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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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dass mein Geschimpfe Wirkung gezeigt hatte.
    »N un«, fuhr ich fort, die Hände in die Hüften gestemmt, »d u kannst reinkommen und mit uns reden. Du wirst uns sagen, was wir wissen müssen und wie wir sie aufhalten können, oder du kannst gehen. Aber ihr«– ich blickte über die Schulter zu Lincoln, in dessen Augen noch immer der Zorn tobte–, »i hr zwei und eure männlichen Egos, werdet heute Abend nicht kämpfen, weil, lasst es mich mal so sagen«– ich sah wieder vom einen zum anderen–, »w enn einer von euch auch nur einen weiteren Schlag ausführt, dann ist dieses Gespräch beendet und diese Kinder werden sterben.«
    Stille.
    »I ch setze Wasser auf«, sagte ich, weil ich ihr Schweigen als Einwilligung deutete. Vorerst.
    Wir saßen um den Küchentisch herum, jeder eine Tasse Kaffee in der Hand, und die Anspannung war zum Greifen. Plötzlich kam mir die Hütte sehr klein vor.
    Lincoln und Phoenix saßen sich gegenüber, ihre Blicke brannten vor Bosheit.
    Es war seltsam, sie beide zusammen zu sehen, und es bereitete mir ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend.
    Phoenix sah wie immer unglaublich aus. Er trug eine schmal geschnittene schwarze Hose und ein tailliertes schwarzes Hemd. Sein opalartiges Haar wellte sich und hatte einen überwältigenden Silberschein. Er war nichts weiter als eine Kreatur der Lust, rief ich mir ins Gedächtnis.
    Ich konnte nicht leugnen, dass seine Nähe eine Wirkung auf mich hatte. Es war nicht dasselbe wie bei Lincoln, sondern roh und mit schlechtem Gewissen behaftet.
    Weil ich wusste, dass es nicht echt war. Phoenix unterzog meine Gefühle einer kontrollierten Manipulation, aber ich sehnte mich trotzdem danach. Ich hatte Lincoln kurz zuvor erklärt, dass ich süchtig nach Phoenix’ Fähigkeiten wäre, und jetzt, wo ich ihn anschaute, wurde mir klar, dass es mehr war als das. Ich fühlte mich aufgrund unserer Verbindung und dem, was wir einst gemeinsam hatten, auf einer tieferen Ebene zu ihm hingezogen.
    »D u hast uns in der U-Bahn geholfen und uns zu dem anderen Kind geführt«, sagte ich. Feststellung, keine Frage. Als Phoenix nichts darauf sagte, fuhr ich fort. »D u hast versucht, mich in meinen Träumen zu erreichen– nicht um mir etwas anzutun, sondern um uns zu helfen.«
    Phoenix saß reglos wie eine Statue da.
    Endlich rührte er sich. »D u hast mich ständig hinausgedrängt, und als du erst mal hinter den Schutzschilden der Akademie verschwunden warst, wurde es unmöglich.«
    »H ast du schon immer gewusst, dass ich deine Gefühle besser wahrnehmen kann als andere?«, fragte ich, wobei ich ignorierte, dass Lincoln schweigend vor sich hinbrütete. Aber ich musste es wissen. Was ich von Phoenix fühlte, war mehr als nur seine emotionalen Ausströmungen, und es war anders als alles, was ich bei anderen empfand.
    Phoenix zuckte zusammen. Ihm war klar, was ich wissen wollte. »S eit ich dich geheilt habe, ist die Verbindung da.«
    »I ch glaube, ich kann einige von Phoenix’ Gefühlen wahrnehmen, auch wenn er das gar nicht will«, erklärte ich Lincoln.
    »G roßartig«, sagte Lincoln trocken.
    »S o meine ich das nicht«, sagte ich und wurde rot. »A ber ich glaube, das hilft mir manchmal, ihn zu verstehen.«
    »U nd sie scheint jeden einzelnen Zentimeter von mir zu kennen«, stichelte Phoenix.
    »W as willst du hier, Phoenix?« Lincoln knirschte bei jedem Wort mit den Zähnen.
    Phoenix’ Fassade bröckelte– nur ein paar Sekunden lang–, aber ich sah es: Die dunklen Ringe unter seinen Augen, die Verzweiflung, die ich in den Tunnels wahrgenommen hatte. Ich spürte seine Müdigkeit.
    Er legte seine Hände mit den Handflächen nach unten auf den Tisch und wog seine Worte sorgfältig ab. »I ch habe keine Lösung. Ich kann nur bestätigen, dass wir alle wahrscheinlich sehr bald sterben werden. Nichts, was ich tun kann, wird das ändern, aber anders als andere…«– er sah mich eindringlich an– »b in ich nicht bereit, all meine Sünden zu beichten und Absolution zu erhalten.«
    »A ls könntest du je Absolution erhalten!«, knurrte Lincoln.
    »R ichtig«, stimmte Phoenix zu.
    Ich kaute auf der Innenseite meiner Wange herum. Das lief nicht gut.
    »W arum bist du dann hergekommen?«, hakte Lincoln nach. Ich sah, dass sich seine Hände auf seinen Schenkeln zu Fäusten geballt hatten. Ich konnte nur erahnen, wie wütend er auf mich sein würde, wenn Phoenix wieder weg wäre.
    Phoenix zuckte mit den Schultern und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Doch seine

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