am Straßenrand eine
Lichtung auf, nicht sonderlich groß, aber für den erfahrenen Offizier am Steuerknüppel groß genug.
Punktgenau setzte der Helikopter in der Mitte der
kleinen Lichtung auf.
    Gardeleutnant Robert Klameth gab seinen beiden
Untergebenen ein Zeichen. Kübler sprang rechts, Zarli
Hofer links aus dem Helikopter, um das Gelände zu
sichern. Viel zu sichern gab es hier allerdings nicht,
wie Roland Kübler fand, schließlich waren sie mitten
in der Einöde gelandet. Er fragte sich, wozu dieser
Einsatz diente, rief sich aber gleich darauf zur Räson.
Ein Soldat hatte Befehle zu befolgen und nicht zu hinterfragen.
    Als der überraschende Befehl vom Gardekommandanten gekommen war, Kübler, Klameth und Hofer
sollten Papst Lucius als Leibwache auf einem Helikopterflug begleiten, hatte das die drei Gardisten kalt
erwischt. Sie hatten noch nicht einmal die Privatkleidung anziehen können, die üblich war, wenn sie außerhalb des Vatikans als Leibwache fungierten. So
trugen sie ihre dunklen Alltagsuniformen mit den
schwarzen Baretts. Zusätzlich zur Dienstpistole, der P
225, war Kübler und Hofer das Sturmgewehr 90 ausgehändigt worden, als ginge es in einen Kampfeinsatz.
Das alles war schon merkwürdig genug. Aber was den
Heiligen Vater in diese abgelegene Berggegend führte,
blieb für Roland Kübler das größte Rätsel.
    Leutnant Klameth sprang aus dem Hubschrauber
und sah seine beiden Männer an. Sie gaben ihm das
Handzeichen für »Keine Gefahr«.
    Klameth sprach mit den Männern in der Helikopterkanzel. Der Pilot stellte den Motor aus, und das
ohrenbetäubende Knattern erstarb, während die Rotorblätter zum Stillstand kamen. Papst Lucius und der
Kopilot, ein gewisser Leutnant Secchi, verließen die
Kanzel.
    »Hier erwartet uns natürlich kein Empfangskomitee«, sagte der Papst und holte aus einer Tasche seines
weißen Gewands ein Handy hervor.
    Kübler konnte ein Grinsen nicht ganz unterdrükken. Ein Papst, der auf einem abgelegenen Berg stand
und telefonierte, war ein komischer Anblick. Als er
aber das Gesicht des Heiligen Vaters sah, gefror sein
Grinsen. Lucius IV. wirkte äußerst angespannt und
besorgt.
    »Nichts«, sagte der Papst schließlich. »Ich kriege
keine Verbindung zum Kloster, obwohl ich die Handynummer des Arztes gewählt habe, der vom Kloster
aus angerufen und gesagt hat, er sei dort zu erreichen.«
    Klameth blickte den Berg hinauf, wo, von ihrem
Standort aus hinter einer Felswand verborgen, das
Kloster lag. »Ich werde einen meiner Leute hinaufschicken, wenn Sie gestatten, Heiliger Vater. Vielleicht
gibt es dort einen Wagen, der uns abholen kann.«
»Gehen wir lieber gleich alle zusammen«, erwiderte
    Lucius. »Dann sind wir schneller da.«
»Aber es regnet, Eure Heiligkeit!«
»Bin ich aus Zucker?« fragte Lucius und wandte
    sich an Leutnant Secchi.
»Danke, Herr Leutnant, Sie können zurückfliegen.
Wir rufen Sie, wenn wir Sie brauchen.«
»Sollen wir nicht lieber warten, Heiliger

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